Essen. Weg von Arena-Bombast und spektakulären Lasershows: Schiller-Musiker Christopher von Deylen präsentiert im Oktober ein reduziertes Programm.

Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es im Leben öfter an als einem manchmal lieb ist. Das musste auch Christopher von Deylen Ende Februar 2020 erfahren. Mit seinem Projekt Schiller ist er seit dem mit Platin ausgezeichneten Durchbruchsalbum „Weltreise“ (2001) Dauergast in größeren Arenen der Republik, nun wollte er einmal eine Tour ganz anderer Art spielen. Keine logistisch aufwendige Projektion, keine raumflutende Laser-Anlage, keine mehrköpfige Band, hingegen lediglich er selbst, ein paar Tasteninstrumente und reguläre Bühnenbeleuchtung.

Die entsprechend simpel „Piano und Elektronik“ betitelte Tour fand just da statt, als die Corona-Pandemie schon drohte, das gewohnte Leben auf dem Planeten Erde zeitnah zum Stillstand zu bringen. Die Konzerte konnte der 51-Jährige noch spielen. „Glücklicherweise war die Tournee drei, vier Tage vor den ersten Absagen zu Ende, die sieben Konzerte konnte ich noch nach Hause bringen“, blickt der Musiker in Interview mit dieser Zeitung zurück.

Zehn Konzerte von Christopher von Deylen mussten abgesagt werden

Eine weitere Tournee mit dem gleichen Konzept war für den April 2021 geplant, konnte aber aus bekannten Gründen bis heute nicht durchgeführt werden. Einige Termine, wie der im Dortmunder FZW, wurden in den kommenden Oktober verschoben. Fans in anderen Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hatten weniger Glück: Insgesamt zehn Auftritte wurden ersatzlos abgesagt.

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Die konzertlose Zeit über weite Strecken des Jahres 2020 und der ersten Jahreshälfte 2021 nutzte von Deylen für die Produktion und Promotion des Schiller-Albums „Summer In Berlin“, das als achte LP aus seiner Feder auf die Spitzenposition der deutschen Charts kletterte. Stücke dieser Platte sowie ältere Schiller-Hits wie „Das Glockenspiel“, „Ruhe“, „Leben … I Feel You“ oder „Sonne“ sollten Besucherinnen und Besucher der „Piano und Elektronik“-Tour allerdings nicht unbedingt erwarten.

„Colors“-Songs und neue Stücke

Stattdessen gilt: „Mit brandneuen Tracks und den Highlights meines Albums „Colors“ möchte ich den Fans einen sehr persönlichen und unvergesslichen Abend bereiten“, konstatiert er. Seinerzeit waren die „Colors“-Stücke dem Publikum bei den ersten „Piano und Elektronik“-Konzerten unbekannt, im Oktober 2020 erschien das Album dann aber, auch in einer „Super Deluxe Edition“, die eine Blu-Ray mit einer Aufnahme des Tourabschluss-Konzerts in Leipzig enthielt.

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Auf der Platte und bei den Shows vertraut von Deylen vornehmlich auf reduzierte, atmosphärische Klänge. Dies tat er zunächst auch 2017 im Rahmen seines größten musikalischen Abenteuers. Als erster europäischer Musiker nach 40 Jahren durfte der Niedersachse im Iran spielen. Vier Auftritte standen an. „Es ist faszinierend, wie meine Musik in einem Kulturkreis gelandet ist, der dafür gar nicht prädestiniert zu sein scheint. Ich weiß bis heute nicht, wie meine Musik dorthin gekommen ist. Vor sechs Jahren bin ich von einem iranischen Veranstalter angeschrieben worden, es gäbe dort eine recht große Fangemeinde. Ich habe länger warten müssen, bis Termine, Genehmigungen und Visa da waren – aber es hat dann tatsächlich geklappt“, erklärte von­­ ­Deylen.

Ausflug in den Iran

Vier Konzerte standen in der Hauptstadt an, da in dem streng konservativ muslimisch regierten Staat das Tanzen untersagt ist, legte der Musiker sein Programm zunächst sehr zurückhaltend an. „Das erste Konzert von vieren dort war das ruhigste Schiller-Konzert aller Zeiten. Ich wollte nicht der ,Böse aus dem Westen’ sein, der die Menschen zu etwas verführt, was sie nicht dürfen. Nach dem Auftritt bekamen wir viel Zuspruch, aber auch Fragen, warum die Show denn so ruhig war. Die Stimmung war längst nicht so gedrückt, wie ich es mir vorgestellt hatte. So spielten wir dann von Show zu Show härter“, erinnert sich von Deylen.

Über die Stimmung muss er sich bei den kommenden Konzerten wohl keine Sorgen machen – die deutschen Fans stehen ihm und seiner Musik ja aus guten Gründen seit nunmehr 23 Jahren fest zur Seite.

Termine „Piano und Elektronik“: 16.10. Dortmund (FZW), 21.10. Köln (Kantine). Karten ca. 38 €.