Mettmann. Im Mettmanner Neanderthal Museum ist die neue Sonderausstellung „Cats – Eiszeitliche Jäger“ gestartet.

Kurz nachdem sich die gläserne Eingangstür des Neanderthal Museums geschlossen hat, fällt der Blick auf den Boden. Was sind das für orangefarbene Tatzenabdrücke? In einer Spur schlängeln sie sich entlang der Museumskasse, hin zur Treppe ins Untergeschoss und schließlich Stufe für Stufe hinab. Es ist ein tierischer Wegweiser zur neuen Sonderausstellung im Mettmanner Museum. Dort gibt es ab sofort und noch bis zum 6. November „Cats – Eiszeitliche Jäger“ zu bestaunen.

Unten angekommen fällt direkt das vergrößerte Modell eines Zahns auf – spitz zulaufend und mit Schneidkanten, die aussehen wie ein Steakmesser. Aufmerksamen Tierdoku-Guckern dürfte sofort das Gebiss eines Hais in den Kopf kommen. Doch dafür ist der Zahn nicht dreieckig genug. „Es ist die typische Säugetierform“, gibt Kurator Rick Springer einen Tipp. Allerdings ist es keines, das heute noch durch Savanne, Dschungel & Co. streift. Der Zahn gehört einer Säbelzahnkatze.

Ein Zahn mit Steakmesser-Qualitäten

Mitten im Sprung: Der Luchs ergänzt die Ausstellung.
Mitten im Sprung: Der Luchs ergänzt die Ausstellung. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Gefunden wurde er im Oktober 2012 in einem Braunkohletagebau im niedersächsischen Schöningen. Er inspirierte die Betreiber des dortigen Forschungsmuseums zur Ausstellung, die seither von Ort zu Ort wandert und nun im Neandertal angekommen ist – mit zwei Jahren Verspätung wohlgemerkt. „Als Corona zugeschlagen hat, haben wir alles auf Eis gelegt. Vor allem, um unsere Finanzen zu schonen“, erklärt Melanie Wunsch, Leiterin des Ausstellungsmanagements. Immerhin finanziert sich das Museum zu 70 Prozent selbst.

Nun konnten die eiszeitlichen Jäger aber doch noch ins Untergeschoss ziehen. Auf den weiten Weg hat sich gleich eine ganze Samtpfoten-Familie gemacht. Das Schaubild einer Europäischen Säbelzahnkatzen-Mutter mit ihren beiden Jungtieren ist eines der Herzstücke der Ausstellung. „Man weiß nicht genau, wie das Fell der Tiere ausgesehen hat. Deshalb wurde es anhand von anderen Großkatzen rekonstruiert“, sagt Springer. Flauschig ist es, wenn auch kurz, und hellbraun getüpfelt.

Die Zähne sind sehr fragil

Doch an der Flanke des Muttertieres ist ein überdimensional großer Wirbel im Fell. „Das ist eine besondere Geschichte. Eigentlich steckte da ein Speer drin. Das niedersächsische Museum ist nämlich bekannt für die Schöninger Speere. Wir haben den kurzzeitig entfernt und mit Hasenfell an der Stelle experimentiert“, erzählt Melanie Wunsch. Im Neanderthal Museum trottet Mama-Säbelzahnkatze also ganz unversehrt durch das Museum.

Neben dem putzigen Trio können Besucher den Unterschied zwischen einer Europäischen Säbelzahnkatze (Homotherium latidens) und dem nordamerikanischen Pendant (Smilodon fatalis) lernen. Es genügt ein Blick auf die Zähne der Skelettnachbauten und schnell wird klar: Die des Smilodons sind deutlich länger. „Aber auch sehr fragil. Oft sind sie abgebrochen“, weiß Rick Springer.

Von der Körpergröße und den kräftigen Hinterbeinen her ähneln beide Säbelzahnkatzen den heutigen Löwen. Und von denen hält einer mit erhobenem Haupt im hinteren Teil der Sonderausstellung Ausschau – umringt von einem springenden Luchs, einer flauschigen Pallas-Katze und unseren heimischen Stubentigern. „Wir vergleichen die Säbelzahnkatzen mit heute noch lebenden Raubkatzen“, so Springer.

Zahlreiche Mitmachstationen

Es locken verschiedene Mitmachstationen im Museum. Diese zeigt, wie weit sich der Kiefer öffnen lässt.
Es locken verschiedene Mitmachstationen im Museum. Diese zeigt, wie weit sich der Kiefer öffnen lässt. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Auch wir Menschen können uns im Neanderthal Museum mit den Katzen vergleichen. An verschiedenen Mitmachstationen blicken Besucher unter anderem durch Katzenaugen, die ihre Umwelt deutlich ­farbärmer wahrnehmen. Mit Hilfe von Türklinken wird deutlich, wie weit sich Kiefer verschiedenster Katzen im Vergleich zu uns Zweibeinern öffnen lassen. Spoiler: Die Klinke unterhalb des menschlichen Schädels lässt sich gerade mal 90 Grad herunterdrücken, während die Säbelzahnkatzen bei 120 Grad landen. Kein Wunder, mussten die Katzen doch vor rund 300.000 Jahren große Beutetiere erlegen.

Ähnliche Beutetiere wollten sich die menschlichen Urzeitjäger auch nicht durch die Lappen gehen lassen. Da waren Reibereien zwischen Mensch und Tier vorprogrammiert. Ab und an bekam der Homo heidelbergensis („Heidelberger Mensch“), eine Art Vorfahre des Neandertalers, sicherlich die Krallen des Jägers zu spüren. Und musste sich mit eben jenen Schöninger Speeren, die Springer und sein Team so gekonnt entfernt haben, gegen ihn zur Wehr setzen.

Die Infos zur Ausstellung

„Cats – Eiszeitliche Jäger“:bis 6. November, Di-So 10-18 Uhr, Neanderthal Museum, Talstr. 300, Mettmann. Eintritt 11 € (Dauerausstellung + Sonderausstellung), 7 € (nur Sonderausstellung). Tickets und weitere Infos zum Begleitprogramm www.neanderthal.de
Gewinnspiel: Schicken Sie dem Museum Fotos oder Videos vom eigenen Stubentiger an cats@neanderthal.de. Die Fotos werden in der Sonderausstellung gezeigt, die schönsten prämiert.