In Deutschland ist Padel kaum bekannt, in Spanien nur Fußball populärer. Auch, weil der Sport einfach zu erlernen ist. Zwei Plätze in Essen.

„Du musst mit dem Schläger gar nicht so weit ausholen“, ruft mir Thomas Lönegren entgegen. Soeben habe ich mal wieder einen Ball völlig falsch getroffen und ins Netz geschlagen. Als der Trainer die nächste Filzkugel in meine Richtung serviert, denke ich an seine Worte – und treffe den Ball endlich vernünftig. „Na also“, denke ich mir, „es geht doch.“

Was sich nach Tennis anhört und auch durchaus nach Tennis aussieht, ist es in Wahrheit gar nicht. Stattdessen stehe ich hier in einem der beiden Padel-Käfige, die der Verband Niederrhein im Tennis-Zentrum Essen zur Verfügung hat.

In meiner Freizeit spiele ich ganz gerne Tennis, doch von Padel – oder auch Paddle-Tennis, wie es in englischer Schreibweise heißt – hatte ich noch nie etwas gehört. Zunächst dachte ich zugegebenermaßen an Wassersport. „Padel“, bestätigt Thomas Lönegren, „ist in Deutschland noch nicht so bekannt. Aber es entwickelt sich.“ Ganz anders sieht es in Spanien und Südamerika aus. Hier erfreut sich Padel inzwischen einer riesigen Beliebtheit. In Spanien gibt es mittlerweile rund drei Millionen Aktive. Das macht Padel dort hinter Fußball zur zweitgrößten Ballsportart.

Am ehesten lässt sich Padel wohl als eine Mischung aus Tennis und Squash bezeichnen. Gespielt wird – wie beim Squash – in einer Art Käfig. In der Mitte des Courts befindet sich ein Netz, wie beim Tennis gibt es die bekannten Aufschlaglinien. Die Wände des Käfigs gehören wie beim Squash zum Spielfeld dazu. Ein Ballwechsel ist also nicht verloren, wenn der Ball gegen die Wand geschlagen wird, sondern erst, wenn er zweimal im eigenen Feld aufgekommen oder im Netz gelandet ist. Allerdings muss der Ball vor einem Kontakt mit der Wand zunächst den Boden des gegnerischen Feldes berührt haben.

Lönegren gilt als Padel-Pionier

Seit 2015 gibt es die beiden Padel-Plätze beim TVN. Auch weil Thomas Lönegren intensiv darum warb. Der gebürtige Finne ist seit 1988 in Deutschland, trainiert dort BW Dinslaken und war in der Vergangenheit unter anderem Tennis-Trainer des ehemaligen Weltranglistenersten und French-Open-Siegers Juan Carlos Ferrero.

Als Lönegren vor elf Jahren im spanischen Alicante in Ferreros Tennisakademie zu Gast war, kam er zum ersten Mal mit Padel in Berührung – sofort war er hellauf begeistert. Seitdem gilt Lönegren in Deutschland als Padel-Pionier. Mit der Rolle kann er sich auf jeden Fall anfreunden: „Das kann man schon so sagen“, lacht er.

Während Padel für versierte und erfahrene Tennisspieler eine gelungene Abwechslung darstellt, gilt es vor allem für Neueinsteiger als ideale Sportart. „Man hat viel schnellere Erfolgserlebnisse als beim Tennis“, erklärt Lönegren. Warum das so ist, merke ich selbst bereits nach einigen Minuten. Durch den kleineren Schläger ist der Treffpunkt des Balles näher zur Hand. So geht die Lernkurve und auch die eigene Zufriedenheit schnell nach oben. Außerdem spielt Kraft aufgrund der Wände nur eine nebensächliche Rolle. „Padel ist eine sehr taktische Sportart“, sagt Thomas Lönegren. Das sorgt für längere Ballwechsel und somit mehr Spielspaß. Die körperlichen Anforderungen sind grundsätzlich geringer – was nicht bedeutet, dass am Ende des Tages nicht geschwitzt wird.

Die Wand ist Mitspieler, nicht Gegner

Ein weiterer netter Nebenaspekt: Padel ist ein Teamsport. Theoretisch lässt sich der Sport im direkten Duell als Einzel spielen, offiziell wird Padel jedoch ausschließlich im Doppel gespielt. „Ein kommunikativer Sport“, sagt Lönegren, der zwar immer noch auch Tennisstunden gibt, selbst aber nur noch Padel spielt. Auch bei ehemaligen Profis kommt Padel gut an: So trainiert der ehemalige deutsche Davis-Cup-Spieler Jens Knippschild regelmäßig im Padelkäfig des TVN.

Wie von Thomas Lönegren versprochen, stellen sich auch bei mir schnell Verbesserungen ein. „Die Wand ist dein Mitspieler, nicht dein Gegner“, bläut er mir ein. Es dauert zwar kurze Zeit, bis ich mich daran gewöhnt habe, doch mit Hilfe der Umzäunung lassen sich die Bälle tatsächlich leichter kontrollieren und vernünftig auf die gegenüberliegende Seite bringen. Nach rund einer Stunde gehe ich durchaus erschöpft, aber zufrieden vom Platz. Padel? Gerne wieder.

Kleinere Schläger, langsamere Bälle

Schläger

Im Vergleich zu handelsüblichen Tennisschlägern sind Padelschläger deutlich kleiner. Normalerweise werden sie aus Kunststoff oder Kohlenstofffasern hergestellt. Die Schläger sind nicht wie beim Tennis bespannt, sondern aus einem mit Löchern versehen elastischen Material. Nicht nur die Schlagfläche, sondern auch der Griff des Schlägers ist wesentlich kürzer, als der eines Tennisschlägers. Dadurch können Schläge leichter kontrolliert werden. Am Griffende befindet sich ein Band, in welchem sich die Hand beim Spielen befinden muss.

Es gibt reichlich verschiedene Schläger. Die Preisspanne geht dabei von 50 Euro bis 400 Euro. Anfänger sollten sich die ersten Male an einem Leihschläger probieren.

Bälle

Für den Laien sind beim Blick auf die beim Padel verwendeten Bälle keine Unterschiede zum Tennis zu erkennen. Die Bälle sind gleich groß und sehen gleich aus. Allerdings ist der Luftdruck bei Padel-Bällen etwas geringer. Dadurch werden sie im Spiel etwas langsamer. Bei bekannten Tennisausstattern gibt es in der Regel auch Padel-Bälle zu kaufen.

Zählweise und Spielregeln

Die ist identisch mit der Zählweise beim Tennis. Sätze gehen also bis sechs, zudem werden Tiebreaks gespielt. Auch ansonsten sind die Unterschiede nur marginal. Größter Unterschied: Beim Padel wird von unten aufgeschlagen. Der Treffmoment von Schläger und Ball ist somit maximal auf Höhe der Hüfte des Aufschlägers. Zudem gehören die Wände natürlich zum Spiel dazu. Padel wird bei offiziellen Turnieren immer im Doppel gespielt.

>>Kostenlose Schnupperkurse werden angeboten

Das TVN Tennis-Zentrum an der Hafenstraße 10 bietet für WAZ- und NRZ-Leser kostenlose Schnupperkurse mit Trainer Thomas Lönegren an. Schläger und Bälle werden dabei gestellt.

Die Kurse finden statt am Montag, 23. Juli, von 19 bis 20 Uhr sowie am Sonntag, 29. Juli, von 11 bis 12 Uhr.

Anmeldungen sind nötig. Per Mail an: team@tvn-padel.de oder unter 0176 / 20123601.