Berlin. Wenn schon Uhr am Handgelenk statt Handy in der Tasche, dann muss es aber eine hochwertige Armbanduhr sein - vor allem Modelle in Gold sind zurück.
Eine Uhr kauft man sich nicht wie viele Kleidungsstücke jede Saison neu. Zwar gibt es immer wieder Trendverschiebungen, aber gerade der Blick in die aktuellen Kataloge zeigt: Was schon mal da war, kommt wieder - und manche Uhr aus Opas Bestand könnte dem Enkel heute sogar zum Trendsetter machen. Ein Überblick:
Was liegt im Trend?
Handys hatten die Armbanduhr lange von den Handgelenken verdrängt. Aber dann kamen Uhren gerade als Statussymbole an Geschäftsmännern zurück, auch viele Jüngere und Modefans griffen zu prunkvollen, großen Modellen. Und jetzt? Laut den Verantwortlichen der Schmuckmesse Inhorgenta, die im Februar in München stattfindet, werden Uhren wieder bescheidener. In allen Segmenten kommen verstärkt Kollektionen auf den Markt, die auf Understatement setzen, erläutern die Trendexperten. Das sind zum Beispiel sehr dünne Modelle, die bescheiden wirkten, aber gleichzeitig elegant und vornehm.
Für Männer gibt es laut dem Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (kurz: Bundesverband Schmuck+Uhren) in der Wintersaison vornehmlich ein Thema: Vintage. Die Trendmodelle erinnerten an Armbanduhren früherer Zeiten, wozu ein wieder kleineres Gehäuse der sogenannten Midsize gehört. Weitere Details dieser Modelle seien ein schlichtes überschaubares Ziffernblatt und ein klarer Bandansatz. Gefragt sei hier auch Roségold.
Die Größe bleibt aber zumindest bei einigen Frauen-Modellen. So berichtet der Verband, dass große Damenuhren mit schlanken Armbändern aus Metallspangen oder Leder angesagt sind. Diese großen Modelle passten gut zum Boyfriend-Look der Mode - hier tragen Frauen übergroße Kleidungsstücke, die wirkten, als hätten sie diese aus dem Schrank ihrer Männer gemopst.
Wie groß Frauen ihr Uhrenmodell wählen sollten, hängt von ihrer Größe ab. «So können Frauen, die eine sportliche, kräftige Statur haben, gut auch Herrenmodelle oder Uhren mit breiten Armbändern tragen», erklärt die Imageberaterin Anneli Eick aus Würzburg. «Kleine, zierliche Frauen müssen dagegen darauf achten, dass die Uhr proportional zum Handgelenk passt und nicht zu breit und wuchtig ist.»
Was sind die Trendmaterialien?
Die goldene Proleten-Uhr ist zurück - ob in Weißgold oder Gelbgold. Roségold ist besonders stark in den Kollektionen vertreten. Auch die Messe- und Verbandsexperten sehen das als großen Trend. Oft wird das Edelmetall mit anderen Materialien gemischt. «Das Zusammenspiel der klassischen Edelmetalle Gold und Silber lassen die Uhr lebendig und modern erscheinen», erklärt die Stilexpertin Anna Bingemer-Lehr aus Köln die Wirkung. «Interessant ist zum Beispiel die Kombination aus Roségold und Stahl. Das Gold verkörpert Wertigkeit, der Stahl Stärke.»
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Ein angenehmer Nebeneffekt der Mischung sei, dass man bei allen weiteren Schmuck-Accessoires wie Manschettenknöpfen die freie Wahl habe, Gold oder Silber zu kombinieren.
Der Verband berichtet, dass für Frauen weiterhin Wickelbänder aus Leder oder Edelstahl mit eingeflochtenem Leder, die mehrfach um den Arm geschlagen werden, zum angesagten Styling gehörten. Und bei dieser Käufergruppe setzen die Hersteller noch auf Prunk: Es glitzert. Brillanten, Diamantenimitationen oder Schmucksteine kommen auf das Ziffernblatt oder dessen Umrandung. Bei den Männern wird eher im Ziffernfeld mit aufwendigen Details gearbeitet.
Was sind die Trendfarben?
Eine Trendfarbe ist laut dem Bundesverband Schmuck+Uhren ein dezentes Blau. Bei Uhren mit Rosévergoldung seien blaue, aber auch braune Ziffernblätter beliebt. Uhren mit Unterlegeband aus Leder gebe es in sanften Grau- und Nudetönen, sie können auch kräftige Farben haben. Für Männer bleibe auch das klassische Schwarz gefragt.
Auffällig bunte Uhren waren vor ein paar Jahren der große Modehit. Das ist laut dem Verband noch nicht vorbei, aber auch kein großer Aufreger mehr: Sie bleiben ein fröhliches Thema, ohne jedoch den Trend zu bestimmen, heißt es in dem Bericht zur Wintersaison 2014/15.
Was sind die angesagten Formen?
Was gefällt, kann getragen werden. Laut dem Schmuckverband seien aber Digitaluhren gerne rechteckig, wohingegen puristisch gestaltete Modelle eine eher klare, runde Form haben.
Was wähle ich aus?
Die Armbanduhr sollte zum Stil passen. Dann fügt sie sich harmonisch in die komplette Garderobe ein. Bei Frauen gilt: «Trägt die Uhrbesitzerin eher schlichte Kleidung und legt auf Funktionalität und Sportlichkeit Wert, passt ein Uhrmodell mit großem Ziffernblatt und rustikalem Band, gerne aus Leder», erklärt die Imageberaterin Eick. Ein sehr femininer Typ wähle besser eine Uhr, die mehr Schmuckstück als Zeitanzeige ist, etwa mit Strasssteinen oder anderen Verzierungen. Im beruflichen Umfeld sollte die Uhr unauffällig und schlicht, aber edel ausfallen.
Männer sollten beachten, welche Wirkung sie erzielen wollen: «Den eigenen Typus mit identischen Merkmalen unterstreichen oder Akzentuierung durch einen Kontrapunkt», zählt Stilberaterin Bingemer-Lehr auf. «Ein Beispiel: Ein großer sportlicher Mann fällt mit einer kraftvollen Oversizeuhr eine stimmige Entscheidung. Zum starken präsenten Typ passt der markige Hingucker.» Ein schlanker Typ hingegen landet mit dem fetten, sportlichen Zeitmesser einen Treffer, indem er auf den spannenden Widerspruch setzt.
Grundsätzlich aber gelte für Männer wie Frauen: «Selbstverständlich schaut man beim Uhrenkauf auf die Details der Uhr», sagt Bingemer-Lehr. «Lenken sie den Blick aber auch einmal auf ihr Gesamtbild im Spiegel. Sind die Proportionen ausgewogen, stimmen die Farben und Materialien, trifft das Modell ihren Stil?»
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Und die Metallfarbe müsse stimmen, damit die Uhr gut kombinierbar ist, erklärt Eick. Sie rät, nie Metallfarben zu mischen. «Schmuck, Schnallen und Uhr müssen also die gleiche Metallfarbe haben, daher ist es gut, wenn man sich entweder für Gold oder Silber entscheidet.» Auch bunte Modelle sollten zum Farbtyp passen, dann lassen sie sich ohne Probleme in die Garderobe einfügen. (dpa)