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Die Konstanzer Kommissarin Klara Blum heftet sich in „Bluthochzeit“ an die Fersen der Entführer einer Braut. Und hat in diesem brillant inszenierten und hochspannenden Tatort selbst mit Schuldgefühlen zu kämpfen - weil sie nicht geschossen hat.
Es gibt so viele Rituale im Leben, auf die einfach niemand verzichten mag. Das gemeinsame Abendessen in der Familie etwa oder das Osterfeuer in der Nachbarschaft. Und für viele Krimi-Fans gehört eben auch der Tatort zum Sonntagabend wie die Butter zum Brot. In der Ausgabe vom 19. September geht’s denn auch um Rituale: In „Bluthochzeit“ wird die Braut entführt, und der neueste Fall von Konstanzer Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) verleiht diesem Brauch ein neues, ein anderes Gesicht – ein beklemmendes.
Klara Blum ermittelt auf der Hochzeitsfeier der jungen Beate Gellert (Petra Schmidt-Schaller), später Brünner, die dem älteren Anwalt Hanno Brünner (Peter Kremer) das Ja-Wort gegeben hat. Das ausgelassene Fest erreicht seinen Höhepunkt, als Brünners Sohn Antonio (Thomas Fränzel) – ebenfalls verliebt in Beate – und eine Horde junger, männlicher Hochzeitsgäste die Braut entführen. Weder Brünner noch Beate ahnen, dass sich unter den Entführern ein Mann gemischt hat, der kurz zuvor einen Mord begangen hat.
„Ich hätte schießen können“
Mit jener Tat beginnt der Tatort: Der JVA-Häftling Wolfram Seebeck ist gemeinsam mit seinem Komplizen aus dem Gefängnis geflohen – zwei Wochen vor Ende seiner regulären Haftzeit. Als die beiden in eine Polizeikontrolle geraten, werden sie panisch, fliehen in eine Lagerhalle. Sie geraten aneinander, als sich Seebeck der Polizei stellen will. Blum geht dazwischen, schießt nicht, dafür aber der maskierte Komplize. Seebeck ist tot, der Unbekannte entkommt.
Dass sie nicht geschossen hat, setzt Klara Blum zu. „Ich hätte schießen können“, sagt sie zu ihrem Kollegen Kai Perlmann (Sebastian Bezzel). Die Kommissarin ist verwirrt, entsetzt und traurig zu gleich, der Kollege hilflos. „Ich hätte schießen können.“ Blum hat aber nicht geschossen – und muss nun ertragen, dass ein Mensch gestorben ist, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hat. Ein Schuldgefühl, von dem sie sich erst am Ende befreien kann.
Brillant inszeniert und hochspannend
Ganz brillant hat Regisseur Patrick Winczewski die Entführung der Braut in Szene gesetzt. Die zunächst Bier trinkende und Schlager-grölende Entführer-Bande wirkt im einen Moment fürchterlich albern, im anderen Moment wiederum bedrohlich. Die Männer bedrängen die Braut, würgen sie, zertreten ihr Handy. Nie, und das macht die Tatort-Folge so spannend, vermag man genau zu unterscheiden, ob das alles tatsächlich nur ein Spaß ist. Dass Beate Brünner bis auf Antonio niemanden von der zuletzt vierköpfigen Truppe kennt, verleiht der Handlung noch mehr Spannung. „Bin ich ich?“ und „Wer bist du eigentlich?“ Am Schluss des Films dürften keine Fragen mehr offen sein.