Berlin. Die Umstellung vom sogenannten DVB-T auf DVB-T2 HD steht unmittelbar bevor: Was unterscheidet die beiden Technologien voneinander?

Bald ist der Siegeszug von Full-HD-Fernsehen in Deutschland abgeschlossen. Denn in diesem Jahr beginnt auch beim terrestrischen Fernsehen die Umstellung auf die entsprechende Sendetechnik. Kabel, Satellit oder das Internetfernsehen IPTV unterstützen die HD-Auflösungen bereits seit Jahren. Zehn Prozent der Deutschen aber nutzen noch immer die Antenne, um TV-Signale zu empfangen. Auch sie kommen künftig in den Genuss schärferer Bilder in den Auflösungen 720p (1280 mal 720 Bildpunkte) oder 1080p (1920 mal 1080 Bildpunkte).

Wie ist der Zeitplan für die Umstellung?

Die Umstellung von DVB-T auf DVB-T2 HD beginnt in diesem Jahr vor allem in Ballungsräumen. Großstädter können das neue Sendeformat testweise schon heute ausprobieren, im Frühsommer sollen weitere Gebiete zugeschaltet werden. Aber: Vorerst werden nur eine Handvoll Sender im HD-Format ausgestrahlt, alle Spiele der Fußball-Europameisterschaft im Sommer zum Beispiel sollen über Antenne in HD empfangbar sein. Ab März 2017 soll dann das volle Angebot aufgeschaltet werden. Mitte 2019 könnte die Umstellung bundesweit abgeschlossen sein. DVB-T war damit nur eine recht kurze Lebensdauer beschert – die Umstellung ist vielerorts nicht mal zehn Jahre her. Der 1967 gestartete analoge Farbfernsehstandard PAL hatte über 35 Jahre Bestand.

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Welche Vorteile bringt DVB-T2 HD?

Um es kurz zu machen: Schärferes Bild und mehr Programme. Eine genaue Senderbelegung ist noch nicht bekannt, geplant ist aber ein Angebot aus rund 40 Programmen, darunter öffentlich-rechtliche sowie private Sender. Die Auswahl der einzelnen Sender richtet sich voraussichtlich nach den Marktanteilen. Außerdem können die Programme in Full-HD gezeigt werden. Eine wichtige Einschränkung gibt es allerdings: Privatsender wie RTL, Sat.1 oder ProSieben werden nur verschlüsselt ausgestrahlt. Wer sie sehen möchte, wird einen „mittleren einstelligen Eurobetrag“ im Monat zahlen müssen, so die Initiative DVB-T2 HD, ein Zusammenschluss verschiedener Sender, auf ihrer Internetseite www.dvb-t2hd.de. Der genaue Betrag steht noch nicht fest.

Warum ändert sich das Format fürs Antennenfernsehen schon wieder?

Hier gibt es zwei wesentliche Gründe: Erstens ist DVB-T mittlerweile veraltet. Während erste Satellitenprogramme schon Sendungen im UHD-Format anbieten, also der vierfachen Auflösung von Full-HD, strahlt DVB-T noch im sogenannten SD-Format mit maximal 720 mal 576 Bildpunkten aus. Die Umstellung wird aber auch aus einem weiteren Grund nötig: der sogenannten „digitalen Dividende II“. Denn damit der stetig wachsende Bedarf nach mobiler Datenkapazität gedeckt werden kann, hat die Bundesregierung beschlossen, einen Teil der Frequenzen, die bisher für die Übertragung von DVB-T-Signalen genutzt wurden, für Mobilfunkanbieter freizumachen. Damit bleibt weniger Platz für TV-Signale – weshalb diese eine effizientere Technologie benötigen: DVB-T2 HD.

Was unterscheidet DVB-T2 HD technisch von DVB-T und DVB-T2?

Der neue Standard macht vor allem eines: Er komprimiert die Bilder deutlich besser. Das heißt, das Programm wird durch einen sehr effektiven Prozess für die Übertragung so verdichtet, dass man mehr Programme in besserer Qualität ausstrahlen kann und dafür zudem weniger Sendekapazität braucht als vorher. Für die Videokompression, also das Kleinrechnen der Bilder, ist ein neuer Standard namens HEVC – der technische Name lautet H.265 – verantwortlich. Achtung: Bei Geräten, die DVB-T2 unterstützen, wird nicht zwingend auch HEVC oder H.265 unterstützt. Deshalb sollte man beim Kauf auf das grüne DVB-T2-HD-Logo achten, um sicherzugehen

Kommen auch ältere Fernseher mit dem neuen Standard zurecht?

Es kommt drauf an: Wenn das TV-Gerät Full-HD-Signale anzeigen kann, ist es ausreichend gerüstet. Ganz neue Fernseher unterstützen den neuen Standard oft schon, die meisten Nutzer werden um die Anschaffung einer DVB-T2-HD-fähigen Set-Top-Box aber nicht herumkommen. Vereinzelt gibt es solche schon ab etwa 30 bis 40 Euro im Handel. Im Laufe des Jahres dürfte das Angebot weiter zunehmen. Wer ohnehin plant, einen neuen Fernseher zu kaufen, sollte darauf achten, dass dieser DVB-T2 HD unterstützt.

Brauche ich eine neue Antenne?

Wer bereits DVB-T nutzt, kann die verwendete Antenne aller Voraussicht nach weiter benutzen. Wer dagegen neu ins terrestrische Fernsehen einsteigt, sollte sich vorher informieren, ob für den jeweiligen Empfangsbereich eine Zimmer-, Außen- oder Dachantenne empfohlen wird. Eine entsprechende Karte kann etwa unter www.dvb-t2hd.de gefunden werden. Außerdem wird es dort auch detaillierte Informationen zu den einzelnen Ausbaustufen geben, sobald diese bekannt sind. Für den derzeitigen Testbetrieb in Berlin, Köln, Bonn und München können diese bereits eingesehen werden.