Düsseldorf. Ein schwedisches Unternehmen will den Mix aus Squash und Tennis auch hier populärer machen – zunächst mit einer modernen Halle in Düsseldorf.

Mit Tempo rauscht der gelbe Filzball über Olaf Knütels Kopf hinweg. Eine schnelle Drehung, eine Ausholbewegung und mit einem lauten „Pock“ rauscht die gelbe Kugel wieder auf die andere Seite des Netzes. Der Retourschlag der Gegenseite ist allerdings zu präzise, der Punkt damit weg. „Mann, beweg dich doch!“, schnauzt der frühere Tennisprofi Knütel seinen Mitspieler an, um direkt danach herzlich mit ihm und den beiden Spielern auf der anderen Seite zu lachen.

Kein bierernstes Profi-Getue, sondern viel Spaß auf dem blauen Kunstrasenteppich – und den sollen an Ort und Stelle neben den erfahreneren Cracks nun auch blutige Anfänger haben. „Mit Panorama-Glas, ,Mondo’-Kunstrasen und LED-Lampenreihen, damit niemand geblendet wird. High-End-Premium-Ausstattung“, wie es Knütel ausdrückt. Hier, in der Straße Am Gatherhof im nördlichen Düsseldorfer Stadtteil Rath, hat nun Nordrhein-Westfalens größte Padel-Halle eröffnet.

Padel ist vor allem in Spanien beliebte

Bislang gibt es im Land nur rund 5000 organisierte Spielerinnen und Spieler der Sportart, die man als Mischung aus Squash und Tennis bezeichnen kann. Im Vergleich dazu sind es beispielsweise in Spanien nach jüngsten Statistiken mehr als 56.000. „Das ist ein weltweit aufstrebender Sport, in Deutschland braucht es aber noch ein wenig Arbeit“, sagt Knütel, der hier als Hallenchef fungiert.

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Die Einrichtung mit insgesamt zehn Plätzen (sechs für Doppel, vier für Einzel) ließ das schwedische Unternehmen We Are Padel errichten. 2017 gegründet und im Heimatland mittlerweile mit 80 Hallen Marktführer, will das Unternehmen nun in Deutschland Fuß fassen und den Pedal-Sport größer machen, wie Geschäftsführer Martin Karadag erzählt: „Das hier ist die erste unserer Anlagen in Deutschland. Weitere planen wir aktuell, unter anderem in Essen, Neuss und Warendorf, bis Ende 2023 wollen wir im Bundesgebiet zehn Anlagen aufbauen.“

Großes Einzugsgebiet zum Start

Warum ausgerechnet Düsseldorf den Startpunkt setzt, begründet er „mit dem lukrativen Markt. Hier wohnen im Umkreis von 100 Kilometern zehn Millionen Menschen.“ Die können ab sofort täglich zwischen 8 und 22 Uhr vor Ort spielen, bei Bedarf werden Schläger für drei Euro pro Person verliehen.

Olaf Knütel ist Hallenchef der Düsseldorfer Destination von „We Are Padel“.
Olaf Knütel ist Hallenchef der Düsseldorfer Destination von „We Are Padel“. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Spielgeräte, meist zwischen 365 und 375 Gramm schwer und kürzer als ein Tennisschläger, gibt es in drei Ausführungen. Anfänger sollten zunächst mit der runden Form ins Spiel hineinfinden, sie garantiert bestmögliche Ballkontrolle. Die Diamantform ist hingegen für Fortgeschrittene geeignet und beschleunigt den Ball stärker. Wer die goldene Mitte aus beidem bevorzugt, der greife zur Tropfenform. Wichtig in allen drei Fällen: An den Schlägern hängt eine Schlaufe, die zwingend ums Handgelenk gebunden werden muss. Knütel: „Der Schlägerrahmen ist aus recht massivem Carbon. Wenn man den Schläger beim Ausholen versehentlich wegwirft und damit seine Mitspieler trifft, kann das böse Folgen haben.“ Die Schlagfläche besteht übrigens nicht aus Saiten, sondern aus einem mit Löchern versehenen Schaumstoff-Gummi-Gemisch.

Aufschlag von unten

Zwei weitere bedeutende Unterschiede zum Tennis gibt es. Zum einen sind die Plätze vom Plexiglas umrandet, die Wände werden im Spiel als Bande genutzt. Nur: „Aufschläge, die direkt ins Glas gehen, zählen als Fehler. Da muss der Ball einmal vorher in der gegnerischen Spielfeldhälfte aufditschen“, erklärt Olaf Knütel. Und: Aufgeschlagen wird immer von unten. Der Aufschlag muss zudem mindestens einmal auf dem Boden tippen, bevor er wieder rübergeschlagen werden darf. Gezählt wird wie beim Tennis, 15,30,40, Sätze gehen bis 6 beziehungsweise bei Gleichstand in den Tiebreak. Gespielt wird zumeist im Doppel, bei Meisterschaften gar ausschließlich. In der Düsseldorfer „We Are Padel“-Anlage sind aber auch Einzel möglich.

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Um so über den Kunstrasen zu schnellen wie Olaf Knütel, benötigt es allerdings noch Stabilität für die Füße: „Outdoor-Tennis-Schuhe sind zu empfehlen. Bloß keine Hallentennis-Teppichschuhe nutzen, damit rutscht man stark“, rät der Experte. Wer regelmäßig spielt, für den lohnt zudem die Anschaffung von Haft-Tape für den Schlägergriff, das es vor Ort nebst Schweißbändern und Schlägern auch in einem Shop zu kaufen gibt.

Schläger und Bälle sind ein wenig kleiner als beim Tennis.
Schläger und Bälle sind ein wenig kleiner als beim Tennis. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Große Pläne für die Halle in Düsseldorf-Rath

Die Halle ist jedenfalls topmodern ausgerüstet, die Organisatoren haben große Pläne: „Auf den Bildschirmen hier wollen wir hier bald Profi-Spiele der ‚Padel World Tour‘ und Padel-Bundesliga übertragen – und eines Tages auch austragen“, sagt Martin Karadag. Keine Frage: Er und Olaf Knütel versprühen viel Enthusiasmus und Optimismus. Denn: „Deutschland ist das Racket- (internationaler Begriff für Sportarten, die mit Schlägern gespielt werden, d. Red.) Land Nummer eins auf der Welt. Hier gibt es sehr viel Potenzial – und das müssen wir nun in die Öffentlichkeit zu den Menschen bringen.“

We Are Padel, täglich 8-22 Uhr, Am Gatherhof 57, Düsseldorf. Preis pro Stunde von 8-16 Uhr 28 € (Doppel) bzw. 18 € (Einzel), von 16-22 Uhr 35 € bzw. 24 €.. Buchung (nach einmaliger Registrierung) und weitere Infos auf wearepadel.com/l/dusseldorf.


>>> INFO: Weitere Padelanlagen in der Region

Natürlich wird Padel an Rhein und Ruhr nicht nur in Düsseldorf gespielt. So eröffnete der frühere Profifußballer Marcel Maltritz 2020 die „Padelworld“-Freiluftanlage in Bochum (Infos und Buchung: www.padelworld-bochum.de). Weitere Anlagen befinden sich unter anderem in Essen im TVN-Zentrum (www.tenniszentrum-essen.de), in Dortmund bei One.Two (www.onetwo.center) und in der Padel-Arena Kamen (padel-arena.de).