Essen. “Die Briefe meiner Mutter“ ist ein Drama über das Terrorregime von Diktator Pinochet in Chile und über private Lebenslügen. Als alleinerziehende, mutig recherchierende Journalistin kehrt Christine Neubauer nach zwei Jahren TV-Auszeit zur ARD zurück.

Christine Neubauer ist zurück - und reist gleich wieder ab nach Chile. Zwei Jahre hat sich die beliebte Darstellerin ("Die Landärztin", "Gottes mächtige Dienerin") auf ihrem Haussender, dem "Ersten", rargemacht. Jetzt spielt sie erstmals wieder in einer ARD-Degeto-Produktion. Im Politdrama "Die Briefe meiner Mutter" - Samstag um 20.15 Uhr in der ARD - ist die 51-Jährige die engagierte Journalistin Katharina. Die erzählt ihrer Tochter Laura (Nilam Farooq, "SOKO Leipzig"), ihr Vater sei ein tödlich verunglückter spanischer Kriegsfotograf. Doch kurz vor ihrem 18. Geburtstag entdeckt Laura im Keller alte Post, die auf einen Vater in Chile hindeutet.

Enttäuscht und empört über die Lüge fliegt die nunmehr Volljährige in das südamerikanische Land, um Nachforschungen anzustellen - und Mutter Katharina gleich hinterher. Dort angekommen, überschlagen sich genregemäß für beide die Ereignisse und die Emotionen. So lernt Laura sofort bei einer Demo in der pulsierenden Hauptstadt Santiago den sympathischen Luis (Jan Jacobsen) kennen, der ihr bei ihren Recherchen hilft. Und schon bald, nachdem die Mutter eingetroffen ist, steht die bockige junge Frau vor der Frage: Ist der stilvolle, charmante Weingutsbesitzer Álvaro (Bastián Bodenhöfer) ihr Vater - oder der griesgrämige, hinkende Caféhaus-Betreiber Ramon (Alejandro Goic), der sie abwimmelt?

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In malerischen Landschafts- und Stadtbildern hat der vielbeschäftigte Film- und Fernseh-Regisseur Peter Gersina ("Sams im Glück", "Chile - Mi Amor") die Produktion der Ziegler-Film im Auftrag der Degeto für "Das Erste" inszeniert - das Drehbuch stammt von ihm selbst sowie von Elke Sudmann und Georg Heinzen. Das Spannendste an der Geschichte: Sie erlaubt durchaus einige schockierende Einblicke in die Methoden unter dem bis 1990 andauernden Militärregime des Diktators Pinochet. Denunziation und Folter waren aber noch Mitte der 90er Jahre - als die Fernseh-Katharina in Chile lebte und mutig für eine Zeitung berichtete - nicht wirklich vorbei. Und selbst bis heute - das besagt auch der Film - hat diese Zeit Traumata in den Seelen vieler hinterlassen.

Neustart im Fernsehgeschäft

Die wichtigen Zusammenhänge aus der Übergangszeit zwischen Diktatur und Demokratie geraten hier allerdings entweder zu sehr in den Hintergrund - oder sie werden eher grobmaschig drastisch dargestellt. Laura und Luis überlegen in einer Szene, ob sie die Gräber von Folteropfern besichtigen wollen oder lieber picknicken gehen. Dazu nehmen die diversen Handlungsstränge dem Drama seine Kraft: die plakativ herausplatzende Wut der Tochter, deren sich anbahnende Beziehung zum Studenten Luis, die komplizierte verdrängte Vergangenheit der Älteren einschließlich Katharinas, die erst unter Druck mit der ganzen Wahrheit herauskommt - all das erscheint am Ende arg konstruiert. Und die intensiven Gefühle wirken damit mehr behauptet als durchlebt.

Mit ihrem Dreh in der Heimat ihres neuen Lebensgefährten bahnt sich für die zweifache Grimme-Preisträgerin Neubauer - seit Sommer 2012 mit einem chilenischen Fotografen liiert und mittlerweile öffentlichkeitswirksam geschieden - wohl der Neustart im Fernsehgeschäft an. Umstrukturierungen bei der ARD-Tochter Degeto hätten für viele Kollegen zu einer Pause geführt, erklärte die Münchnerin der Deutschen Presse-Agentur (dpa) beim Gespräch in Hamburg. An konkreten Plänen gäbe es für sie derzeit nur ein weiteres Projekt, das aber noch nicht spruchreif sei. "Es gibt aber die konkrete Vision, mit mir einen neuen Stoff zu entwickeln, was noch in diesem Jahr geschehen soll", sagte die Schauspielerin. "Ich hab' ja auch eine komische Begabung, es könnte also durchaus wieder eine Komödie sein." (dpa)