Düsseldorf. Mitte Dezember steht das sechste „Lieblingsplatte“-Festival im Düsseldorfer Zakk an. Mit dabei sind unter anderem Phillip Boa und Peaches.

Das halbe Dutzend ist voll: Zum sechsten Mal werden vom 10. bis 17. Dezember beim „Lieblingsplatte“-Festival wichtige Alben deutscher Popgeschichte in voller Länge dargeboten – in der intimen Atmosphäre des Zakk in Düsseldorf. Die fünf Konzerte und eine Talkrunde können in diesem Jahr wieder ohne Einschränkungen stattfinden. Das war im Vorjahr anders, wie sich Kurator Miguel Passarge erinnert: „Wir waren mit die Letzten, die überhaupt noch etwas veranstaltet haben und konnten die ,Lieblingsplatte’ so gerade eben über die Bühne bringen, mit 2G+-Regel und Maskenpflicht.“

Wermutstropfen waren seinerzeit zwei Absagen geplanter Konzerte. Die Krautrocker Amon Düül II sollten ihre LP „Yeti“ spielen, wegen einer Erkrankung von Gitarrist Chris Karrer wurde die Show aber abgesagt. Leider lässt der Gesundheitszustand Karrers einen Auftritt auch in diesem Jahr nicht zu. Nachgeholt wird hingegen die Performance von To Rococo Rot zum Album „The Amateur View“ von 1999. Ein Pflichttermin für Fans der Electronica- und Postrock-Band – diese hat sich 2015 aufgelöst und kommt nur für eine exklusive „Lieblingsplatte“-Show nochmal zusammen auf die Bühne.

Lieblingsplatte: Östro 430 sorgen in Düsseldorf für lokalen Bezug

Nicht fehlen darf beim Festival traditionell der lokale Bezug zur legendären Punk-Szene Düsseldorfs. Diesmal spielen Östro 430 auf. Mit Sängerin Martina Weith und Keyboarderin Bettina Flörchinger sind noch zwei Gründungsmitglieder dabei, wenn das Debüt „Durch dick & dünn“ (1981) am 10.12. erklingt. Dieses brachte mit seinen kompromisslosen, vorrangig von weiblicher Selbstbestimmung handelnden Texten manch Sittenwächter auf die Palme. So fiel unter anderem das Musikvideo zum Song „Sexueller Notstand“ seinerzeit der Zensurbehörde des WDR zum Opfer.

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Feministische Perspektiven nimmt seit jeher auch Merrill Beth Nisker ein. Die seit 20 Jahren in Berlin lebende Kanadierin, besser bekannt unter dem Künstlernamen Peaches, etablierte ihren Electro-Punk Anfang der 2000er-Jahre auf den Tanzflächen dieser Welt. Das nun 22 Jahre alte Debütalbum „The Teaches Of Peaches“ warf Club-Hits wie „Set It Off“ oder „Fuck The Pain Away“ ab und qualifiziert die 56-Jährige für die „Lieblingsplatte“ – obwohl sie im Gegensatz zu den anderen bislang dort spielenden Acts keine Deutsche ist.

Frau mit Vorliebe für extravagante Bühnenoutfits: Peaches spielt ihr Debütalbum „The Teaches Of Peaches“.
Frau mit Vorliebe für extravagante Bühnenoutfits: Peaches spielt ihr Debütalbum „The Teaches Of Peaches“. © Luke Augustin | Luke Augustin

„Peaches ist ein gutes Beispiel für eine Künstlerin, die in Deutschland ihre Heimat gefunden und einen starken Bezug zur Popkultur unseres Landes hat. Außerdem wollen wir im Aufgebot die zeitgemäßen und wichtigen Themen Diversität und Feminismus abbilden“, erklärt Miguel Passarge.

Bahnbrechender Deutschrap

Bereits im Jahrzehnt vor Peaches’ Erstling setzte Toni Landomini ein Zeichen pro Diversität. Mit der Gruppe Advanced Chemistry und insbesondere der Single „Fremd im eigenen Land“ leistete der Heidelberger italienischer Abstammung wichtige Deutsch-Rap-Pionierarbeit. Im Zakk performt Toni-L, so sein Künstlername, sein Solowerk „Der Funkjoker“ (2002).

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Der vorletzte Abend stellt wiederum die Frauen in den Fokus. Bei der Talkrunde „Female Lieblingsplatten“ diskutiert eine Runde aus Musik-Acts, Kulturschaffenden und Fans eine Auswahl herausragender Alben von Musikerinnen. „Das werden wir nicht streng akademisch abhalten, es wird ein eher lockerer Pop-Kanon. Noch ist das Podium auch nicht fertig besetzt. Wer eine interessante oder berührende Geschichte zu einem von Frauen eingespielten, geschriebenen oder gesungenen Album hat und sich berufen fühlt, darüber zu sprechen, darf sich gerne bei uns melden“, sagt Passarge.

Fortsetzung des Festivals ist schon in Planung

Zum krönenden Abschluss schauen dann Phillip Boa And The Voodooclub vorbei, „Helios“, das 1991er-Album der Indie-/New-Wave-Institution um den gebürtigen Dortmunder, hat schließlich viel mehr zu bieten als nur den Hit „And She Kissed Her“. Und man darf jetzt schon gespannt sein, welche Gruppen Miguel Passarge für das Festival im nächsten Jahr auf die Bühne holt. Denn: „Auch wenn einige Bands, die ich gern hätte, wegen Todesfällen, Umzügen oder aus anderen Gründen leider nicht mehr verfügbar sind: Ich finde immer wieder neue spannende Alben, dieses Festival entwickelt sich stetig weiter.“

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>>> INFO: Lieblingsplatte Festival

Termine: 10.12. Östro 430: „Durch dick & dünn“, 12.12. To Rococo Rot: „The Amateur View“, 13.12. Peaches: „The Teaches Of Peaches“, 15.12. Toni-L: „Der Funkjoker“, 17.12. Phillip Boa And The Voodooclub: „Helios“. Karten für alle Konzerte gibt’s u.a. auf www.zakk.de. Zur Talkrunde „Female Lieblingsplatten“ am 16.12. ist der Eintritt frei, Bewerbungen per Mail: info@zakk.de.