Dortmund. 32 Beatboxer treten am 13. August in Dortmund bei der Westdeutschen Meisterschaft an. Co-Organisator Kevin O’Neal war bereits Champion.
„Böse Katze, böse Katze ...“ – nein, Kevin O’Neal denkt nicht an Omas gute alte Vase, die der Stubentiger in einem Anfall plötzlichen Rebellentums gen Boden befördert und so irreparabel beschädigt. Sondern: „Wer ‘Böse Katze’ rhythmisch hintereinander wiederholt ausspricht, erlernt so die Grundlagen des Beatboxens. Kick, Hi-Hat, Snare – wie bei einem echten Schlagzeug. Wir imitieren Beats und DJ-Scratches mit Mund, Nase und Rachen.“
O’Neal muss es wissen. Er gibt nicht nur regelmäßig Grundkurse im Beatboxen an Schulen und in Jugendzentren, er darf sich auch zweifacher Deutscher Meister in der Disziplin nennen. 2014 gelang dem Dortmunder das Kunststück in der Solo-Wertung, drei Jahre später noch einmal im Team. In diesem Jahr nimmt er nicht teil, ob er am kommenden Samstag überhaupt auf der Bühne des Dietrich-Keuning-Hauses zu sehen sein wird, weiß er noch nicht. „Vielleicht ergibt sich eine spontane Einlage“, sagt er. Wohl wissend, dass er drumherum ohnehin genug zu tun hat. Erstmals findet in dem soziokulturellen Zentrum die Westdeutsche Beatboxmeisterschaft statt, O’Neal ist Co-Organisator der Veranstaltung. Publikumsinteresse ist vorhanden, der Vorverkauf läuft erfreulich gut. „Ich hoffe, dass wir diese Veranstaltung jetzt hier etablieren und jährlich machen können“, sagt er.
Deutsche Meisterschaft in Berlin
In drei Kategorien, Solo für Erwachsene, Solo für Unter-18-Jährige sowie Loopstation, treten insgesamt 32 Teilnehmer um den Sieg und die damit verbundene Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft in Berlin (23.9., Columbia Theater) an. Und mit „Teilnehmer“ ist hier nicht das generische Maskulinum gemeint, auf der Bühne stehen tatsächlich nur Männer, was O’Neal bedauert: „Beim Beatboxen sind Frauen leider nicht so vertreten, da gibt es nur ganz wenige. Das Verhältnis würde ich auf 97 zu drei Prozent tippen. Wäre schön, wenn sich da etwas tun würde.“
Auch interessant
Vor gut 20 Jahren war es ebenfalls ein Mann, der dem Dortmunder das Beatboxen näher brachte, ein weltberühmter noch dazu: „Angefangen habe ich 2002, kurz nachdem ich den Song ‚Rock Your Body‘ von Justin Timberlake hörte“, erinnert er sich. In dem Chart-Hit gibt es mehrere Stellen, in denen der ehemalige N*Sync-Frontmann beatboxt. Von da an wurde kräftig geübt: „Das Gute am Beatboxen ist, dass mir mein Instrument angewachsen ist, ich habe es immer dabei und kann immer üben.“
Kein Ton darf verloren gehen
Wer die Kunst beherrschen will, muss einiges beherzigen: „Du musst die Mikrofonkapsel mit der Hand umschließen und das Mikro ganz nah an den Mund halten. Wichtig ist, dass kein Sound verloren geht“, erklärt O’Neal. Und wie funktioniert das mit der Atmung? „Man atmet durch die Töne, die man macht, egal ob beim Ein- oder Ausatmen. Manchmal kommt dann zum Beispiel beim Ausatmen ein ‚Pffff‘ raus, aber das reicht schon. Man kann so schon gut durchgehend beatboxen, ohne nach Luft zu japsen. Wie anstrengend das ist, hängt aber auch von der Performance ab. Manche gehen ja beim Auftritt noch die Bühne auf und ab.“
Einige Künstler kreieren dabei gar eigene Stücke, manche interpretieren große Popsongs, gerade in der Kategorie Loopstation. Das Gerät, dass es erlaubt, Tonspuren aufzuzeichnen und anschließend in Endlosschleifen abzuspielen, wurde in den vergangenen Jahren durch Starsänger Ed Sheeran sehr populär und gehört bei Beatbox-Titelkämpfen regelmäßig dazu: „Da kann man seine Beatbox-Künste und die Effekte, die die Loopstation macht, zusammenbringen“, sagt O’Neal, der zum Vorentscheid zur Westdeutschen Meisterschaft in Dortmund Teil der Jury war. Für den Wettbewerb am 13. August konnte er die Franzosen Colaps, amtierender Champion des renommierten internationalen „Grand Beatbox Battle“, dessen Finalgegner River sowie deren Landsmann BreZ als Jury-Mitglieder gewinnen. „Das sind drei ganz große Namen in der Szene, da bin ich richtig stolz drauf, dass die hier zu uns kommen“, freut sich O’Neal.
Wenn Beatbox auf Comedy trifft
Über Sieg und Niederlage entscheiden mehrere Komponenten: „Die Bühnenpräsenz ist wichtig, wie jemand durch Blicke oder Worte mit dem Publikum interagiert. Und wenn er nur zwischendurch ‚Jetzt sagt mal alle Weeeyyoooo‘ ruft. Auf Eigenständigkeit und Originalität kommt es an, dass jemand seinen eigenen Stil hat und nicht von anderen Beatboxern abguckt. Natürlich geht es zudem ums Timing und dass man den Takt hält“, erläutert der 30-Jährige. Mit seiner Kunst steht Kevin O’Neal regelmäßig zu verschiedenen Anlässen auf den Bühnen der Region und darüber hinaus. Er ist Teil des Trios Chris Kramer & Beatbox’n’Blues, gehört zum Ensemble des Castrop-Rauxeler Musicals „Radio Ruhrpott“ und hat zwischendurch auch Auftritte als Comedian.
Auch interessant
So tritt er zum Beispiel am 20. August im Seebad Haltern beim Strand Comedy Festival neben Größen wie Lisa Feller und Abdelkarim auf. O’Neal: „Ich habe ein etwa 30 Minuten langes Programm zusammengestellt, dass sich perfekt für Mix-Shows eignet. Da geht es auch darum, dass ich das Beatboxing auf witzige Art und Weise erkläre. Das kommt bei Jung und Alt an. Einmal hat mir ein 70-Jähriger nach einem Auftritt gesagt, dass er sowas noch nie gesehen hat und wohl auch nie wieder sehen wird.“ Ein Kompliment, das man wahrlich nicht alle Tage bekommt.
Westdeutsche Beatboxmeisterschaft, 13.8., 17 Uhr, Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58, Dortmund. Karten im Vorverkauf (u.a. auf ruhrticket.de) 7,60 Euro, an der Abendkasse (sofern dann noch verfügbar) sieben Euro.