Berlin. Quiz mit internationalen Kandidaten und Moderator mit Hang zu langen Monologen: Das war “Einer wird gewinnen“ (EWG) mit Hans-Joachim Kulenkampff. Vor 50 Jahren kam die Show erstmals ins deutsche Fernsehen. Bald gibt es ein Revival mit Jörg Pilawa.

Der Begriff "Europa" wird heute oft mit "Krise" assoziiert. Fernsehshows mit internationalen Gästen, die über die Ländergrenzen hinausgehen, hätten wenig Chancen auf große Publikumsresonanz. Zwischen 1964 und 1987 war das erstaunlicherweise anders: Während drei Jahrzehnten der Bonner Republik begeisterte die Show "Einer wird gewinnen" mit Hans-Joachim Kulenkampff immer wieder viele Millionen. Vor 50 Jahren (25.1.) ging der Klassiker erstmals auf Sendung. Zum Jubiläum belebt ihn die ARD einmalig wieder.

Kulenkampff - oder "Kuli", wie ihn viele liebevoll nannten - gab in dem Allgemeinbildungs-Quiz mit acht Kandidaten aus acht verschiedenen Ländern stets den Mann von Welt. Der gebürtige Bremer, der 1998 mit 77 Jahren starb, war ein Großmeister im Überziehen. Das Konzept war fast egal, es ging vor allem um die Conférencen des Showmasters. In der Samstagabendshow "Einer wird gewinnen" spielten vier Frauen und vier Männer um den Sieg.

Die Abkürzung "EWG" war kein Zufall

"Der Titel der Show wurde "EWG" abgekürzt, was nicht zufällig auch die Abkürzung für die gerade zusammenwachsende "Europäische Wirtschaftsgemeinschaft" war", schreibt das "Fernsehlexikon" von Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier. Die Fragen wurden mit Kulissen, Musik und Live-Spielszenen oder Einspielfilmen illustriert.

In den Filmchen glänzte Kulenkampff: Er schlüpfte in Kostüme historischer oder literarischer Figuren. Der Hauptgewinn für den Sieger lag zu Beginn bei 2000 D-Mark, zum Schluss bei 8000 D-Mark - ein Witz, wenn man heutige Millionen-Gewinne bei Günther Jauch ("Wer wird Millionär?") oder Stefan Raab ("Schlag den Raab") betrachtet.

Zweimal wurde die Show wiederbelebt

Zu den Bestandteilen der Sendung, die es bis 1987 auf 82 Ausgaben brachte, gehörte eine gewisse Ignoranz Kulenkampffs gegenüber den Namen seiner Kandidaten aus dem Ausland, außerdem die Komplimente für seine Assistentinnen (die heute sicher schnell als sexistisch gelten würden) sowie Telefonate mit den "hohen Herren" zu den Spielregeln und deren Einhaltung - und natürlich am Schluss der Auftritt von "Butler" Martin Jente (Produzent der Sendung), der Kuli den Mantel brachte und Kommentare zu Show und Quizmaster fallenließ.

Dreimal gab Kuli die Show "Einer wird gewinnen" auf, zweimal also ließ er sich überreden, zurückzukehren - übertragen auf die ZDF-Show "Wetten, dass..?" hätte Thomas Gottschalk also noch eine Rückkehr gut.

Jörg Pilawa moderiert ein Revival

Nach einem Abschied im Sommer 1966 kehrte Kuli bereits 1968 wieder zurück, nach einem weiteren Abschied im August 1969 war das Comeback im September 1979. Endgültig Schluss war am 21. November 1987 - Paul Anka sang zum Abschied eigens eine "My Way"-Version für Kulenkampff.

Ein Versuch im Jahr 1998, "EWG" mit Jörg Kachelmann als Moderator wiederzubeleben, ging daneben. Doch am 1. März soll es noch einmal ein anderer versuchen: und zwar ARD-Heimkehrer Jörg Pilawa. Das Revival kommt zu einer Zeit, in der das "Erste" versucht, mit Kai Pflaumes Show "Das ist Spitze!" - einer Neuauflage des ZDF-Klassikers "Dalli Dalli" von Hans Rosenthal - an alte Erfolge anzuknüpfen.

"Die Mutter aller Quizsendungen"

""EWG" mit Hans-Joachim Kulenkampff ist die Mutter aller Quizsendungen", sagt Pilawa. "Ich freue mich, den 50. Geburtstag der legendären Show als Hommage an Kuli mit den Zuschauern im Ersten feiern zu dürfen." Wie früher soll es auch bei Pilawa eine Assistentin geben und am Ende den Besuch eines (noch geheim gehaltenen) Butlers. Ehrengast ist Kulis Sohn: der in Wien lebende Radiologe Kai Joachim Kulenkampff.

Anders als früher spielen keine Unbekannten um den Sieg, sondern acht Prominente um 50.000 Euro für einen guten Zweck. Zunächst stand nur die Hälfte von ihnen fest, darunter die Schauspieler Nora Tschirner (Deutschland), Hans Sigl (Österreich) und Francis Fulton-Smith (Großbritannien). Der in Mexiko geborene Opernsänger Rolando Villazón soll für seine Wahlheimat Frankreich spielen. (dpa)