Essen. Rea Garvey jammt wöchentlich online, nun gibt’s auch ein neues Album.

Not macht erfinderisch – das beweisen aktuell Künstler auf der ganzen Welt, allen voran Musiker. Eine besonders große Rolle spielt dabei das Internet: Wer nicht die großen Bühnen des Landes rocken kann, der begnügt sich eben mit den heimischen vier Wänden und sendet live aus dem Wohnzimmer.

Rea Garvey im Live-Stream

Wie Deutschlands Lieblingssänger von der grünen Insel: Schon in der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr schmiss sich Rea Garvey jeden Donnerstag seine gelbe Jacke über und sang mit bekannten Gesichtern noch bekanntere Lieder, aus eigener oder fremder Feder. Den Live-Stream über die Online-Plattformen YouTube und Twitch taufte Garvey „The Yellow Jacket Sessions“.

Mit Sasha, Savas und Santos

Der Pop-Rocker hat den wöchentlichen Live-Stream, zu dem er sich regelmäßig prominente Unterstützung in Form von Gastmusikern wie Sasha, Gregor Meyle, Kool Savas und Nico Santos holt, nun wieder reanimiert. Als wenn der langhaarige Sympathieträger mit Jam-Sessions und Jury-Jobs im TV nicht schon genug zu tun hätte, setzt er noch einen drauf. Seit Freitag ist sein neues Album auf dem Markt. Und das fällt schon durch den ungewöhnlichen Namen auf.

Sehnsuchtsziel als Inspiration

„Hy Brasil“ ist nicht etwa eine Grußformel an das südamerikanische Land, sondern der Name einer sogenannten Phantominsel, die angeblich im sechsten Jahrhundert vor Irland entdeckt wurde, in Wirklichkeit aber nie existierte. Dieser mystische Ort, der vielen lange als Sehnsuchtsziel galt, hat den Sänger zu seiner fünften Platte inspiriert. Der Albumtitel „steht für den Glauben und das Vertrauen in uns selbst, in die richtige Richtung zu navigieren, auch wenn der Weg oft stürmisch oder unklar scheint“, heißt es als Erklärung. Die Platte sei eine Hymne – ein Aufruf an Mut, Vertrauen und Verbundenheit.

Rea Garvey fühlte sich zuletzt nicht wohl

Etwas, das Rea Garvey wohl teilweise zuletzt abhanden gekommen zu sein scheint. Denn der gebürtige Ire, der seit über 20 Jahren in Deutschland lebt und hier seine damalige Band Reamonn („Supergirl“) gründete, fühlte sich zuletzt mit seinem musikalischen Schaffen nicht mehr wohl. Der Genuss sei ihm abhanden gekommen. Corona habe ihm zusätzlich zugesetzt.„Ich habe in der ersten Welle etwas meine Motivation verloren und musste mich echt zusammenreißen. Ich habe gemerkt, dass ich in eine falsche Richtung gehe“, sagte Garvey der Deutschen Presse-Agentur. „Ich musste die Liebe zur Musik wiederentdecken.“

Songs sorgen für gute Laune

Deshalb hat es ihn quasi zu seinem musikalischen Sehnsuchtsort gezogen. Die 14 Songs auf „Hy Brasil“, die er zum größten Teil vor der Coronakrise geschrieben hat, bestehen aus Rock-Pop-Songs, die gute Laune verbreiten. Vor allem das eingängige „heyheyhey“ oder das mit Elektrobeats unterlegte „The One“.

Vom Emotionen und Aggressionen

Aber der Musiker, der derzeit in der zehnten Staffel der Castingshow „The Voice of Germany“ zu sehen ist, klingt auch nachdenklich. In „Men Don’t Cry“ geht es um die Beziehung zu seinem Vater und dessen Unfähigkeit, bestimmte Gefühle zu zeigen. „Im Studentenalter habe ich angefangen, meinen Vater zu umarmen und das auch von ihm einzufordern. Das gab es so bei uns nicht“, erklärt Garvey, der noch sieben Schwestern hat. „Mein Vater hat nie die Werkzeuge bekommen, diese Gefühle zu zeigen.“ Politisch wird der 47-Jährige in „Enough Is Enough“, einem Duett mit dem Wiesbadener Rapper Kelvyn Colt. „Es gibt Ignoranz, Rassisten und die, die voller Hass sind. Lasst uns uns gegenseitig aufbauen und die Mauer der Trennung abreißen“, heißt es darin. Den Song habe er in diesem Sommer unter dem Eindruck der Unruhen in den USA geschrieben. Die Videos von Polizeigewalt gegen Schwarze hätten ihm keine Ruhe gelassen.

Tour im Frühjahr 2021

Mit seinem neuen Studioalbum scheint auch der Mut zurückgekehrt zu sein, denn der Musiker, der zuletzt auch das Halbfinale der TV-Show „The Masked Singer“ bereicherte, kündigt Tourtermine ab April 2021 (s. Info-Box) an. Ob er bis dahin wirklich die gelbe Jacke ablegen und die Online-Plattform gegen die große Bühne eintauschen kann oder erfinderisch bleiben muss, wird sich zeigen.

Rea Garvey live - die Infos:

The Yellow Jacket Session jeden Do, 19 Uhr, auf YouTube und Twitch, Links unter www.reagarvey.de

Hy Brasil Tour 2021 : 30.4. Oberhausen (KöPi-Arena), 1.5. Frankfurt (Festhalle), 2.5. Köln (Lanxess Arena). Tickets ab 61 € gibt’s es in unseren LeserLäden und hier .