Offenbach. Erst stiegen die Frauen von ihren High Heels auf flache Treter um, und nun tragen sie statt filigraner Schühchen klobige Boots.
Es gab eine Zeit, in der sah man Stiefel mit dicken Sohlen und robusten Kappen nahezu ausschließlich an den Füßen von Anhängern der Punk- und Grunge-Szene. Das ist längst vorbei. Boots sind salonfähig geworden - auch für Frauen.
«Ein enges Kleid etwa wurde bisher gerne mit Pumps kombiniert - jetzt dürfen es Ankle Boots sein», hat Claudia Schulz vom Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie in Offenbach beobachtet. Die knöchelhohe Mischung aus Stiefelette und Pumps fällt insbesondere durch die hohen Absätze ins Auge. Und das muss sie auch, um genügend aufzufallen: «Wir leben in einer Zeit, in der jedes Kleidungsstück, sei es der Rock, die Skinny Jeans oder der Gürtel, ein Hingucker ist», sagt Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts in Köln.
«Hinzu kommt, dass momentan das Bein im Fokus steht. Da darf ein stylisher Schuh nicht fehlen.» Mit den schlichten Modellen von früher haben die Boots der Stunde daher nicht mehr viel gemein. «Vielmehr haben sie sich zu modischen Accessoires entwickelt», sagt Müller-Thomkins. Und die wollen gezeigt werden.
Schnürboots sind auf dem Vormarsch
Claudia Schulz macht dabei zwei Stilrichtungen aus: «Schwere Boots mit dicker Sohle und elegante Kreationen mit Absatz.» Die Chelsea Boots, die bereits im vergangenen Frühling häufig zu sehen waren, gehören zur ersten Gruppe. Ihre Zeit sei noch nicht vorbei, meinen Experten. Doch auch Schnürboots sind auf dem Vormarsch. Oft sind sie innen gefüttert und damit perfekt für die kalte Jahreszeit.
Zurück sind auch senfgelbe, klobige Boots im Stil der typischen Modelle von Timberland. «Gesellschaft werden sie von den Biker-Boots bekommen», ergänzt Schulz. «Die kommen aber in neuem Glam-Look daher.» Große Schnallen, Zipper, Ketten und gar Pailletten setzen den Lederschuh in Szene. «Bei trendigen Modellen werden wir diese Details vor allem in der Trendfarbe Gold sehen.» Aber: Solche extravaganten Modelle sind etwas für Menschen, die es auffällig mögen, findet Ines Meyrose, Modeberaterin aus Hamburg. «Natürlichere Typen wählen vielleicht eher Boots mit indianischen Perlen oder bunten Blumenmustern.»
Auch wer kurze oder kräftige Beine hat, sollte eher zu zurückhaltenden Modellen greifen, empfiehlt Meyrose. «Denn Boots verkürzen optisch das Bein, insbesondere solche mit Verzierungen wie Schnallen und Ketten.»
Auch interessant
Mit Röcken oder Kleidern kombinieren
Kombiniert werden die schweren Schuhe mit robustem Sohlenprofil am besten mit Röcken oder Kleidern. «Diese sollten über dem Knie enden, das streckt das Bein optisch.» Eng anliegende Beinbekleidungen wie Skinny Jeans, 7/8-Hosen oder Strumpfhosen haben den gleichen Effekt. Diese sind dann idealerweise im Farbton der Schuhe gehalten. Von ausgestellten Hosen rät Meyrose hier ab. «Das würde die gesamte Person klobig wirken lassen.»
Boots sollen Lässigkeit ausstrahlen. Dazu gehören auch die typischen dicken Sohlen - diese sind nun im Trend. Gefertigt werden sie insbesondere aus Ethylenvinylacetat, einem leichten Material mit hohem Luftanteil, der einen griffigen Halt gewährleistet. Topaktuell sind auch Block- und Keilabsätze. «Mit ihnen kann man selbstbewusst durchs Leben stiefeln, ohne Gewackel», findet Meyrose. «Das schätzen Frauen.» Die Kappen sind rund gehalten - alles Ausdruck eines Wunsches nach Natürlichkeit, interpretiert das die Modeexpertin.
Einzig bei den eleganten Ankle Boots und Booty Pumps verlaufen die Kappen spitzer, und die Absätze sind höher. «Hier werden wir Bananenabsätze sehen, gerne auch in Kombination mit Plateausohlen», sagt Gerd Müller-Thomkins voraus. Schnürungen, auffällige Materialien wie Velours und Reptiloptiken setzen Akzente. Aber wie extravagant es letztendlich wird, entscheidet am Ende natürlich jeder selbst. Fest steht: Das Angebot ist gewaltig. (dpa)