Bottrop. Beim Tag der Trinkhallen gab es schöne und emotionale Momente. Eine 70-jährige Besucherin weint im K(uh)iosk, als ein Film ihres Vaters gezeigt wird.

Mit Tränen in den Augen blickt Ute Jonetat (70) zur Leinwand im kleinen Vorführraum des K(uh)iosk im Fuhlenbrock. Sie sieht einen kurzen Film ihres Vaters, der von der Band ihres verstorbenen Mannes handelt.

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Die Rentnerin ist tief bewegt und gerührt zugleich. Sie glaubte, dass Mitgeschnittene nie mehr zu Gesicht zu bekommen. Sie hat daheim die notwendigen Geräte nicht, um den mitreißenden Streifen aus 1967 abzuspielen. Für sie hat das Eventteam der Ruhr Tourismus GmbH (RTG) beim Tag der Trinkhallen eine Ausnahme gemacht.

Da die Rentnerin zur Vorführung im „Filmbüdchen“ zu spät kam, legte Programmleiterin Johanna-Yasirra Kluhs vom Projekt Interkultur Ruhr den Film kurzerhand nochmal auf – ein sehr persönlicher Moment, der vielen Gästen in Erinnerung bleibt.

Komposition und Improvisation

Rund 50 Besucher versammeln sich zur Mittagszeit vor der Bude, die mit einer idyllischen Strandkulisse zum Ehrentag aufwartet. Kioskbetreiberin Sylvia Vick (54) hat mit ihrer Familie für die Unterhaltungssuchenden ein kleines, schönes Urlaubsparadies inmitten der Stadt geschaffen. Auf dem aufgeschütteten Sandstrand finden sich farbenfrohe Plastikpalmen, gemütliche Bierbänke, bequeme Liegestühle und aufgeblasene Wassertiere. Ein großer, bunter Plastikflamingo begrüßt Passanten vor einer mit Bast geschmückten Tiki-Bar. Auf einem heißen Grill brutzeln Würstchen und Bauchfleisch. Einer der vielen Helfer zapft kühles Bier für die durstigen Besucher.

Das Programm ist ein Selbstläufer

Im kleinen Vorführraum, der für etwa zehn Personen Platz bietet, flimmern private, semiprofessionelle Aufnahmen über die Leinwand, die Bürger bei Ruhr Tourismus eingereicht haben. Die Filmmusik dazu macht Künstler Jan Arlt (40) mit zwei Keyboards. „Es ist eine Mischung aus Komposition und Improvisation. Ich passe den Sound an die Szenen an“, erklärt er, bevor er wieder in die Tasten haut.

Buntes Treiben am K(uh)iosk - hier Inhaberin Sylvia Vick,
Buntes Treiben am K(uh)iosk - hier Inhaberin Sylvia Vick, © Thomas Gödde

Die Besucher blicken dem Musiker bei seinen Einlagen über die Schulter. Sie stehen vor der Bude und gucken durch ein Fenster auf jede Bewegung des Talents. Die Anwesenden merken,: Arlt ist in seinem Element. Der macht übrigens häufiger Theater- und Filmmusik für Ausstellungen und Aufführungen.

Auch Hans Schüller (66) hat sich unter die Beobachtenden gemischt. Der Oberhausener hat wie auch Ute Jonetat einen Film abgegeben. „Ich fand es einfach klasse, dass es solch eine Initiative gibt. Die Aufnahmen hat mein Vater damals in Essen gemacht. Auf dem Band sind Urlaubsbilder, Feiern und Hochzeiten zu sehen. Mal schauen, ob der Film heute hier läuft.“ Standortmanager Chris Norkiewicz (23) sagt zum Tag: „ Das Programm ist ein Selbstläufer. Toll, dass so viele mitgemacht haben.“

Kleine Partymeile an der Horster Straße

Der Kiosk am Park wird beim Auftritt der „Black & White Show Brothers“ zur kleinen Party-Meile. Gut gelaunte Besucher tanzen zu „I Shot The Sheriff“ auf dem gefüllten Gehweg. Freunde fordern sich zum Tanzen auf. Ein Chor bildet sich, schnappt sich spontan ein Mikro und stimmt in die Songs ein. Ein verliebtes Paar dreht zwischen Stühlen und Bänken die Runden. Ein Mädchen hüpft aufgeregt zwischen den Gästen hin und her. Das Duo feuert einen Hit nach dem anderem ab.

Die Trinkhalle am Park in Batenbrock: Mir dem Duo „Black & White“ und „Senta.Music“ ging die Post ab.
Die Trinkhalle am Park in Batenbrock: Mir dem Duo „Black & White“ und „Senta.Music“ ging die Post ab. © Thomas Gödde

Neben bekannten Stücken aus der Welt des Rock und Pop haben die Entertainer auch unbekannteres Liedgut für ihren Auftritt vorbereitet, das nicht weniger für gute Laune sorgt. Zu „You Can Leave Your Hat On“ zeigt eine Publikumstänzerin ihren temperamentvollen Hüftschwung. Die Künstler herzen zuweilen den ein oder anderen Passanten, der sich besonders von der Musik hinreißen lässt. „Das ist die beste Budenfeier, die ich bisher erlebt habt“, ruft ein Fan in die Runde.

„Ich habe nicht mit so vielen Leuten gerechnet. Schön, dass das Showprogramm sehr gut angenommen wird“, sagt Betreiber Veli Kaymaka (46). „Zu Beginn des Tages war noch nicht so viel los. Ab 17 Uhr strömten die Leute her. Das nächste Mal sind wir wieder dabei.“