Köln. Das „c/o pop“-Festival bringt bei seiner 20. Ausgabe Ende April zahlreiche Geheimtipps aus Musik, Tanz und weiteren Künsten auf Kölner Bühnen.
Die Erleichterung war groß: 2022 konnte das „c/o pop“-Festival nach zwei pandemiebedingten Online-Ausgaben wieder in Präsenz stattfinden. Vor dem Neustart hatte Festivaldirektorin Elke Kuhlen seinerzeit Bedenken. Diese erwiesen sich aber als unbegründet: „Ich war überwältigt, es hat mich echt aus den Socken gehauen. Es gab ja noch Ungewissheiten wegen Corona und dem Wetter, zudem war die Venloer Straße erstmals als Festivalgebiet mit dabei. Aber alles lief gut, es waren so viele Leute da.“
Daraus entsteht natürlich die Motivation, das Gute bei der insgesamt 20. Ausgabe noch besser zu machen: Wieder werden vom 26. bis 30. April weit mehr als 100 Acts in verschiedenen Kölner Clubs und Sälen auftreten, der Schwerpunkt liegt dabei auf Einrichtungen im Stadtteil Ehrenfeld wie dem Artheater, dem Club Bahnhof Ehrenfeld oder der Live Music Hall. Drei größere Jubiläumsshows spielen etablierte Künstler. Am Mittwoch eröffnet die Crucchi Gang in den Sartory-Sälen das Festival. Das Kollektiv, unter anderem bestehend aus Element-of-Crime-Sänger Sven Regener und Von-Wegen-Lisbeth-Frontmann Matthias „Matze“ Rohde, interpretiert eigene Songs in italienischer Sprache neu.
„c/o pop“ 2023: Sänger Joris tritt mit WDR-Orchester auf
Seinen deutschen Texten bleibt hingegen Chartstürmer Joris treu. Hits wie „Herz über Kopf“ klingen bei zwei Shows am Freitagabend (19.30 + 22.15 Uhr) dennoch anders als gewohnt – der Singer/Songwriter kooperiert für diese besonderen Auftritte mit dem WDR Rundfunkorchester. „Es gab zunächst den allgemeinen Wunsch, dass Festival und Orchester endlich mal was zusammen machen. Dann sind wir gemeinsam auf Joris gekommen, der wiederum ein ganz anderes Genre bedient“, erklärt Elke Kuhlen. Für beide Konzerte im WDR Funkhaus gibt es noch Karten – die dritte größere Show von Rapper OG Keemo, der 2022 mit dem Album „Mann beisst Hund“ durchstartete, ist hingegen ausverkauft.
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Wie immer ist das „c/o pop“ zualleroberst ein Festival für Entdecker. Kuhlen und ihr Team fanden erneut zahlreiche deutsche wie internationale Newcomer aus unterschiedlichsten Genres. Die in Köln wohnenden Punkrocker Pogendroblem (27.4.), Singer/Songwriter Betterov (28.4.), das ukrainische Dark-Wave-Duo Kurs Valüt (29.4.) oder Rapper Ski Aggu (27.4.), der 2022 mit „Party Sahne“ einen Internet-Hit feiern konnte, sind nur vier Beispiele.
Auffällig im Vergleich zu anderen Festivals ist der hohe Frauenanteil im Aufgebot, beim „c/o pop“ herrscht Geschlechtergleichheit. „Das ist ein Thema, dem ich mich immer sehr annehme. Generell versuche ich immer, möglichst viele Flinta*-Artists (Frauen, Lesben, Intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen, Anm. d. Red.) einzubinden. Auch was Bands und nicht nur Solokünstlerinnen angeht, kommt in vielen Genres immer mehr nach. „Im Verhältnis zu früher passiert wahnsinnig viel“, hat Kuhlen erkannt.
Domiziana feierte auf YouTube schon einen großen Erfolg
Besonders freut sie sich auf Domiziana (27.4.), deren Hit „Ohne Benzin“ bereits 7,6 Millionen Aufrufe bei Youtube verzeichnet. „Sie ist auf dem nationalen Markt die Vorreiterin für Hyperpop“, sagt Kuhlen – hierbei handelt es sich um ein noch junges Musikgenre, in dem Pop-Melodien auf verzerrte Synthesizer und verfremdete Stimmen treffen. In anderen Genres sind Singer/Songwriterin Wilhelmine (27.4.), Gangster-Rapperin Liz (30.4.) oder die Solinger Postpunk-Band Lyschko um Sängerin Lina Holzrichter (30.4.) zuhause.
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Aber das Festival besticht eben nicht nur durch sein Musikprogramm. Diskussionen, Vorträge und Lesungen rund um verschiedene Aspekte in der Popkultur gibt es im Rahmen der „c/o pop convention“ am Donnerstag und Freitag. Für diese, wie auch für die Konzerte von Joris und der Crucchi Gang, gilt es, gesonderte Karten zu kaufen. Das gesamte weitere Angebot ist im Festival- respektive Tagesticket jedoch mit drin, bei einigen Auftritten ist der Eintritt gar frei. Und neben musizierenden Emporkömmlingen schauen auch Promis sowie die, die es vielleicht einmal werden, aus anderen Popkultur-Bereichen vorbei.
Überraschungsprogramm mit Ines Anioli
So wird beispielsweise Comedian und Podcasterin Ines Anioli (30.4.) vor Ort sein. „Wir freuen uns total, dass sie dabei ist, als Quasi-Headliner für unser immer umfangreicher werdendes Programm abseits der Musik. Was wir mit ihr machen, bleibt aber eine Überraschung. Es wird keine reine Lesung, sie trägt aber auch nicht ihr klassisches Comedyprogramm vor“, übt sich Kuhlen noch in Geheimniskrämerei.
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Vor allem beim jüngeren Publikum bekannt ist Influencer und Hobbykoch Stefano Zarrella, der auf Instagram 1,4 Millionen Follower vereint. Aber auch hier gilt: Noch wird nicht verraten, für welche Art von Performance der Bruder von Schlagerstar Giovanni am 29.4. nach Köln reist. Mitreißende Auftritte garantieren hingegen unter anderem der True-Crime-Live-Podcast Die Nachbarn (27.4.), das Black & Brown Queer Cabaret (28.4.) sowie das Magierduo Siegfried & Joy (29.4.).
Tattoo-Spaß für ganz Mutige
Und dann wäre da noch das „Tattoo-Roulette“. Die Offenbacher Tätowiererin Rosa Viktoria dürfte am Festivalsonntag viel Arbeit vor sich haben. „Ein Programm für ganz Mutige“, sagt Elke Kuhlen nicht ohne Grund. „Es gibt vom Prinzip zwei Varianten. Man dreht am Roulette und bekommt dann das Motiv gestochen, auf das der Zeiger zeigt. Oder man kommt als Gruppe zusammen an den Stand und der oder die andere bestimmt, welches Motiv gestochen wird. Auf dem ‘c/o pop’ kann man sich eines von fünf ausgewählten von Rosa stechen lassen.“ Wer mit Körpermodifikation so gar nichts anfangen kann, findet im Kölner Pop-Potpourri aber genügend Alternativprogramm für Augen und Ohren.
„c/o pop“, 26.-30.4., verschiedene Orte in Köln. Das gesamte Programm und Karten (Crucchi Gang 33 €, Joris 40 €, Convention 23 €, weiteres Programm ab 18 €) gibt’s auf www.c-o-pop.de.