Xanten. In Xanten zeigt eine Sonderausstellung, wie die Römer vor 2000 Jahren in der Region lebten und kämpften

„Es war keine Schlacht, sondern ein Schlachten“, mit diesen drastischen Worten berichtet der antike Geschichtsschreiber Tacitus seinen Lesern von einem blutigen Ereignis, das sich auf dem Gebiet des heutigen Krefeld ereignete. Genauer: im Stadtteil Gellep. Der hat seinen Namen vom römischen Kastell Gelduba, an dem die Römer mit den germanischen Batavern im Jahre 69 nach Christus die Klingen kreuzten.

Schreckensnacht vor fast 2000 Jahren

Wie es in dem Schlachtgetümmel zugegangen sein mag, davon versucht eine Medieninstallation in der aktuellen Sonderausstellung im Archäologischen Park und Römermuseum Xanten einen Eindruck zu vermitteln. Hinter verdunkelnden Vorhängen versetzen Kampfgeräusche und Animationen die Besucher und Besucherinnen zurück in jene Schreckensnacht vor fast 2000 Jahren. Im Vitrinenlicht wiederum kann man die Relikte des Geschehens bestaunen: Zwei römische Helme etwa, die ihre Träger schützen sollten, und die man erst 2018 in der Krefelder Erde fand.

Siegreich nach schweren Verlusten

Die Römer blieben letztlich siegreich, wie Tacitus uns informiert. Doch fügten ihnen die aufständischen Bataver schwere Verluste zu. Auch das war ein Grund für Kaiser Vespasian im fernen Rom, zukünftig weitere Legionen zu entsenden, um die Grenze des Reiches zu schützen – hier genauer: den niedergermanischen Limes.

Und um den geht’s in der Xantener Sonderschau „Roms fließende Grenzen – Der Limes am Niederrhein“. Schließlich zählt er seit Juli des Jahres zum UNESCO-Welterbe – das muss gewürdigt werden. Gleich mit einer Landesausstellung gar, die auch an weiteren Orten NRWs das römische Erbe beleuchtet – darunter ab kommenden März etwa das Museum in Haltern.

Der Rhein als „nasser Limes“

In Xanten hat man für die Schau zum Welterbe eigens einen neuen Ausstellungspavillon errichtet. In dem geht’s zum Auftakt auch um den Limes in Nordafrika, England oder am Oberrhein. Denn dort sah der Limes ganz anders aus als bei Nijmegen, Köln, Neuss oder Krefeld – einfach mehr nach klassischer Grenze. Von Bad Breisig bei Bonn bis zur Rheinmündung dagegen setzten die Römer nicht auf Wachttürme, Palisaden & Co. Hier bildete vielmehr der Fluss selbst die Grenze, den „nassen Limes“.

Legionäre im Manöver

Auf dem Boden des Pavillons kann man ihn abschreiten und sehen, wo die Legionäre einst ihre Spaten ansetzten und Lager anlegten. Das taten sie im Übrigen nicht nur, um sich tatsächlich vor Angriffen zu schützen – sondern auch zur Übung. Wie noch 2000 Jahre später mussten auch die damaligen Soldaten regelmäßig ins Manöver, um sich einzugraben. Die Gräben, etwa in einem Waldstück bei Xanten, kann man noch heute erkennen – dank der Luftbildarchäologie.

Legionslager und Kastelle, aber auch Siedlungs- und Kultplätze beiderseits des Rheins verzeichnet die begehbare Limeskarte auf dem Boden des Pavillons. Und dazu die antike Limesstraße, die sich – erstaunliche Kontinuität – tatsächlich in weiten Teilen mit dem Verlauf der heutigen Bundesstraße 9 deckt.

Flotte Römer auf dem Fluss

Hauptverkehrsader der Römer war aber der Rhein selbst. Die Grenze sah das Imperium nicht etwa in der Mitte des Flusses – der Rhein gehörte Rom. Auf ihm transportierte man Waren und Baumaterial nach Xanten & Co. – und natürlich Soldaten. „Classis Germanica“ hieß die römische Rheinflotte, die schnell vor Ort war, wenn Germanenstämme in kriegerischer Absicht die Grenze überqueren wollten.

Wie sie auf dem Wasser unterwegs waren, zeigen in Xanten zwei originalgetreue 1:1-Nachbauten römischer Schiffe. Der Lastensegler „Minerva Tritonia“ und das Patrouillenschiff „Quintus Tricensimanus“ entstanden im APX vor den Augen des Publikums in einem inklusiv gestalteten Projekt. Als Rekonstruktion verdeutlichen sie die Dimensionen der antiken Wasserfahrzeuge und vermitteln ein lebendiges Bild von der Wichtigkeit des Flusses für die Römer.

Römischer Reiter in Lebensgröße

In Lebensgröße begegnet den Besuchern und Besucherinnen der Ausstellung auch das Modell eines römischen Reiters mit Wurfspieß im Anschlag. So könnte er einst auch in der Schlacht bei Gelduba gekämpft haben. Eigentlich setzten die Römer meist auf Infanterie, doch Tacitus erwähnt bei seiner Schilderung der Kämpfe auch Einheiten zu Pferde. 2000 Jahre später bestätigten die Archäologen seinen Bericht: Hunderte Pferdeskelette gruben sie in Krefeld-Gellep aus. Ihnen erging es nicht besser als den menschlichen Opfern jenes historischen „Schlachtens“ am niedergermanischen Limes.

>>> Infos zum Besuch der Ausstellung

Roms fließende Grenzen – Der Limes am Niederrhein, bis 16.10.22 im Archäologischen Park & Römermuseum Xanten (Trajanstr. 10), tägl. 10-17 Uhr, Dez.-Feb.: 10-16 Uhr. Eintritt 9 €. Info: www.apx.lvr.de Infos zu den weiteren Schauplätzen der Landesausstellung zum Limes auf: roemer.nrw