Mainz.. Der New-York-Korrespondent der ARD wird neuer Mr. Tagsthemen. Thomas Roth vom WDR setzte sich gegen NDR-Jungspund Ingo Zamperoni durch. Der WDR darf das als Erfolg verbuchen – und auch sein neuer Intendant Tom Buhrow.
Das Ergebnis war keine Überraschung, der Weg dahin schon. Thomas Roth (61) folgt Tom Buhrow als Moderator der „Tagesthemen“ im Ersten. Das gab der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor am Dienstag in Mainz nach der Intendantensitzung bekannt. Mit Roth hat sich ein erfahrener Nachrichten-Mann gegen seinen jungen Rivalen Ingo Zamperoni (39) durchgesetzt. Zugleich gelang dem WDR, die Sender-Balance bei der Besetzung wichtiger Posten innerhalb der ARD zu halten.
Thomas Roth kennen die Zuschauer des Ersten vorwiegend als Auslandskorrespondent. Der gebürtige Schwabe als Weltbürger: Ende der 80er meldete er sich aus Südafrika. Ende der 90er war Roth der ARD-Mann in Moskau. Seit 2008 sendet er aus New York.
Auf Augenhöhe selbst mit breitbeinigen Gesprächspartnern wie Putin
Zwischenzeitlich arbeitete der Schnauzbart mit der Silberlocke als WDR-Hörfunkdirektor und, Jahre später, als Chefredakteur des ARD-Hauptstadtbüros in Berlin.
Roth über sich selbst: „Ich denke, ich kann nach 33 Berufsjahren auch in sehr schwierigen Gebieten und Situationen eine Menge Erfahrung in das Team und in die Moderation der ,Tagesthemen’ einbringen.“ Wer will da widersprechen? Im Gegenteil: Roth hat selbst in Gesprächen mit breitbeinigen Gesprächspartnern wie Russlands Präsident Wladimir Putin eine gute Figur gemacht.
Warum die Personalie wichtig für Tom Buhrow war
Das war für Tom Buhrow ein Grund, sich für Roth als Nachfolger einzusetzen. Der künftige WDR-Intendant, der sein Amt am 1. Juli antritt, hatte bei seinem Vorschlagsrecht natürlich auch im Blick, dass er die Position seines Senders innerhalb der ARD stabil halten wollte.
Denn die Besetzung der Moderatorenposten bei den „Tagesthemen“ folgt einem Proporz. Zumindest für die Ersten Moderatoren gilt: Einen Job vergibt der NDR, einen der WDR. Auf dem NDR-Ticket fährt Caren Miosga. Buhrow war und ist WDR-Mann.
Zamperoni soll „verstärkt zum Einsatz kommen“
Hätte sich Roth-Rivale Zamperoni durchgesetzt, hätte es wie eine Schlappe für den WDR ausgesehen – und zugleich wie eine Schlappe des Neuen an der Spitze des Kölner Senders. Genau dieses Szenario vermied die neunköpfige Intendantenrunde der ARD bei ihrer Tagung in Mainz – auch wenn sie erst am zweiten Tag eine Entscheidung fällte.
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Anschließend lobte der ARD-Vorsitzende Marmor nicht nur pflichtgemäß die Kompetenz des neuen „Tagesthemen“-Moderators, sondern auch demonstrativ die Einvernehmlichkeit der Entscheidung. Laut Marmor hat Roth denselben Vertrag wie Buhrow. Er endet nach knapp dreieinhalb Jahren für Roths Pensionierung. Für Miosga ändert sich nichts. Zamperoni, der Dritte im Bunde, soll, wie Marmor sagte, „verstärkt zum Einsatz kommen“.
„heute-journal“ Paroli bieten
Ihre Mission lautet: dem „heute-journal“ des ZDF Paroli bieten. Die beiden abendlichen Nachrichten-Magazine befinden sich in Dauer-Konkurrenz, seit ihrer Einführung im Jahr 1978.
Die „heute-journal“-Truppe um Claus Kleber liegt in der Regel vorn. Sie erreicht in jeder Hinsicht ein größeres Publikum als die „Tagesthemen“, nach Zahlen wie nach Marktanteilen. Ein Marktanteil von 12,9 Prozent entspricht exakt dem Sender-Durchschnitt. Das hat etwas damit zu tun, dass das „heute-journal“ in der Regel einen festen Sendeplatz hat, um 21.45 Uhr.
Die „Tagesthemen“ hingegen gehen montags bis donnerstags um 22.15 Uhr an den Start, freitags jedoch bereits um 21.45 Uhr, dafür sind Roth & Co. sonntags erst um 22.45 Uhr zu sehen. Mehr war beim schwierigen ARD-Sendeschema nicht drin.
Was ist für Thomas Roth drin? Der neue Mr. Tagesthemen kann eine TV-Legende werden – wie seine Vorgänger Tom Buhrow, Ulrich Wickert und Hanns Joachim Friedrichs. Denn Moderatoren können viel mehr eigene Akzente setzen als die Sprecher der „Tagesschau“.
Und Zamperoni? In der ARD sind die Talente des dynamischen 39-Jährigen bekannt. Er hat gute Chancen, Roth zu beerben.