Mirja Boes gilt als eine der lautesten weiblichen Comedians Deutschland. Mit ihrem neuen Programm und den Honkey Donkey geht sie wieder auf Tour

Seit elf Jahren tourt Mirja Boes nun schon mit ihren Soloprogrammen durch Deutschland. „Auf Wiedersehen! Hallo!“ heißt ihre neue Show. Im Gespräch mit Lea Wittor verriet die 47-Jährige unter anderem, wovon sie sich schon verabschieden musste und was ihr persönlich schlimmster Abschied war.

„Auf Wiedersehen. Hallo“ heißt Ihre neue Show – Verabschieden Sie sich nun von der Bühne?


Mirja Boes: Um das herauszufinden, müssen die Leute natürlich selbst zur Show kommen. Aber eigentlich ist es ja schon im Titel gegeben, also es ist eine verdrehte Welt: „Auf Wiedersehen. Hallo“ Es gibt viele, viele Abschiede im ersten Teil und viele Hallos im zweiten.

Was dürfen denn die Zuschauer generell von Ihrem Programm erwarten?

Also es geht um alles Mögliche: Es gibt ja zum Beispiel eine „Bucketlist“, die man im Leben abarbeiten will. Was hat man im Leben alles erreicht, was hat man noch vor, was davon ist wirklich wichtig, was ist absurd? Ich habe mich übrigens auch davon verabschiedet in der Erziehung immer alles richtig zu machen. Also die Erkenntnis, dass ich das nicht tue, das sind alles so Dinge, über die ich erzählen werde. Alltäglichkeiten eben.

Wenn wir schon über gute Erziehung reden. Kennen Ihre Kinder Ihre zum Teil anzüglichen Witze?

Meine Kinder verstehen die Witze noch nicht und sie kennen sie auch nicht. Natürlich finden die Witze auch Eingang in meine Lieder, die dann auch schon mal zuhause laufen oder geübt werden. Und wenn dann in einem Lied das Wort scheißegal gesungen wird, dann finden die das immer besonders toll. Und dann hoffe ich immer, dass sie das im Kindergarten nicht auch noch singen.

Gab es einen Umbruch, seitdem Ihre Kinder da sind?

Also beruflich gesehen natürlich. Ich wähle einfach genauer aus und gucke darauf, dass ich auch die Zeit Zuhause habe, die notwendig ist. Früher hätte man vielleicht noch 30.000 Sachen mehr gemacht, wo man jetzt schon mal sagt: Nö, da brauche ich jetzt auch mal Zeit.

Um noch mal auf die kommende Show zurückzukommen. Was war Ihr schmerzhaftester Abschied bisher?

Das habe ich bisher noch nie thematisiert, aber der letzte Song des Abends ist ein Song für meinen Vater, der vor einem Jahr gestorben ist. Und der war bisher bei jeder Tour und jedem Programm dabei. Und bei dieser Tour ist er eben nicht mehr dabei und ich habe gesagt, auch als Comedian darf man so etwas mal thematisieren. Was ich sehr schön finde ist, dass die Leute sehr positiv darauf reagieren und auch Trost aus dem Song ziehen. Das ist ein Song für meinen Vater, aber eben auch für alle anderen, die da oben auf der Brücke sitzen und sagen: Hey das ist mein Lied.

Und welcher Abschied von einem Künstler ist Ihnen im Gedächtnis geblieben?

Einen Abschied, den ich sehr traurig fand, war natürlich der von Hape Kerkeling. Weil ich großer Hape-Fan war und noch immer bin, war ich schon sehr traurig, dass er nicht mehr so viel macht. Aber es steht natürlich jedem zu, zu entscheiden, wann man wie was machen möchte.

Sie treten jetzt seit 2007 alleine mit Soloprogrammen auf. Sind Sie noch nervös, wenn Sie auf die Bühne gehen?

Nein, das war ich aber sowieso nie. Mir fehlt dieses Gen für Lampenfieber. Da hab ich echt Glück und es ist immer alles sehr entspannt. Ich freue mich, renne einfach raus und lege los. Und da ich ja Comedy mache, kann ja gar nicht viel schief gehen. Weil wenn es schief geht, ist es ja schon wieder lustig.

Gibt es trotzdem mal Tage, an denen Sie lieber mal auf der Couch bleiben würden, statt auf die Bühne zu gehen?

Man hat das manchmal vorher, das ist aber ganz selten bei mir und das ist auch in dem Moment, wenn man auf die Bühne stürmt, schon wieder vorbei. Dann hat man das auch schon wieder verdrängt und vergessen und sagt sich: Ne Quatsch. Spaß!

Haben Sie ein Vorbild in der Comedy-Szene?

Ne. Es gibt natürlich viele Kollegen, die ich toll finde und die ich auch bewundere, aber ich finde, jeder sollte ja auch bei sich selbst bleiben, dann wird’s auch am besten.

Ist es denn schwer sich gegen die jungen Wilden wie Chris Tall oder Luke Mockridge durchzusetzen?

Ich denke, diese Frage stellt sich auch nicht mehr, wenn man bei sich selbst bleibt. Schuster bleib bei deinem Leisten. Man macht das, was man macht. Und wenn die Leute es mögen, gibt es einem das Recht, das weiter zu machen. Natürlich sollte man nicht mit Scheuklappen durchs Leben laufen. Aber immer zu gucken, was haben die anderen auf dem Teller, hindert einen daran, das zu genießen, was man selber hat.

Gefühlt gibt es weniger Frauen als Männer in der Comedyszene. Wie sehen Sie das?

Es gibt wahrscheinlich ein bisschen weniger Frauen als Männer, die nach oben gekommen sind. Aber es gibt schon viele auch sehr gute Frauen. Und das würde ich jetzt auch gar nicht werten wollen, weil man es eben auch nicht wirklich begründen kann. Es ist einfach so, wie es ist. Ich finde es auch toll, wenn Frauen nachrücken. Ich finde immer, dass Konkurrenz das Geschäft belebt.

Wie war die Situation noch zu Beginn Ihrer Karriere?

Als ich angefangen habe, war Anke Engelke schon relativ groß. Cordula Stratmann war da, Annette Frier. Also es gab schon immer Frauen, es ist halt einfach eine etwas männlichere Domäne und eher männlich belegt, aber nicht ausschließlich.

Gibt es denn männliche Kollegen, die Frauen eher belächeln?

Also soweit ich das weiß, gibt es so etwas nicht. Aber ich bin auch jemand, der sehr loyal oder kollegial mit den anderen umgeht. Und das wird auch von den anderen erwartet und meistens passiert es ja auch so.

Wer ist denn lustiger: Männer oder Frauen?

Ich glaube Komik ist ja eine wahnsinnig subjektive Angelegenheit, was man lustig findet oder nicht. Ich selbst finde aber tatsächlich Männer oft lustiger als Frauen. Aber es gibt natürlich auch sehr, sehr lustige Frauen. Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Sie haben ein Restaurant hier in Essen. Die Villa Vue am Baldeneysee. Sind Sie oft im Ruhrgebiet?

Ich versuche es regelmäßig, ich tauche schon immer mal wieder auf. Es soll natürlich nicht so sein, dass das Restaurant sich nur darüber definiert, dass ein Prominenter daran Teil hat. Sondern die Gäste sollen kommen, weil es schön ist und lecker schmeckt. Aber ich versuche immer regelmäßig dort aufzutauchen.

Das hört sich so an, als würde es sehr gut laufen. Sie haben es also nie bereut, das Restaurant zu übernehmen?

Nein, ich bin ganz froh, dass wir einen Geschäftsführer haben, der sich eben um die ganzen Geschäfte kümmert und ich nur ab und zu da auftauche und mich austoben kann. Ich kann dann immer Kaffee machen und rumbringen. Ich bereue es also auf keinen Fall.

Wie sind Sie denn damals auf die Idee gekommen, das Restaurant zu übernehmen?

Ich mache das mit zwei sehr engen Freunden, und Peter Jarnuczak, unser Geschäftsführer, ist schon seit Ewigkeiten Gastronom und hat immer mal davon geträumt, sich selbstständig zu machen. Und dann haben ein anderer Freund von mir und ich gesagt: Hey, dann lass uns das doch zusammen machen und du übernimmst dann die Leitung. Weil er eben die Ahnung und das Know-How hat.

Was sind denn die Pläne für die nächsten Jahre? Was haben Sie noch vor?

Also die Pläne für die nähere Zukunft sind die, dass ich jetzt die zweite Staffel der Sitcom „Beste Schwestern“ gedreht habe und eigentlich habe ich für das nächste Jahr auch noch gedacht, eine dritte Staffel zu drehen. Und dann geht natürlich die Tour weiter mit den Honkey Donkeys. Das wird sich aber über die nächsten Jahre noch ziehen. Solange die Leute kommen und das gerne möchten, dann werde ich das auch weitermachen – live auf Tour zu sein. Aber es gibt nichts bahnbrechendes Neues. Es ist immer eher so, dass ich in den Tag hineinmarschieren und wenn sich was Neues bietet, bin ich wahrscheinlich dabei.


>>> Info: 11.1. Krefeld (Seidenweberhaus), 10.2. Oberhausen (Ebertbad), 22.2. Lünen (Heinz-Hilpert-Theater), 14.3. Gevelsberg (Aula Schulzentrum West), 15.3. Soest (Stadthalle), 16.3. Düsseldorf (Savoy), 6.4. Mülheim (Stadthalle), 18.5. Gelsenkirchen (Hans-Sachs-Haus). Karten gibt’s im Vorverkauf ab ca. 30 €.