Essen. Vanessa Mai verlässt auf ihrem neuen Album „Mai Tai“ ausgetretene Schlagerpfade. Zu modernen Electro-Pop-Beats wird sogar gerappt.

Da hat offensichtlich jemand seine Freude an Wortspielen entdeckt: „On Mai Way“ taufte Vanessa Mai (oder ein kreatives Team-Mitglied) ihre unkonventionelle Talkshow auf Youtube, mit der sich der Schlager-Jungstar seit November die coronabedingt auftrittsfreie Zeit vertreibt. Ihre Gespräche mit Gästen wie Ikke Hüftgold, Eko Fresh und Giovanni Zarrella führt die sportliche Sängerin dabei auf einem Laufband. Das kam und kommt gut an bei den Fans an Smartphone und Tablet – gestreamtes Geplauder ist derzeit ja auch ein Renner.

Album von Vanessa Mai ist spritzig wie ein Tiki-Cocktail

Dennoch fand Frau Mai (bürgerlich Ferber, gebürtig Mandekić) noch genügend Zeit für ihr musikalisches Kerngeschäft, die Produktion eines neuen Albums. Bei der Titelfindung spielte sie einmal mehr kreativ mit dem eigenen Künstlernamen: „Mai Tai“ taufte sie ihr jüngstes Werk. Da schnalzt der Cocktail-Connaisseur mit der Zunge, kennt er doch den Wohlgeschmack des gleichnamigen Südsee-Drinks, einem Klassiker aus den Tiki-Bars dieser Welt.

Zugegeben: Die Idee, ein Album nach einem sommerlich spritzigen Cocktail mit Strohhalm und Kirsche zu benennen (und den dann auch noch auf dem Cover dekorativ vor die Kamera zu halten), hätte ohne Weiteres von den Flippers stammen können. Doch das ist wohl auch schon das einzige, was das 2011 aufgelöste Herren-Trio („Lotosblume“) und die seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts kräftig durchstartende Sängerin gemein haben.

Denn auch wenn sich Vanessa Mai noch fürs Cover ihres „Schlager“ betitelten Albums von 2018 die Genrebezeichnung sogar auf die Lippe malte (als sei es ein besonders „krasses“ Tattoo), hat sich ihre Musik vom Schlager-Mainstream doch recht weit entfernt. So unterscheiden sich die Songs auf „Mai Tai“ ­etwa deutlich vom vergleichsweise konventionell ausgefallenen Album „Hello!“ ihrer zwölf Jahre älteren Kollegin Maite Kelly, das nur eine Woche zuvor erschienen ist (wir berichteten).

Unterstützung von Rapper Fourty

Viel moderner und internationaler klingt der Pop-Beat, der auf „Mai Tai“ unter allen Songs liegt. In den Stücken „Landebahn“ und „Morgenlicht“ gibt es Elektro- und Hip-Hop-Elemente. Im Liebeskummersong „Leichter“ probiert sich Vanessa Mai sogar ein wenig als Rapperin aus. Für „Mitternacht“ holte sie sich dafür professionelle Sprechgesang-Unterstützung von Rapper Fourty („Weißer Rauch“), dessen Reime mit dem unvermeidlichen Autotune-Effekt frisiert wurden. Das Resultat des Duetts ist freilich kein klassischer Rap, sondern eben ein Cocktail (!) aus HipHop, Pop und – natürlich – auch etwas Schlager.

„Ich arbeite, schreibe und musiziere in den Formen, die ich machen will“, erklärt die Sängerin im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur ihre kreative Arbeit. „Ich verfolge keinen Plan und kein Konzept, das ist ungezwungen und jeder ist offen dafür“.

Karriere ohne Gesetze

Ihre Emanzipierung vom Schlager-Genre hat Vanessa Mai, die ihre Kariere im 2012 mit der Formation Wolkenfrei begann, laut eigener Aussage schon vor drei Jahren auf ihrem ver­meintlich so programmatisch betitelten Album begonnen: „Das ist der Abschluss einer Reise, die 2018 mit ,Schlager‘ begonnen hat“, erzählt die Schwäbin. „Alles, was danach gekommen ist und noch kommt, hat eigentlich keine Gesetze mehr, das ist ziemlich cool dieses Mal.“

Ganze sieben Alben hat die 28-Jährige nun bereits in ihrer immer noch recht jungen Karriere veröffentlicht. Wenn man das neueste hört – und die Sängerin darüber sprechen – dann kann man wirklich den Eindruck haben: Da geht jemand wirklich konsequent seinen Weg – nennen wir ihn doch den „Mai Way“.

Info Vanessa Mai live:

Termine: 1.4.22 Oberhausen (Luise-Albertz-Halle), 2.4.22 Köln (Musical Dome).
Restkarten ab ca. 48 € gibt’s auf www.ruhrticket.de und unter 0201/ 804 6060.