Kreis Kleve. Die neue künstlerische Leiterin des Museums Schloss Moyland will die Basaltstelen des Beuys-Schülers UWe Claus aus der Eichenallee des Parks entfernen lassen. Darf Bettina Paust das? Der Künstler mobilisiert Gegner der Entscheidung.
Sie ist Bestandteil der historisch nachempfundenen Parkanlage von Schloss Moyland – die Allee mit 48 Eichen. Die wiederum wurde künstlerisch komplettiert von 48 Basaltstelen, die UWe Claus, ehemaliger Mitarbeiter von Joseph Beuys, 1997 geschaffen hat. Zwei der Stelen sind zugänglich – sozusagen zum Greifen nah. Die übrigen können nur durch eine verschlossene Eisentür bewundert werden.
Nun sollen die Stelen weg. Alle. So will es die neue künstlerische Direktorin des Museums Schloss Moyland, Dr. Bettina Paust. Sie hat im Mai ihr neues Konzept für die Zukunft der Stiftung Museum Schloss Moyland vorgelegt und vorgeschlagen: „Der Skulpturenpark als Teil der Museumssammlung soll sukzessive verändert und erweitert werden. Als erste Maßnahme wird die so genannte Eichenallee durch Entfernen der Basaltstelen in ihren gartenhistorisch gesicherten Zustand zurückgeführt." Genau das will Bettina Paust in diesem Jahr in Angriff nehmen.
Der Widerstand formiert sich
Doch es formiert sich Widerstand. UWe Claus hat einen Aufruf für den Erhalt der Eichen/Basaltstelen-Allee gestartet. Dafür konnte er etliche namhafte Unterzeichner wie Kaspar König, Direktor des Museums Ludwig Köln, Wulf Herzogenrath, Direktor des Museums Kunsthaus Bremen sowie Burkhard Rosskothen, Filmemacher aus Wiesbaden gewinnen. Für UWe Claus und die Unterzeichner sind die Basaltstelen „ein Monument anthropologischer Kunst".
Für Künstlerwitwe Eva Beuys sind sie schlichtweg und ergreifend grausig: „Sie sehen aus wie schlechte Zähne in einem kaputten Mund", echauffierte sie sich auf Nachfrage: „Ganz furchtbar!" Für Eva Beuys nicht das einzige Kontra-Argument: „Die Stelen sind eine Kopie des Werkes meines Mannes". Und das ist für sie eine Katastrophe.
Bereits 1997 forderten Eva Beuys und ihr Rechtsanwalt Dr. Gerhard Pfennig die Beseitigung der Steine. Sie argumentierten damit, dass es sich um eine Reproduktion eines abgeschlossenen Werkes handelt. Verärgert zeigten sich beide damals darüber, dass es „sich um ein totales Missverständnis der Beuys-Aktion 7000 Eichen" handelt. Es sei genau das Gegenteil von dem, was Beuys 1982 zur documenta 7 in Kassel mit dem Ziel weltweiter Fortsetzung begonnen habe. Bäume in eine Parkanlage zu pflanzen, habe mit Beuys anarchischer Idee „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" nichts zu tun.
"Totales Missverständnis der Beuys-Aktion"
Für Eva Beuys ist damals wie heute klar: „Es ist juristisch eindeutig, dass die Stelen dort nicht stehen dürfen." Eine bemerkenswerte Aussage, vor allem vor dem Hintergrund des permanenten Streits über Urheberrechte zwischen der Stiftung Schloss Moyland und der Beuys-Witwe.
Oder ist es gar der Beginn einer Freundschaft zwischen den zwei Frauen? Denn: Der Gedanke von Bettina Paust sei sehr aktiv und sehr richtig, lobt Eva Beuys. Und findet weiter derart freundliche Worte: „Es ist fair von Bettina Paust, dass sie sich dem Streit aussetzt. Das bedeutet doch einen gewissen Mut ihrerseits". Das Vorgehen der künstlerischen Direktorin sei enorm bewunderswert: „Wenn das eine Leitung ist, die sich dieser Frage mit Verstand und gutem Willen annimmt, dann ist das gut."
Keine Rede von den Querelen der Vergangenheit. Der angedrohten Zerstörung des Beuys-Werkes „Das Schweigen des Marcel Duchamp wird überbewertet" – für den Fall nicht sachgemäßer Restaurierung. Oder der Herausgabe aller im Eigentum der Erben stehenden Kunstwerke, die in Moyland ausgestellt oder deponiert sind.
Die Frage der Urheberschaft
Vielleicht weil Eva Beuys in ihrem Sinne interpretiert. Der Streit um die Stelen sei zwar absonderlich, aber vielleicht der Versuch von Bettina Paust, die Situation urheberrechtlich zu lösen. „Die Urheberrechte liegen nun mal bei uns", spielt sie darauf an, dass die Sammler van der Grinten Ansprüche für sich reklamieren.
Bettina Paust hält an ihrem Plan fest. Sie argumentiert damit, dass Beuys die Welt mit Bäumen „zupflastern" wollte. Es habe weltweit etliche Nachfolgeprojekte gegeben, die im Gegensatz zur Eichenallee in Moyland öffentlich zugänglich seien. Das sei derzeit nicht möglich, da die Allee am Privatgrundstück des ehemaligen Schlossherrn von Steengracht vorbeiführe.
Außerdem, hieß es, sollten die Stelen öffentlich zugänglich gemacht werden. Wo sie künftig stehen sollen, das will Bettina Paust mit UWe Claus klären.