Essen. Chris Norman hat mit „Just A Man“ jüngst ein respektables neues Album veröffentlicht.

Es war fast so etwas wie ein Comeback für Chris Norman, als er im vergangenen Oktober auf der Bühne der Castrop-Rauxeler Europahalle stand. Dort gab er nämlich sein erstes Konzert seit zwei Jahren. Coronabedingt, klar. Umso schöner, dass der Anlass auch noch ein guter Zweck war: Der Brite griff beim Benefizkonzert der Solidarfonds-Stiftung NRW in Saiten und Hitrepertoire.

Chris Norman: Ein Altstar zeigt Spielfreude

Der Abend konnte mindestens in doppelter Hinsicht als gelungen verbucht werden. Denn die gut 800 Anwesenden spülten nicht nur eine erkleckliche Spendensumme aufs Solidarfonds-Konto, sie zeigten sich auch begeistert vom Auftritt des Softrock-Veterans mit der angerauten Stimme.

Neben langjähriger Routine – der Ex-Smokie-Sänger steht seit mehr als einem halben Jahrhundert auf der Bühne – war Chris Norman bei seinem Auftritt in Castrop-Rauxel aber auch ungekünstelte Spielfreude anzumerken. Sie mag u.a. daher gerührt haben, dass der 71-Jährige neben seinem Megahit „Midnight Lady“ und diversen Smokie-Klassikern auch brandneue Stücke spielen konnte.

Kein Musiker von gestern

Mittlerweile gibt es sie auch für zuhause, denn im Dezember erschien mit „Just A Man“ das 20. Solo-Album des Engländers. Im kommenden März will Chris Norman das neue Werk im Bochumer Ruhr-Congress live vorstellen. Und das ist ihm wichtig, wie er in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur erklärte: „Wenn ich keine neue Musik mache, kann ich bei meinen Konzerten nur alte Songs spielen, als ob ich einer von gestern wäre, und das will ich nicht sein. Deshalb hab ich auch so gut wie nie bei Oldie-Festivals mitgemacht.“

Legendäre Songwriter schreiben Songs für neues Album „Just A Man“

Dass sich „Just A Man“ nur auf Position 76 der Charts platzieren konnte – geschenkt. Bei den Fans kommt die neue Scheibe überwiegend sehr gut an und darf zu Recht als mehr als nur solides Alterswerk gelten. Immerhin hatte sich Norman für sein erstes neues Album seit vier Jahren mit Holly Knight und Mike Chapman legendäre Songwriter an Bord geholt, die bereits Hits für Tina Turner, Pat Benatar, The Sweet und Suzi Quatro komponiert haben.

Smokie: Superstars vor allem in Deutschland

Und nicht zuletzt auch für Smokie: Im Tandem mit Nicky Chinn schrieb Mike Chapman u.a. die Megahits „Lay Back in the Arms of Someone“ und „Living Next Door To Alice“. Beide auf Nummer eins in den deutschen Charts, nicht aber in den englischen. Denn in Deutschland waren Smokie noch weit beliebter als in ihrer Heimat. „In England haben wir noch in Theatern vor 3000 Leuten gespielt, da haben wir in Deutschland schon Hallen mit 12.000 Menschen gefüllt“, so Norman, der heute auf der Isle of Man lebt. „Klar, dass auch meine Solokarriere in Deutschland ihren Lauf nahm.“

Mit Bohlen klappte Zusammenarbeit nicht

Es war bekanntlich der deutsche Poptitan Dieter Bohlen, der Chris Norman in den 80ern mit dem „Tatort“-Titelsong „Midnight Lady“ seinen größten Solohit bescherte. Trotz des Erfolgs ging man bald wieder getrennte Wege – zu unterschiedlich waren die Musikerpersönlichkeiten: „Ich kam aus dem Gitarrenbereich, von einer Rock’n’Roll-Band. Er stand für die 80er-Jahre mit Synthesizern und Drumcomputern. Es hat einfach nicht gut geklappt mit uns.“

Die Haare bleiben lang

Wie heißt es eben so schön unter Musikern: Einmal Rocker, immer Rocker. Und das hört man nicht nur Chris Normans neuem Album „Just A Man“ an, das kann man auch sehen. Sein Haupthaar trägt der Sänger und Gitarrist nämlich auch mit 71 immer noch am liebsten lang: „Ich fühle mich wohler mit längerem Haar. Es fühlt sich mehr nach Rock’n’Roll an. Und es sieht besser aus, vor allem, weil ich älter werde und es mehr von meinem Gesicht verdeckt.“

>>> Chris Norman live:

Termin: 2.3., 20 Uhr, RuhrCongress, Stadionring 20, Bochum. Karten ab ca. 40 € gibt’s auf www.ruhrticket.de.