Essen. Im „Tatort: Das kalte Haus“ verschwindet die Ehefrau der undurchsichtigen Hauptfigur, aus der man den ganzen Film über nicht schlau wird.

Die ersten Bilder, die man sieht in diesem „Tatort: Das kalte Haus“ (ARD, MO. 6. Juni, 20.15 Uhr), zeigen einen Mann, der in dunkler Nacht unentwegt durch die Straßen rennt. Er ruft zwischendurch offenbar nach seiner Frau Kathrin (Amelie Kiefer), die möglicherweise entführt wurde. Dieser Mann heißt Simon Fischer (Christian Bayer), eine einflussreiche Person in der Dresdener Gesellschaft. Kein Wunder also, dass der Abteilungsleiter Schnabel (Martin Brambach) sich persönlich zum Ort des Geschehens bemüht und seine beiden besten Kommissarinnen gleich mitbringt. Mit Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) sind allerdings auch Ermittler am Werk, die gegensätzliche Auffassungen nicht scheuen.

Die Regisseurin vom „Tatort: Das kalte Haus“ durfte zweimal hintereinander ran

Es ist sicherlich noch kaum vorgekommen, dass eine Regisseurin zwei „Tatort“-Folgen hintereinander präsentieren darf. Bei Anne Zohra Berrached hat das tatsächlich funktioniert. Letzten Sonntag erst konnte man ihren Film „Liebeswut“ sehen, in dem sie zum einen „in die Seele von Menschen“ schauen wollte. Zum anderen wollte sie aber gleichzeitlich auch noch einen saftigen Genrefilm daraus machen, was dann aber nicht ganz überzeugte und teilweise mehr in unfreiwilliger Komik landete. Das kann der Regisseurin beim „Kalten Haus“ nicht so leicht passieren. Denn in diesem Film geht es eigentlich nur um eine einzige Figur im Spiel, von der man auch nicht weiß, was man von ihr eigentlich halten soll.

Simon Fischer kann mal ein sehr sanfter Mensch sein, im nächsten Augenblick aber auch ein um sich schreiender Choleriker. Er will die Polizei zum Handeln zwingen und endlich Ergebnisse hinsichtlich seiner verschwundenen Frau sehen. Und wenn ihm alles zu langsam geht, dann holt er sich die Menschen aus seiner Umgebung, gibt ihnen Warnwesten und lässt sie ausschwärmen. Dabei ist eigentlich noch kaum etwas geklärt für die Ermittler. Immerhin befindet sich im Schlafzimmer und einem anderen Raum eine Menge Blut. Für Karin Gorniak ist die Sache klar. Sie meint solche Kerle zu kennen, die sich an ihren Frauen vergehen und manchmal einfach zu fest zuschlagen. Kollegin Leonie Winkler zeigt sich da sehr viel feinfühliger und hat auch im Laufe der Ermittlungen die bessere Karte.

Das Beste am Tatort ist der Hauptdarsteller Christian Bayer

Das Drehbuch von Christoph Busche (mit Regisseurin Berrached) ist voll von neuen Erkenntnissen, die immer tiefer in das Geflecht des merkwürdigen Ehepaares eindringen. Die vermisste Frau hatte eine eigene Online-Sendung, in der sie den Menschen Mut machte zum Leben. Bei Fischer gibt es nur eine einzige Frau: „Du bist das Licht, mein Engel. Ohne dich ist da nur Nacht in mir“, klingt es bei ihm, und man kann ahnen, was in dieser Ehe bisher falsch gelaufen sein muss. Die Ermittler stehen ohnehin vor lauter Fragen. Warum zum Beispiel hat Fischer eigentlich sein riesiges Anwesen verlassen und ist zunächst nicht auffindbar? Er kehrt erst atemlos zurück, nachdem er ihre einzige Freundin nicht angetroffen hat.

Der Film birgt noch einiges, was am Ende zutage tritt. Das Beste aber ist der Hauptdarsteller. Christian Bayer kennt man aus dem Ruhrgebiet, wo er einige Zeit am Oberhausener Theater engagiert war. Schon damals fiel er auf, weil er Komik und Klassik wunderbar trennen konnte. Sein erster großer Fernsehfilm wird mit Sicherheit nicht der letzte sein.

Wertung: Fünf von fünf Sternen