Dortmund. Das Dortmunder Fußballmuseum hat in den Ferien sieben Tage die Woche geöffnet. Man kann WM-Siege nacherleben – und die original Bälle bestaunen

Der Ball ist rund, wusste schon Sepp Herberger. Und das bleibt er auch zu Ostern im Deutschen Fußballmuseum – in den Ferien lockt es an sieben Tagen die Woche die Fans des Rasensports. Vier ganz besondere Bälle stehen dabei aktuell im Mittelpunkt: Die originalen Spielbälle aus den für die deutsche Elf siegreichen WM-Finals ’54, ’74, ’90 und 2014 sind im DFB-Museum am Dortmunder Hauptbahnhof endlich vereint.

Pünktlich zu den Osterferien haben sie nun auch ihren endgültigen Platz im Haus gefunden – im Bereich vor dem 3D-Kino können sie unter Glas bestaunt werden. Darüber erinnert jeweils die Endspiel-Aufstellung an die Kicker, die den Titel vor neun, 33 und 49 Jahren nach Deutschland geholt haben.

Fußballmuseum Dortmund: Mit dem „Wunder von Bern“ geht’s los

Richtig gerechnet: Ein WM-Sieg fehlt – der erste, der vielleicht wichtigste: Das „Wunder von Bern“ im Jahre 1954 bildet den Auftakt des Rundgangs im Museum. Haben die Besucherinnen und Besucher die erste Etage über eine mit Fangesängen beschallte Rolltreppe erreicht, erklingt getragen die Melodie der Nationalhymne – dazu das Geräusch von Regen. Fritz-Walter-Wetter! Dass es in Bern regnete, verschaffte Herbergers Elf bekanntlich den entscheidenden Vorteil, denn neuartige Schraubstollen gaben ihr auf dem seifigem Geläuf Halt.

Sepp Herberger verlangte Sonntagsschrift

Lebensgroß aufgezogen umstehen Fritz Walter, Helmut Rahn & Co. jenen Ball, den „der Boss“ aus Essen zum entscheidenden Treffer im Tor der Magyaren versenkte. Seit der Eröffnung des Fußballmuseums liegt er hier – und hier soll er bleiben, auch wenn die anderen drei WM-Finalbälle ebenfalls im Hause versammelt sind.

Sepp Herberger selbst hatte den linken Verteidiger Walter Kohlmeyer instruiert, die legendäre „Pille“ nach dem Abpfiff sicherzustellen. Danach ließ er seine Spieler das in der Schweiz handgenähte Leder signieren – „in Sonntagsschrift“, wie er ihnen auftrug.

Der Schuh von Mario Götze

Vom siegreichen Endspiel existieren heute nur noch 17 Minuten bewegte Bilder. Die späteren Titel der Bundeskicker sind weit besser dokumentiert. Die gesamte obere Etage des Fußballmuseums widmet sich dem Wirken der Nationalmannschaft – am meisten abgefeiert wird der jüngste Titel: Jener von 2014, als Deutschland schon im Halbfinale die Brasilianer mit 7:1 vom Platz fegte. Ein Film zeigt die Erfolgsgeschichte von Löws „Goldener Generation“ – und schon hier gibt’s Bälle zu sehen, aus jedem K.o.-Rundenspiel einen. Auch einen Schuh von Siegtor-Schütze und Matchwinner Mario Götze kann man bestaunen. An seinen Stollen kleben noch Erde und Grashalme aus dem Maracanã-Stadion in Rio.

Frank Mill und Maradonas Trikot

Ein ganzes Stück Rasen hat es aus dem Olympiastadion in Rom nach Dortmund geschafft – darauf der Elfmeterpunkt, von dem Andy Brehme den Ball 1990 zum 1:0-Finalsieg einnetzte. Musikproduzent Frank Farian (Boney M) sicherte sich damals die geschichtsträchtige Grasnarbe und stellte sie später – in Kunstharz konserviert – dem Fußballmuseum zur Verfügung.

Das Trikot des großen Verlierers von 1990, Diego Maradona, ergatterte Frank Mill – manche sagen, es war seine zentrale Leistung bei der WM. Ins Spielgeschehen eingreifen durfte der Ersatzstürmer jedenfalls nicht. Als Leihgeber wird im Museum Mill-Filius Kevin angegeben – schließlich erbat Vater Frank das Leibchen von Maradona einst als Geschenk für seinen Sohn.

Das berüchtigte Kaffeeservice für die Damen-Elf zum EM-Titel

Vor dem Verlassen der Nationalmannschaftsetage defilieren die Besucher und Besucherinnen schließlich an den Finalbällen von ’74, ’90 und 2014 vorbei – Telstar, Etrusco und Brazuca mit Namen. Ersterer verdankte seine klassische Schwarz-Weiß-Optik übrigens der besseren Sichtbarkeit im noch farblosen TV, und das Design orientiere sich am Pate stehenden Kommunikationssatelliten.

In der Schatzkammer des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund kann man u.a. die WM-Pokale bestaunen.
In der Schatzkammer des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund kann man u.a. die WM-Pokale bestaunen. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Bevor es dann durchs 3D-Kino (in dem Philipp Lahm und Joachim Löw auf Sepp Herberger treffen) nach unten geht, gibt es aber noch viel, viel mehr nationale Fußballgeschichte zu entdecken. Auch die der kickenden Frauen – und ja, tatsächlich, das berüchtigte Kaffeeservice, das die Damen-Elf zum EM-Titel 1989 bekam, ist ebenfalls in der Ausstellung vertreten. Es soll sich übrigens um B-Ware handeln ...

Kicken im „Soccer-Ei“

Auf dem Weg ins Erdgeschoss das dem Vereinssport und der Bundesliga gewidmet ist, passiert man die Schatzkammer des DFB – hier stehen die passenden goldenen Pokale zu den Finalbällen.

Im letzten Bereich des Museums darf schließlich selbst gekickt werden – an diversen Spieltischen, aber auch richtig auf dem Platz. In der Ferien wird’s hier dann doch noch etwas (oster)eirig: Mit dem „Soccer-Ei“ lädt hier ein weiteres Spielfeld zur Torjagd mit Banden ein. Am 13. April wird sogar ein Fußballturnier auf dem neuen Feld ausgespielt. Im Ferienprogramm können Kinder zudem Küken und Hasen zu Ostern basteln – und alle Fußballfans sind eingeladen, in der Ausstellung das goldene Ei zu finden.

>>> Die Infos zum Besuch im Fußballmuseum Dortmund:

Deutsches Fußballmuseum, Platz der Deutschen Einheit 1 (am HBF), Dortmund. Öffnungszeiten in den Osterferien: Mo-So 10-18 Uhr. Eintritt: 19 €, Schüler/Stud. unter 26 Jahre: 15 € (online 18 bzw. 14 €.). Ki unter 6 J.: frei. Täglich zwei offene Führungen (11+14 Uhr), Familienführung um 11.30 Uhr. Weitere Infos hier.