Mülheim. Bei der Broicher Schlossnacht in Mülheim stehen Künstler mit und ohne Behinderung auf der Bühne. Das Programm reicht von Kunst bis Comedy.

Wenn Gert Rudolph die Broicher Schlossnacht mit nur einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: Vielfalt. Zum einen meint er damit „die Vielfalt an Künstlern, die alle unterschiedlich sind.“

Denn das Besondere an der Veranstaltung, die Rudolph in diesem Jahr zum 13. Mal organisiert, ist ihr integratives und inklusives Konzept. Internationale Künstlerinnen und Künstler mit und ohne Behinderung stehen auf der Bühne.

Mülheimer Verein „Art Obscura“ setzt sich für Inklusion und Integration ein

Die Idee, ihnen in Mülheim eine Plattform zu bieten, sei bereits vor über 20 Jahren entstanden: „Ich habe eine Veranstaltungs- und Künstleragentur. Ende der 90er-Jahre habe ich mich mit Künstlern und Kreativen aus der Stadt zusammengetan. Wir haben ein Projekt gestartet, um Inklusion zu fördern.“

Dieses Projekt habe so viel „Feuer und Energie“ entwickelt, dass die Beteiligten den Kulturverein Art Obscura gründeten, um sich langfristig für Integration und Inklusion einzusetzen.

Rudolph: „Die Situation für Künstler mit Behinderung hat sich deutlich verbessert.“

Mit Erfolg, wie Rudolph findet: „Die Situation für Künstler mit Behinderung hat sich deutlich verbessert. Ich glaube, dass wir mit unserer Arbeit da ein wichtiges Rädchen im Getriebe waren.“

Den Erfolg macht er auch an den Reaktionen der Besucherinnen und Besucher fest: „Für viele war es vor der Show nicht vorstellbar, dass Künstler mit einer Behinderung in so einem Rahmen mit einem so hohen Niveau auftreten können. Die Schlossnacht eröffnet vielen Menschen neue Welten.“

Vielfältiges Programm von Kunst bis Comedy

Insgesamt werden acht Künstlergruppen, die Hälfte von ihnen inklusiv, das Publikum unterhalten – mit Tanz, Theater, Musik, Comedy und Kunst. Diese „Vielfalt des Programms“ werde „die ganze Bandbreite der Kultur“ abbilden. So wird beispielsweise die inklusive Theatergruppe von Art Obscura die Gäste als Hofstaat empfangen und mit einer Schauspielaktion in den Hof begleiten.

Dort erwartet die Besucher entlang der inneren Ringmauer eine Open Air Galerie. Für die Ausstellung „GeschichtenLandschaft“ des Bremer Kulturladen Huchting haben Menschen mit Behinderung und Einwanderungsgeschichte von Momenten, die ihr Leben verändert haben, berichtet.

Niederländisches Comedy-Duo auf der Bühne des Broicher Schlosses

Rudolphs persönliches Highlight ist das niederländische Duo Stenzel und Kivits mit seinem „impossible Concert“: „Die beiden geben ein Konzert, in dem alles schiefgeht, was nur so schiefgehen kann. Das ist das Lustigste, was die Stadt je gesehen hat.“

Die Künstler haben keine Behinderung, passen aber laut Rudolph sehr gut zum Konzept: „Klassische Musik wirkt so schön in die Mauern des Schlosses. Und dazu der inhaltliche Aspekt, ständig an den Tücken des Alltags zu scheitern und trotzdem weiterzumachen.“

Infos zur Veranstaltung

Termine: jeweils zwei Shows am 6.+7.8., von 18 bis 20 Uhr und 21 bis 23 Uhr.Tickets für 9€ gibt’s in der Touristinfo, Schollenstr. 1, Ki. (bis 16 J.), ALG II-Empfänger und behinderte Menschen: kostenlos. Weitere Infos unter www.muelheim-tourismus.de.

Corona-Pandemie als besondere Herausforderung

Traditionell beendet wird das zweistündige Abendprogramm vom „Flying Wheelchair“: Ein behinderter Künstler fliegt in einem mit Flügen ausgestatten Rollstuhl, der von einem Kran in die Luft gehoben wird, über den Schlosshof. „Damit wollen wir zeigen: Man ist nicht an den Rollstuhl gefesselt, sondern kann auch mit Einschränkungen Großes erreichen.“

Im vergangenen Jahr musste die Performance coronabedingt ausfallen, auch in diesem Jahr habe die Pandemie Rudolph bei der Planung des Festivals vor große Herausforderungen gestellt: „Es war schwierig, Künstler zu finden, weil viele von ihnen zur Risikogruppe gehören. Die Einschränkungen für die Kulturbranche haben inklusive und integrative Gruppen noch viel stärker getroffen.“ Dass der Rollstuhl nun wieder durch die Lüfte fliegen wird, sei für Rudolph daher auch „ein Zeichen der Hoffnung“.