Essen. Puzzle sind Verkaufsschlager im Corona-Jahr. Die Auswahl an Motiven und Varianten ist groß.

Jede Krise hat auch ihre Gewinner. Dazu zählen im Corona-Jahr bekanntlich Online-Kaufhäuser und Streaming -Dienste, aber auch die Hersteller eines gänzlich analogen Spieleklassikers: Puzzle gehören zu den beliebtesten Mitteln gegen coronabedingte Langeweile in den eigenen vier Wänden.

Schon im letzten Jahr dickes Umsatzplus

Dabei hätten Puzzle-Hersteller wie Schmidt-Spiele oder Ravensburger den Corona-Push nicht einmal gebraucht. Schon im letzten Jahr, bevor es mit der Pandemie so richtig losging, vermeldete Marktführer Ravensburger für das vergangene Jahr ein sattes Umsatzplus von 20 Prozent. 21 Millionen Puzzles setzte das oberschwäbische Unternehmen 2019 weltweit um. In diesem Jahr dürfte es noch einmal ein ganzer Schwung mehr werden.

Ausverkauf im ersten Lockdown

Bereits nach dem ersten Lockdown waren Puzzles vielerorts vergriffen. Nun steckt Deutschland im Corona-Herbst und der Winter steht vor der Tür. Da machen es sich wieder viele vor der heimischen Tischplatte bequem, um Teilchen für Teilchen zu einem Ganzen zu verbinden.

Puzzeln in der Quarantäne

Dazu gehörte zuletzt auch Cornelia Kurthen aus Dortmund. Sie ist nicht nur begeisterte Puzzlerin, ein aktueller Umstand bescherte ihr ungewollt auch viel Zeit zur Ausübung ihres Hobbys: Die 54-Jährige hatte sich mit dem Corona-Virus infiziert und war in Quarantäne. Zum Glück verlief die Krankheit mild: „Ich hatte kein Fieber, es war wie eine starke Erkältung, die sich anders angefühlt hat als sonst.“

Puzzeln ging also noch, und das nutzte Cornelia Kurthen aus: „In zehn Tagen hab ich drei Puzzles gelegt.“ Kein Wunder, denn: „Ich bin ein kleiner Puzzle-Junkie. Wenn ich eins angefangen habe, wird es schwierig, es einfach zur Seite zu legen.“

Ab 2000 Teilen wird es sperrig

Für ein 500-Teile-Puzzle brauche sie einen Nachmittag, bei 1000 oder 2000 Teilen zieht sich das Legen über mehrere Tage. Größer dürften die Puzzle aber aus einem praktischen Grund nicht sein: „Ein 2000er passt von der Größe noch auf einer Platte durch die Tür. Alles was über 2000 Teile ist, ist nicht mehr so gut händelbar“, erklärt die Puzzle-Fachfrau.

Stadtmeisterschaft im Puzzeln

Gepuzzelt hat die gebürtige Bayerin, die es vor 31 Jahren nach Dortmund zog, schon als Kind: „Wenn an Weihnachten noch alle um den Baum herumsaßen, hat Conny schon angefangen, auf dem Küchentisch das neue Puzzle zu legen.“ Ihr Lieblingspuzzle hat sie als Kind immer wieder aufs Neue zusammengesetzt: „Ich weiß nicht, wie viele hundert Male. Das hab ich dann auf Geschwindigkeit gelegt.“

So juckte es ihr entsprechend in den Fingern, als sie Jahrzehnte später von der Stadtmeisterschaft im Puzzeln erfuhr, die in Dortmund alljährlich ausgetragen wird. „2009 war ich zum ersten Mal dabei und habe mit meinem Team gleich den Pokal gewonnen.“ Die „Puzzle-Sterne“ nennen sich Kurthen und ihre Mitstreiterinnen, die seitdem Jahr für Jahr im Karl-Exius-Haus um den lokalen Titel kämpfen. Die nächste Ausgabe des Events im kommenden März wurde coronabedingt allerdings bereits abgesagt.

Riesenpuzzle als Auftragsarbeit

Das Können der „Puzzle-Sterne“ blieb in Dortmund nicht unbemerkt, wie sich Cornelia Kurthen erinnert: „Vor einigen Jahren fragte uns ein Dortmunder Unternehmer, ob wir ein 37.000-Teile Puzzle, das er von seiner Belegschaft bekommen hatte, für ihn legen könnten. Das haben wir dann auch gemacht. Er hat extra eine Unterkonstruktion bauen lassen, denn das Puzzle ist ja gut 5x2 Meter groß, und es nachher unter Glas in sein Büro gehängt.“

Kurthen selbst hat sich von den vielen Puzzles, die sie in ihrem Leben gelegt hat, nur ein einziges an die Wand gehängt: „Ein Foto-Puzzle von meinen Kindern, das sie mir zu meinem Fünfzigsten geschenkt haben.“

Regionale Motive

Foto-Puzzles, die man bei diversen Anbietern selbst gestalten und bestellen kann, bieten fraglos die individuellsten Motiv-Varianten. Aber auch unter Serien-Puzzles bleibt kaum ein Motivwunsch offen. Neben Landschaften aus aller Welt gibt’s etwa zahlreiche regionale Motive – von der Rheinbrücke bei Wesel über die Zeche Zollverein in Essen bis hin zu Sauerländer Höhenzügen.

Sogar für Heavy-Metal-Fans gibt’s einiges zu legen: Von AC/DCs „Highway To Hell“ bis Metallicas „Master of Puppets“ warten etliche Plattencover darauf, gepuzzelt zu werden. Vielleicht eine willkommene Alternative zum Headbangen in der konzertlosen Zeit ...

Puzzle mal ganz ohne Motiv

Es geht aber auch ganz ohne Motiv, kein Scherz: „Krypt Puzzle“ nennt Ravensburger seine Blanko-Variante, bei denen die gleichfarbigen Teile ausschließlich anhand ihrer Form zu unterscheiden sind. Puzzle mit völlig gleichförmigen, nur am Motiv unterscheidbaren Teilen heißen wiederum Shmuzzle. In doppelter Hinsicht knifflig sind Krimi- oder Exit-Puzzle, die den Escape-Room-Trend aufnehmen. Hier muss nicht nur das Puzzle gelegt werden, auf dem fertigen Motiv gilt es auch noch Rätsel zu lösen.

Neuschwanstein als 3D-Puzzle

Eine Alternative zum traditionellen Puzzle bilden 3-D-Varianten. Der Klassiker ist dabei der kugelrunde Puzzleball. Aber längst gibt es z.B. kaum ein berühmtes Bauwerk mehr, das nicht gepuzzelt werden kann – von der Kathedrale Notre Dame über den Big Ben bis zum Schloss Neuschwanstein. Passend zur Vorweihnachtszeit ist jüngst das „3D Puzzle Lebkuchenhaus“ erschienen – garantiert kalorienfrei und dank LED sogar von innen stimmungsvoll beleuchtet.

Puzzle-Panorama: das erste, das größte, das kleinste

Das erste Puzzle schuf Kupferstecher John Spilsbury 1766 in England. Er klebte eine Landkarte auf ein Brett und zersägte es entlang der Territoriumsgrenzen. Dieses Legespiel verkaufte er als Lehrmittel für den Erdkundeunterricht. Erste Puzzle mit ineinander verzahnten Teilchen gab es dann ab Mitte es 19. Jahrhunderts.

Das größte Puzzle der Welt wurde 2018 in Dubai am Persischen Golf gelegt. Es bestand aus über 12.000 Teilen und benötigte eine Fläche von genau 6.122,68 Quadratmetern.

Das größte in Serie hergestellte Puzzle besteht aus 54.000 Teilen und ist zusammengelegt 8,64 x 2,05 Meter groß. Es zeigt eine Wand mit berühmten Gemälden und kostet 499 €. Ob es an Corona liegt, dass es erst im Februar 2021 wieder lieferbar ist?

Das Puzzle mit den meisten Teilen wurde 2008 in Ravensburg gelegt – es waren genau 1.141.800 Stück.

Das kleinste Puzzle der Welt besteht aus 100 Teilen, die jeweils so groß wie ein Staubkorn sind. Wissenschaftler des Laser Zentrums Hannover haben es 2004 aus Papier geschnitten. Zusammengesetzt ist es immerhin einen halben Quadratzentimeter groß.