Essen. Die Komikerin Mirja Boes geht mit ihrem neuen Programm „Heute Hü und morgen auch“ ab Ende Oktober in der Region auf Tour.

Mirja Boes gehört zu den erfolgreichsten Komikerinnen Deutschlands. Sie hat sich mit vielen TV-Auftritten, Live-Programmen und ihrer Musik einen Namen gemacht. Die 50-Jährige geht ab November mit ihrem neuen Programm „Heute Hü und morgen auch“ auf Tour. Mit Tobias Harmeling sprach sie im Interview über ihre Fähigkeiten, sich selbst die Haare zu schneiden, über Fehler, die man als Mutter macht und ihren Cameo-Auftritt in der Serie „Jerks“ von Christian Ulmen.

In vergangenen Interviews während des letzten Lockdowns haben Sie von einem Premierenbingo für Ihre Tour gesprochen. Wie ist das gemeint und wer hat gewonnen?

Mirja Boes Der Tourstart war schon im Juli in Mülheim an der Ruhr und vorher sind einfach unheimlich viele Termine immer wieder geschoben und geschoben worden, weil es einfach nicht ging. Da habe ich irgendwann gesagt: Der erste Veranstalter, der sagt, ich zieh das durch, wir schaffen das zusammen, der kriegt dann auch die Premiere. Ursprünglich war die mal im Februar in Köln geplant und da ging ja gar nichts. Ich habe immer das Bild vermittelt, dass ich mit meiner geblümten Badekappe auf dem Startblock stehe und wenn einer schießt, springe ich.

Mülheim hat also gewonnen. Und wie war der erste Sprung, nach so langer Zeit?

Mirja Boes Ach, es war ganz toll, mit Tränen im Knopfloch, die ich aber immer noch habe. Es ist ja immer noch eine Phase des Umbruchs, in der man immer noch oft dasteht und sich einfach so wahnsinnig drüber freut, dass überhaupt was geht.

Das Programm lag dann aber schon eine Weile in der Schublade, oder?

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Mirja Boes Ja, zum Februar war das Programm fertig. Ich habe aber auch gesagt, es ist mir ganz egal, was die Zeiten bringen, da es zeitlos ist. Es geht ja um Alltagsgeschichten. Ich habe auch von vornherein gesagt, ich will kein Programm über Corona machen, da hatte ich überhaupt keinen Bock drauf. Ich denke immer, dass die Leute sich auch mal gerne wieder über andere Sachen kaputtlachen wollen.

Im Frühjahr war der Lockdown bei Ihnen ja so schlimm, dass Sie sich selbst die Haare abgeschnitten haben. Das war eine sehr beeindruckende Performance in den sozialen Netzwerken.

Mirja Boes Da war auch Alkohol im Spiel, es gab immer einen Alpkräuterschnaps dazu. (lacht) Das entstand so aus der Idee, wie kann man den Menschen ein bisschen Spaß nach Hause bringen? Das ist ja eigentlich meine Aufgabe – Humordienstleitung. Gerade in der Pandemie, wo es ein bisschen an Leichtigkeit fehlt und man auch helfen kann, habe ich gedacht, dann gucken die mir halt zu, wie ich mir eine schreckliche Frise mache. Die ist jetzt schon wieder ein bisschen rausgewachsen. Noch nicht ganz im Normalzustand, aber auf gutem Weg dahin.

Neben Autokino-Konzerten haben Sie im Sommer auch eine Inseltour gemacht: Hatten Sie auch mal den Helge-Schneider-Moment, als sie vor Strandkörben standen?

Mirja Boes Nee, ich muss ehrlich sagen, ich bin großer Helge-Schneider-Fan, aber das habe ich nicht ganz verstanden. Das ist natürlich eine super subjektive Entscheidung, das muss jeder für sich selber wissen. Ich bin aber jemand, der sich sehr gut an verschiedene Situationen anpassen kann. Also ich finde, das ist dann halt mal so, man macht zwar Abstriche, aber ich fahre die Politik: „Besser spielen als nicht“, also auch mal unter blöden Bedingungen.

Weg von der Pandemie. Das neue Programm heißt „Heute Hü und morgen auch“ – und übermorgen?

Mirja Boes Auch noch mal! Der Untertitel ist: Warum den Fehler von gestern nicht morgen einfach noch mal machen? Also, jeder Mensch weiß ja, dass der Mensch an sich ne Fritte ist. Man lernt was und dann macht man wieder was falsch. Es geht darum, wieder ein bisschen Leichtigkeit zu bringen.

Was war ein Fehler, den Sie zuletzt ein zweites Mal gemacht haben?

Mirja Boes Als Mutter macht man jeden Tag wahnsinnig viele Fehler. Heute Morgen hab ich zum Beispiel meine Kinder ganz kurz angekeift und dann gedacht, das hätte man jetzt auch weglassen können. Da sag ich dann aber auch: Hätte hätte Schiet im Bette. Die sind mir halt heute Morgen so unfassbar auf den Sack gegangen, weil die sich schon so früh geärgert und geschubst haben.

In einem Interview haben Sie erzählt, Ihr damals sechsjähriger großer Sohn sei ein Spießer. Ist er immer noch ein Spießer?

Mirja Boes Ja, der ist jetzt zehn und immer noch ein Spießer, aber nicht mehr so doll. Er ist so akkurat, er hat auch ein ganz ganz ordentliches Kinderzimmer. Das ist ganz lustig, das sieht bei ihm meistens ordentlicher aus als bei mir.

Vom Programm gibt es schon ein paar Ausschnitte zu sehen und Themen werden angerissen. Was erwartet die Zuschauer?

Mirja Boes Es geht um Familie, um mich selbst, es geht querbeet durch mein Alltagsleben. Ich führe kein außergewöhnliches Leben, weil alle Menschen sich doch ähneln. Ich glaube, da finden sich die Leute sehr gut wieder. Nur weil ich jetzt sozusagen ein Promi bin, erlebe ich keine anderen Dinge im Alltag.

Es gibt auch schöne Kopfbedeckungen und Kostüme zu bestaunen, was haben Sie da rosafarbenes auf dem Kopf, eine Qualle?

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Mirja Boes Das ist ein Sepia, das ist meine Kopfbedeckung, die krieg nur ich. Und die Band darf zwischendurch durchaus entwürdigende Kostüme tragen. Wir singen zum Beispiel ein Lied über fettige Lebensmittel und da sind alle auf dem Kopf als Gemüse verkleidet.

Apropos Fremdscham: Sie haben bei der neuen Staffel der Fernsehserie „Jerks“ von Christian Ulmen mitgemacht, richtig?

Mirja Boes Ja, ich finde diese Serie wirklich unfassbar! Ich bin ein großer Fan von „Jerks“, es gibt sonst nichts, bei dem man sich mehr fremdschämen kann, als bei dieser Sendung. Ich finde das so lustig. Man sitzt da vor und denkt, das machen die nicht und dann: Oh Gott, die machen es doch! Ich finde das so schön an die Grenzen gegangen. Ich kann verstehen, wenn Leute sagen, das ist mir zu hart. Aber ich bin großer Fan, Fremdscham find ich immer super.

Die Rolle, die Sie gespielt haben, war zum fremdschämen?

Mirja Boes Ja, die improvisieren ganz viel, was mir entgegenkommt. Der eine Drehtag hat viel Spaß gemacht und ich war dann der laute Comedyproll aus Köln und na ja … Die Leute wissen warum. (lacht)

Dann gab es zwei Jubiläen für Sie in diesem Jahr. Zum einen sind Sie 50 Jahre alt geworden: Konnten Sie schon wieder groß feiern?

Mirja Boes So mittelgroß, wir haben Anfang September ein bisschen im Garten gefeiert. Aber die Zahl ignoriere ich auch einfach. Nicht weil ich finde, dass das eine schlimme Zahl ist – man ist ja immer so alt wie man sich fühlt. Das ist so ein doofer Satz, aber es stimmt. Ich fühle mich nicht anders als vor ein paar Monaten.Christian Ulmen: Das verrät er über "Jerks" und "Tatort"

Und das zweite Jubiläum: „20 Zentimeter“, damals noch als Möhre gesungen, wurde 20 Jahre alt.

Mirja Boes Das ist lustig, das ist so an mir vorbeigegangen. Ich verstehe gar nicht, warum ich nicht geehrt worden bin (lacht). Da merkt man, wie die Zeit verstreicht.

Sind Sie manchmal noch in der Schlagerwelt unterwegs oder ist das vorbei?

Mirja Boes Das ist eigentlich vorbei, aber letztes Jahr durfte ich bei der Silvesterparty von Jörg Pilawa und Francine Jordi mit Band mitmachen, das war ganz toll. Ich liebe diese Welt. Die findet eigentlich in unserer Welt statt, aber man fühlt sich doch immer wie in einem Paralleluniversum.

Wie läuft Ihr Restaurant in Essen, die Villa Vue. Alles wieder beim Alten?

Mirja Boes Noch nicht ganz. Wir haben es überlebt und wir mussten niemandem kündigen. Aber es war natürlich eine harte Zeit und ist auch jetzt noch eine harte Zeit, weil alles immer noch ein Stück weit im Wiederaufbau steckt. In der Gastronomie zu arbeiten, ist momentan kein wirklich beliebter Job, das muss man ganz ehrlich sagen.

Was empfehlen Sie Leuten für ein Gericht, was essen Sie dort am liebsten?

Mirja Boes Den Feldsalat mit einem bestimmten Kartoffel-Dressing, der ist sehr lecker. Man kann da aber natürlich alles gut essen. Es gibt eine schöne gemischte Küche.

Mirja Boes live

Termine: 28.10. Wetter (Stadtsaal), 4.11. Lünen (Heinz-Hilpert-Theater), 5.11. Lüdenscheid (Kulturhaus), 7.11. Gelsenkirchen (Hans-Sachs-Haus), 10.12. Solingen (Cobra Kulturzentrum), 6.2. Kaarst (Albert-Einstein-Forum), 6.4. Dortmund (FZW), 28.4. Leverkusen (Scala), 13.5. Tönisvorst (Forum Corneliusfeld), 23.9. Duisburg (Steinhof Duisburg). Weitere Termine finden Sie unter www.mirja-boes.de.

Karten gibt es ab ca. 30 € an den gängigen VVK-Stellen und unter www.ruhrticket.de.