Hamburg. Der Ruf nach Hamburg ins «Tagesthemen»-Studio kam für Thomas Roth überraschend. Seine Möbel stehen noch in New York, eine Wohnung in Hamburg hat er noch nicht gefunden - dafür aber eine «Geheimsprache» mit Kollegin Caren Miosga.
Der Einstand für «Mr. Tagesthemen» Thomas Roth wird «kurz und schnell» ausfallen: Der 61-Jährige geht am Montagabend (5. August) in der Halbzeitpause des DFB-Pokals erstmals als neuer «Tagesthemen»-Moderator auf Sendung. Sieben Minuten lang werde seine erste Ausgabe sein - «ich bin selbst gespannt, wie sich das anfühlt», sagte Roth am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Hamburg. Über drei Jahre und vier Monate läuft sein Vertrag beim ARD-Flaggschiff, wie Roth berichtete, dann wird er 65.
Eine markante Verabschiedung von den Zuschauern wie etwa einst Ulrich Wickerts «geruhsame Nacht» hat sich der Nachfolger von Tom Buhrow für seine Premiere noch nicht überlegt. «Das ist ja diese Highspeedsendung in der Halbzeit, da kann ich ja schlecht sagen: Und jetzt legt euch alle schlafen», meinte Roth. «Da bin ich noch am Knobeln». Wie die Sendung inhaltlich aussehen werde, hänge natürlich von den Themen des Tages ab. «Was wir alle wissen: Sie wird kurz und schnell sein. Ich will mal hoffen, dass das gut ist», sagte er.
"Geheimsprache" Russisch
Dafür hat er für die Kommunikation mit Kollegin Caren Miosga schon eine «Geheimsprache»: Die einstige Slawistik-Studentin und der ehemalige Moskau-Korrespondent reden bisweilen auf Russisch miteinander.
Für die 44-Jährige sowie für die «Tagesthemen»-Aushilfe Ingo Zamperoni (39) hatte der Mann mit dem weißen Haar und dem Schnauzbart nur lobende Worte übrig. Angesprochen auf sein Alter - der jüngere Zamperoni war ebenfalls als Nachfolger gehandelt worden - meinte Roth: «Wir sind das beste Team, das ich mir vorstellen kann.»
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Als Anchorman im Studio will Roth, der für die ARD zuletzt aus New York berichtete, nun selbst auf Nähe zu den Korrespondenten von ARD aktuell achten. Mit seinem neuen Job habe er nie geliebäugelt. «Ich muss zugeben, ich hab den Traum nie geträumt», bekannte er.
«Aber wenn man als Reporter draußen ist - und das war ich leidenschaftlich gern über all die Jahre - habe ich die "Tagesthemen" immer gerne bedient», sagte Roth. «Ich war aber auch froh, dass ich das erleben durfte, was ich draußen in vielen Jahren erlebt habe.»
Tagesthemen-Sprache hält Roth für «absolut angemessen»
Was ihn als Korrespondent einmal sehr beeindruckt habe, war eine Erlebnis mit dem damaligen «Tagesthemen»-Moderator Wickert: Während der Schalte ins tschetschenische Grosny habe es plötzlich Explosionen hinter ihm gegeben.
Daraufhin habe Wickert ihm gesagt: «Thomas, machen Sie das Licht aus.» Roth: «Da fühlte ich mich ihm schon sehr nahe.» Diese Offenheit, das Vorstellungsvermögen für das, was draußen passiert, und der Mut, zu sagen, die Sendung ist wichtig, aber das brechen wir jetzt ab - das alles sei ihm sehr wichtig.
Die Sprache, die die «Tagesthemen» pflegen, findet der Anchorman «absolut angemessen». «Ich habe auch nicht vor, daran etwas zu verändern», sagte er - ebenso wenig wie an sich selbst. «Ich bringe mich so mit wie ich bin», betonte Roth. Er halte auch nicht viel davon, die Berichterstattung über Politik durch ein hohes Maß an Unterhaltung zu verbessern.
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Die «Tagesthemen», die nach Senderangaben 2013 bis Ende Juni auf eine durchschnittliche Einschaltquote von 2,56 Millionen Zuschauern (11,2 Prozent Marktanteil) kamen, hätten auch wegen ihres «sehr klaren journalistischen» Kurses Erfolg.
Vor fünf Jahren hatte es den gebürtigen Heilbronner von Moskau nach New York gezogen. Dort stehen nach wie vor die Möbel in seiner Wohnung - in Hamburg sei er noch auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Was er sonst noch aus den USA mitnehme?
Die amerikanische «Just do it»-Herangehensweise an Probleme und das positive Aufeinanderzugehen hätten ihn geprägt, ebenso das Zusammenleben verschiedener Kulturen in New York. Auch eine kleine Freiheitsstatue soll auf seinem Schreibtisch stehen. Roth: «Das ist so eine Projektionsfläche für alles, was man sich wünscht.» (dpa)