Mainz. Helden aus der Region, Helden von Weltklasse: Das ZDF zeigt die Dokumentation des Düsseldorfers Wim Wender über das Werk der Wuppertaler Ballett-Großmeisterin Pina Bausch. Entstanden ist der Film im Ruhrgebiet – eine TV-Premiere.
„Erst durch Pinas Tanztheater habe ich auf Bewegungen, Gesten, Haltungen, Gebärden, Körpersprache achten gelernt“, sagte Regisseur Wim Wenders in einer Rede anlässlich der Verleihung des Goethe Preises 2008 der Stadt Frankfurt am Main an die Tänzerin und Choreographin Pina Bausch.
Und erst durch Pina Bauschs Stücke habe er sehen gelernt, „welcher Schatz unseren Körpern innewohnt, sich ohne Worte mitzuteilen, und wie viele Geschichten erzählt werden können, ohne dass ein Satz gesagt wird.“
Unerwartet verstorben
Anlässlich des fünften Todestags von Pina Bausch (30. Juni) und des 40-jährigen Jubiläums des Tanztheaters Wuppertal zeigt 3sat den preisgekrönten Wim-Wenders-Film „Pina - Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“ (Samstag, 28. Juni, 21.45 Uhr) sowie drei Pina-Bausch-Choreographien, ebenfalls gefilmt von Wim Wenders: „Kontakthof“ (im Anschluss, 23.25 Uhr, Erstausstrahlung), „Café Müller“ (Samstag, 5. Juli, 21.45 Uhr, Erstausstrahlung) sowie „Vollmond“ (im Anschluss, 22.25 Uhr).
Wim Wenders und Pina Bausch träumten in über 20 Jahren ihrer Freundschaft davon, einen gemeinsamen Tanzfilm zu machen. Aber erst mit den Möglichkeiten digitaler 3D-Technik fand Wim Wenders die ästhetischen Ausdrucksmittel, um die Ausdruckskraft von Pina Bauschs Werk in einem Film zu bannen.
Noch gemeinsam mit ihr wurden die Stücke „Le Sacre du Printemps“, „Vollmond“, „Café Müller“ und „Kontakthof“ zur Aufzeichnung ausgesucht. Völlig unerwartet starb Pina Bausch mitten in den Produktionsvorbereitungen. Nach einer Phase der Trauer konzipierte Wenders den Film neu: Aus dem gemeinsamen Projekt wurde ein Film für Pina Bausch von Wim Wenders und ihren Tänzern.
Mit sparsam eingesetzten Bildern und Tondokumenten aus ihrem Leben und mit den für die 3D-Kamera in und um Wuppertal getanzten Erinnerungen der einzelnen Ensemblemitglieder an ihre Mentorin: „Pina - Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“ wurde ausgezeichnet mit dem Deutschen Filmpreis, dem Europäischen Filmpreis und dem Prix Italia, der Film erhielt bei den Academy Awards 2012 eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“.
Choreographie mit Senioren
„Vollmond“, „Café Müller“ und „Kontakthof“ gehören zu den Meisterwerken Pina Bauschs. „Kontakthof“ hatte nach seiner Premiere 1978 mit dem Ensemble des Tanztheaters noch zwei weitere Leben: Bausch studierte das Stück im Jahr 2000 mit Amateuren – Senioren ab 65 –, die unser Bild von „Alter“ in Frage stellten. 2008 folgte eine Einstudierung mit Schülern. Für die Gesamtaufzeichnung des Stückes allerdings wollte das Tanztheater Wuppertal die Fassung mit den professionellen Tänzern bewahrt wissen, denn es gehört zum Kernrepertoire von Bausch und wird so wahrscheinlich nicht mehr zur Aufführung kommen. (nrz)