Berlin. Ob Dschungelcamp oder “DSDS“: 2013 war auch das Jahr der Dragqueen Olivia Jones, die jetzt noch mit ihrem “VIP-Bus“ bei RTL vorfährt, wenn auch nur nachmittags. Auch 2014 herrscht Transen-Alarm im TV. Vollbart-Dragqueen Conchita Wurst will sogar beim Eurovision Song Contest antreten.
Dragqueens, Damendarsteller, Travestiekünstler, Transen, Tunten, Fummeltrinen - die Begriffe sind vielfältig, wenn es um Männer in Frauenkleidern geht.
Doch bei diesem Thema herrscht oft Unsicherheit. Denn zu unterscheiden ist es, wenn (meist schwule) Männer zum Spaß oder zur Unterhaltung Frauenklamotten tragen oder wenn es jemand tut, weil sich er/sie als Transgender oder Transsexuelle fühlt, sprich: im unpassenden Körper geboren. Sicher scheint: Zumindest Dragqueens sind massenkompatibler geworden. Vorläufiger Höhepunkt ist ab Sonntag (1.12., 16.40 Uhr) die neue RTL-Reihe "Der VIP-Bus - Promis auf Pauschalreise" mit Olivia Jones.
Reiseleiterin Jones, das ist eigentlich Oliver Knöbel (44), der aus Springe bei Hannover stammt und schon als Schüler gerne Fummel trug. Vor fast 25 Jahren zog er nach Hamburg. Erste Auftritte als Frauenfigur folgten, dann 1997 der Titel "Miss Drag Queen Of The World". 2004 trat sie in Hamburg zur Wahl an, verpasste zwar den Einzug in die Bürgerschaft, erhielt aber - wie erhofft - mehr Stimmen als die rechtspopulistische Ex-Schill-Partei Offensive.
Sympathieträgerin im RTL-Dschungelcamp
Seit Jahren sind in St. Pauli Olivia Jones' Touristen-Führungen über die Reeperbahn angesagt. Legendär sind ihre Bars an der Vergnügungsmeile Große Freiheit.
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Ein Klick-Hit im Internet ist ihr Einsatz für das NDR-Satiremagazin "Extra 3" beim NPD-Landesparteitag in Niedersachsen - als graue Maus bei braunen Männern. Dieses Jahr war sie für Millionen die Sympathieträgerin im RTL-Dschungelcamp "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus", später "Herbergsmutti" der Kandidaten bei "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS).
In der im vergangenen Sommer produzierten Realityshow "Der VIP Bus" betreut Olivia resolut Promis beim Urlaub in Italien, von der Gladiatoren-Schulung in Rom bis zum Gondoliere-Kurs in Venedig. Kandidaten für den Titel "Pauschal-Promi 2013" (dem Gewinner-Paar winken 25.000 Euro für einen guten Zweck) sind die Moderatorin Verena Kerth und die DJane Giulia Siegel, die Schauspieler Claude-Oliver Rudolph und Ralf Richter, das Unternehmerpaar Gisela und Hans-Georg Muth, die beiden "Bachelor"-Teilnehmerinnen Mona Stöckli und Sarah Gehring sowie das "DSDS"-Paar Sarah Engels und Pietro Lombardi.
Zuletzt waren Promi-Formate eher Quoten-Flops
Vorab gab Jones im RTL-Interview zu, Pauschalreisen selber eigentlich doof zu finden ("Massenabfertigung"). Sie stelle sich ihren Urlaub lieber selbst zusammen. In den Koffer komme dann auf jeden Fall "Puderquaste, Wimperntusche und natürlich meine Brüste".
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Branchendienste wie "Kress" und "dwdl.de" meinten, RTL sei wohl eher unglücklich mit dem "VIP-Bus". Der Sendeplatz am Sonntagnachmittag sei zumindest wenig schmeichelhaft. Bei Promi-Formaten lassen die Sender nach einigen Quoten-Flops (zum Beispiel "Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika") offenbar Vorsicht walten.
Wursts Bart soll zum Nachdenken anregen
Neben Jones hat in den vergangenen Monaten auch Vollbart-Dragqueen Conchita Wurst (eigentlich Tom Neuwirth (25)) für Schlagzeilen gesorgt. Wurst soll 2014 für Österreich beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen antreten. Ihr skurriler Name reiht sich übrigens herrlich ein in die Liste schillernder Drag-Figuren vor allem der Berliner Subkultur, wie etwa Jurassica Parka, Biggy van Blond, Nina Queer, Barbie Breakout oder Daphne de Baakel.
"Ich stehe für Toleranz und Akzeptanz", erklärte Wurst dem Schwulenmagazin "Männer" (November). "Deswegen auch der Bart - er soll zum Nachdenken anregen. Ich wünsche mir, dass Menschen, die mich auf der Straße sehen, am abendlichen Familientisch sich an mich erinnern und das Thema "Anders-Sein" diskutieren. Schon mein Nachname sagt: "Es ist wurst, wie du aussiehst und woher du kommst - nur der Mensch zählt."" Allerdings könne sie nachvollziehen, wenn sie Konservative verstöre: "Es muss mich nicht jeder lieb haben."
Dass sie nicht jeder liebhat, weiß auch Olivia Jones. So wurde sie kürzlich von der Schnauzbart tragenden Kollegin Gloria Viagra aus Berlin attackiert: "Sie hat uns Dragqueens den Weg geebnet. Aber mittlerweile nervt ihre Omnipräsenz", sagte Viagra, die fürs Internet "Thekenschlampe TV" produziert, dem Magazin "InTouch". Olivia Jones schoss verbal gegen den Bart-Look ("Rotzbremse") der Angreiferin zurück: "Dass man wieder unter den Achseln Haare wachsen lässt, wusste ich ja. Aber dass Frau jetzt Bart trägt, war mir neu." (dpa)