Essen. Die „Hot Rod Brothers“ bieten zwei verschiedene Touren durch Essen an. In den kleinen Flitzern ist man selbst auch ein Hingucker.

Nach einem kurzen Druck auf den Startknopf springt der Motor des kleinen Hot Rods, den man sich wie eine Mischung aus Seifenkiste und Gokart vorstellen kann, stotternd an. Ein bisschen Zeit braucht das gute Stück – dann schnurrt es zwar immer noch nicht wie ein Kätzchen, aber rattert wie ein gut geölter Rasenmäher. Kurz das Gaspedal angetippt und der Vier-Takt-Motor dreht hoch.

Das Aufheulen unter der Haube verheißt Fahrspaß pur. Und genau das wissen auch die „Hot Rod Brothers“ und bieten zwei verschiedene Touren durch die Stadt und über Land mit den kleinen Kraftpaketen durch Essen an.

Der Hot Rod fährt sich wie ein Käfer

Der Ausflug führt die Gruppe auch zum Stadion an der Hafenstraße.
Der Ausflug führt die Gruppe auch zum Stadion an der Hafenstraße. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die ersten Meter auf der City-Tour sind gewöhnungsbedürftig. Das Gaspedal sollte sparsam eingesetzt werden, sonst macht der Hot Rod mit seinen gut 14 PS einen Satz nach vorne. Ebenso feinfühlig ist die Bremse. Quietschende Reifen vertonen abrupte Bremsmanöver. Viele der Tourteilnehmer zockeln mehr vom Hof der „Hot Rod Brothers“ in Essen-Borbeck als das sie geschmeidig rollen.

„Der Hot Rod fährt sich wie ein Käfer: Zwar ist es ein Automatik, aber bei der Lenkung muss man richtig arbeiten und eine Federung gibt es nicht. Wir versuchen Schlaglöcher mit einem Handzeichen anzuzeigen – entweder weicht ihr aus, oder lehnt euch leicht nach vorne“, gibt Betriebsleiter Christoph Beltz den Teilnehmern außerdem mit auf den Weg.

Bis zu 90 km/h schnell

Das bedeutet, locker mit einer Hand am Steuer durch die Gegend cruisen, ist nicht drin. Die Hände gehören – wie es wohl jeder mal in der Fahrschule gelernt hat – auf 11 und 14 Uhr. Auf dem Weg zum Stadion an der Hafenstraße wird dann auch klar, was es mit der Schlagloch-Warnung auf sich hat. Rumms. Das rechte Vorderrad sinkt ein. Der Schlag geht nicht nur durch die Karosserie des Hot Rods, sondern auch durch den Körper von Fahrer oder Fahrerin. Damit es keinen Klaps von der Rückenlehne gibt, einfach leicht nach vorne lehnen.

Auf dem großen Parkplatz vor dem Stadion von Drittligist Rot-Weiss Essen können die Tour-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen mal ordentlich Gas geben. „So ein Hot Rod fährt bis zu 90 km/h schnell“, weiß Christoph Beltz, der als Guide die Tour begleitet. Gut, auf der Essener City-Tour werden diese Geschwindigkeiten eher selten erreicht. Rund um die Synagoge und durch den Kreisverkehr am Limbecker Platz geht es mit 50 Sachen. Meistens jedenfalls, wenn nicht gerade mal wieder eine der vielen Ampeln auf Rot springt.

Sehen und gesehen werden

Auf das grüne Startsignal wartend, zeigt sich, dass es beim Hot-Rod-Fahren auch ums berühmte „sehen und gesehen werden“ geht. Viele Autofahrer lassen ihre Scheiben runter, fragen Beltz & Co. nach Flyern für den flotten Fahrspaß und machen gar ein Foto von der ganzen Kolonne. Einmal auf der Rü angekommen, zücken sogar Fußgänger ihr Smartphone. Ein Vater bleibt mit seinem Sohn an der Straßenecke stehen – er hat die Hot Rods schon von weitem gehört.

Die erfahrenen Guides lassen den Motor besonders laut knattern, als sie an dem kleinen Jungen vorbeifahren. Mit einem breiten Grinsen zeigt der Nachwuchsfahrer auf die Flitzer, schaut zu seinem Vater hoch und zupf aufgeregt am Zipfel von dessen T-Shirt. Bis er selbst ans Steuer darf, muss der Knirps jedoch noch ein paar Jährchen warten.

Klein, aber oho!

Tour-Guides begleiten die Gruppe durch Essen.
Tour-Guides begleiten die Gruppe durch Essen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Auch wenn die Hot Rods putzig aussehen, fahren ist erst mit gültigem Führerschein möglich. Immerhin steht man mit so einem flachen Funmobil gefühlt ganz unten in der StVO-Nahrungskette. Zwar muten die Miniaturen mit ihrem großen Kühlergrill an wie die amerikanischen Originale (meist aufgemotzte Automodelle aus den 20ern bis 40ern), die Karosserie der Essener Wagen geht den Fahrern aber gerade mal bis zum Knie. Aus der tiefergelegten Perspektive wirken selbst Radfahrer plötzlich wie Riesen. Beim Anblick des Lkw, der sich im dichten Stadtverkehr mit seinen gigantischen Reifen an dem Grüppchen vorbeischiebt, muss der eine oder andere Teilnehmer ordentlich schlucken.

Tour-Guides sind immer zur Stelle

Angst braucht aber niemand zu haben. „Es sind immer erfahrene Guides mit dabei. Einer fährt vor, der andere hinten und bei größeren Gruppen ist auch einer in der Mitte“, erklärt Christoph Beltz. Sie geben nicht nur die Route vor, sondern halten die Schäfchen auch zusammen. Wird die Truppe durch eine rote Ampel getrennt, warten die vorderen Fahrer und Fahrerinnen mit ihrem Guide an einer passenden Stelle auf den Rest. Hier geht niemand mit seinem Hot Rod verloren. „Wenn wir merken, dass es unsichere Tour-Teilnehmer gibt, können wir die Gruppe sogar während der Tour aufteilen. Die einen machen dann einfach mit einem eigenen Guide etwas langsamer.“

Auf dieser City-Tour hat aber nach ein paar Kilometern jeder einen Bleifuß. Die Angst weicht schnell dem Adrenalin-Rausch. Durch den merkt auch niemand, wie anstrengend so eine Tour wirklich ist. Erst als es auf dem Hof der „Hot Rod Brothers“ wieder ans Aussteigen geht, stöhnen die ersten. Der eine hat Zipperlein im Knie, der anderen ist der Hintern eingeschlafen und der nächste spürt die Vibrationen des Lenkrads noch minutenlang in seinen kribbelnden Fingern. Schön war sie dennoch, die etwas andere Stadtrundfahrt. So ein Perspektivenwechsel bringt eben frischen Fahrtwind in den alltäglichen Straßenwahnsinn.

Die Infos zur Tour

Touren: Zweistündige City Tour ab 99 € (inkl. Leih-Helm), dreistündige Country-Tour ab 169 € (inkl. Leih-Helm).

Im Oktober werden außerdem Touren in Dortmund (1.+2.10.) und am Möhnesee (16.10.) angeboten. Mehr Infos unter www.hotrodbrothers-ruhrpott.de.

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