Recklinghausen. Authentisches Abenteuer: Der Anbieter Verschlusssache bietet Live Escape Games unter Tage im Trainingsbergwerk Recklinghausen an.

Ganz schön duster ist es, in dem kleinen, quadratischen Raum aus Steinmauern und einer Holzwand. Ein wenig Licht scheint durch die Tür auf den mit Schutt bedeckten Boden und lässt die feinen Staubpartikel durch die Luft tanzen.

Schutzmantel ist Pflicht. Ebenso wie Helm, Grubenlampe und festes Schuhwerk.
Schutzmantel ist Pflicht. Ebenso wie Helm, Grubenlampe und festes Schuhwerk. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Ansonsten wandert nur der Schein der Stirnlampen über den klapprigen Holztisch, die graue Liege, die eiserne Truhe und die vielen Schilder an den löchrigen Wänden. Hin und wieder blinkt eine der fünf bunten Lampen über der einzigen Türe im Raum auf – und strahlt die Dynamitstangen an, die in exakt 60 Minuten explodieren, wird die Bombe nicht rechtzeitig entschärft.

Versteckte Hinweise und Gegenstände suchen

Der sehr spartanisch eingerichtete Raum hat alles, was ein Escape Room dieser Tage haben muss: Er erzählt eine spannende Geschichte und hält versteckte Hinweise und Gegenstände bereit, die sich aber nicht sofort erschließen, sondern die Spieler erst einmal nur ratlos dreinblicken lässt. Ist das Bild da am Regal wichtig? Welches Schild liefert die erste Antwort? Und wohin führen eigentlich die ganzen Kabel? Muss das so?

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Eine Stunde haben die Einbrecher Zeit, auszubrechen, indem sie alle aufeinander aufbauenden Rätsel lösen. Und trotzdem ist dieses Live Escape Game nicht typisch. Denn es spielt unter Tage – zumindest fast. Der Anbieter Verschlusssache hat sich in zwei Räume des Trainingsbergwerks Recklinghausen eingemietet.

Aufwändiger als gedacht

„Wir wurden damals von den Ehrenamtlern des Bergwerks angesprochen. Sie wollten erst selber einen Escape Room betreiben“, erklärt Dennis Hölker, stellvertretender Geschäftsführer. „Das war dann doch aufwändiger als gedacht, also haben wir das übernommen.“

Die Hinweise zur Rätsellösung können überall versteckt sein.
Die Hinweise zur Rätsellösung können überall versteckt sein. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Sie kennen sich aus: Insgesamt betreibt Hölker gemeinsam mit Geschäftsführer Daniel Steinbach 18 Räume in Düren, Herne, Castrop-Rauxel, Wuppertal, Herten und Recklinghausen, weitere seien gerade in der Mache. „Daniel Steinbach ist der Kopf hinter dem Ganzen, ich liefere das handwerkliche Know-how“, sagt der Hertener.

Maximal authentische Umgebung

Schließlich hat er selber mal eine Schlosserausbildung in eben jenem Trainingsbergwerk angefangen. „Als ich für die Escape Rooms zurückgekehrt bin, war ich schon sehr überrascht. Es hat sich gewaltig verändert.“

Der Rätselspaß im Bergwerk zählt zu den beliebtesten. Kein Wunder, schließlich ist das Ambiente maximal authentisch. Wer nicht zum Kopfzerbrechen kommt, macht sich auf zur Erlebnisführung durch die Zeche – oder zum Heiraten. So oder so: In den Schacht geht’s nur mit Schutzmantel, Helm und Grubenlampe. Alles wird im Umkleideraum angeschirrt, bevor es in die Schachtanlage geht. Festes Schuhwerk ist Pflicht.

Abenteuer unter Tage

Auch wenn der Weg zu den beiden Escape Rooms wesentlich kürzer ausfällt als ein Abstieg, stimmen der steinige Pfad und der Streckenausbau mitsamt originalen Anlagen und Maschinen aufs Abenteuer unter Tage ein.

Gilt es zu entschärfen: Die Bombe. Aber wie?
Gilt es zu entschärfen: Die Bombe. Aber wie? © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Gruben(un)glück“ heißt die Story, die für zwei bis sechs Spieler ausgelegt ist: Auf einer Besichtigungstour entdeckt eine Gruppe zufällig einen versteckt liegenden Raum, ein eingerichtetes Zimmer. Kaum fällt die klapprige Holztür ins Schloss, beginnt die Bombe zu ticken. Der Countdown läuft.

Bergmann Kalle gibt Tipps

Einziger Kontakt zur Außenwelt: ein waschechtes Heulruftelefon. „Damit erreicht man Kalle, den Bergmann“, erklärt Dennis Hölker. Der hilft allerdings nur indirekt beim Ausbruch. „Kalle gibt Tipps, falls man nicht weiter weiß. Oder er ruft selber durch, um zu helfen.“

Und lange dauert es nicht, bis das Heulen des Telefons die angenehme Stille in dem kleinen Raum zerreißt. „Was ist die wichtigste Regel im Bergwerk? Helm auf!“, fordert Kalle ruppig. Bergmann eben.

Menschliche Pyramiden und Verbotsschilder

Kalle, der eigentlich ganz anders heißt, überwacht das Geschehen über Mikrofone und Kameras im Raum, um notfalls einzugreifen. Wenn Besucher zum Beispiel nicht auf den Spielleiter hören und die Hand trotzdem in das Loch in der Wand schieben, obwohl ein Verbotsschild davor warnt.

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„Das sehen dann viele als Provokation und fassen erst recht rein. Ich habe hier schon so einiges erlebt“, Hölker winkt ab und lacht. Menschliche Pyramiden zum Beispiel. „Und nein, wir tapezieren nicht nach jedem Spiel neu“, erklärt der 45-Jährige und deutet auf die vielen Löcher in der Steinmauer. Es passt allerdings zum rustikalen Interieur.

Bombenstimmung im Raum

Das interaktive Rätselraten zwischen Grubenfahrrad und Heiliger Barbara ging 2019 an den Start. Neben dem „Gruben(un)glück“ wird im benachbarten Verschlag der „Grubenschatz“ gehoben. „Und man weiß nie, vielleicht kommt noch einer dazu.“

Welches Kabel ist nun das richtige?
Welches Kabel ist nun das richtige? © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Erst einmal reicht allerdings die Bombenstimmung im ersten Raum. Denn obwohl das quadratische Zimmer mit der gewölbten Decke ziemlich überschaubar ist, warten so einige Hinweise darauf, entdeckt zu werden. Und die Stunde ist schneller rum, als einem lieb ist. Auch das Telefon heult noch ein paar Mal – auf beiden Seiten.

Noch mal einschließen, bitte!

Letztendlich gelingt die Befreiung aus dem dunklen Verschlag, staubbedeckt und verschwitzt. Jetzt, wo das Unglück abgewendet ist, steht einer Schatzsuche nach dem Grubengold ja nichts mehr im Wege, oder? Noch mal einschließen, bitte!

>>> Info:

Gruben(un)glück/Grubengold, Mo-Do 15.30+17+18.30 Uhr, Sa+So 11-20 Uhr, Verschlusssache, Trainingsbergwerk Recklinghausen, Wanner Str. 30. Eintritt: 66 € (für 2 Teilnehmer).

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