Essen.. Karl-Theodor zu Guttenberg zeigt keine Demut, sagt der eine. Der Ex-Verteidigungsminster ist kein Betrüger, meint die andere. Der ARD-Talk von Anne Will hatte wenig Erhellendes im Angebot zum Thema Guttenberg. Nur so viel: Mit seinem Buch „Vorerst gescheitert“ schafft er es wieder ins Rampenlicht.
„Wir alle sind ein bisschen Guttenberg. Wir haben ihn zu einem Popstar gemacht“, erklärte der Publizist Michael Speng bei Anne Will. Aus den Weiten Amerikas hat sich Karf-Theodor zu Guttenberg in dieser Woche zum wiederholten Mal in die erste Reihe der bundesdeutschen Talkshows manövriert. Ein Dreivierteljahr nach seinem Rücktritt wegen der Plagiatsaffäre drängt es den einstigen Bundesverteidigungsminister der schwarz-gelben Koalition zurück ins Rampenlicht. Chapeau, muss man dazu sagen. Das war es aber auch des Lobes.
Vieles bleibt Rückblick an diesem Abend bei Anne Will. Am Dienstag erschien „Vorerst gescheitert“, ein Interview in Buchform, in dem zu Guttenberg ausführlich seine Sicht der Dinge schildert und viel Kritik verteilt. Hat er damit sein triumphales Comeback eingeleitet oder sich selbst ins Aus geschossen? Hat er den Knatsch mit der CSU eingeläutet? Bleibt er, geht er, gründet er eine neue Partei? „Im Dürren Umfeld der Persönlichkeiten in der Politik“, so Jörges, habe er jede Chance zurückzukommen. In die CSU, die CDU, oder eine neue Partei der Mitte. Erhellende Analysen bleiben eine Fehlanzeige.
Guttenberg zeigt keine Demut
CSU-Mann Michael Glos, Mitglied des Bundestags und ehemaliger Bundeswirtschaftsminister, gibt sich seltsam harmlos. KT sei nicht grundsatzlos, er gehe nicht an den rechten Flügel. Seine Heimat bleibe die CSU. Wenn er denn politische Ämter anstrebe. „Demütig“, wirft Medienwissenschaftler Norbert Bolz ein, sei Glos. Und das sei Guttenberg nicht.
So geht es fröhlich weiter. Bolz betont den akademischen Betrug, den KT als Kalkül nutzt, weil er darauf hofft, dass die Menschen vergessen. Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Stern-Chefredaktion und Dauergast in deutschen Talkshows, spricht ihm die Fähigkeit ab, klar zu sagen: Ich habe betrogen.
Wenig Erhellendes bei Anne Will
Das Dorf, verkörpert durch Bäckereiverkäuferin Monika Müller, steht hinter dem Mann. Wenn Guttenberg aus der Ferne das Interview gibt, steht nicht nur das Dorf Kopf, sondern auch die Republik - oder wird ihr das nur suggeriert, durch die Schar an Abendtalkern, die in Ermangelung anderer Themen „ein bisschen Guttenberg sein möchte“? Denn: „Alle, auch die Kanzlerin und Seehofer, haben gehofft, sie bekommen von dem Glanz Guttenbergs etwas ab“, erklärte Jörges.
Wenig Erhellendes wird bei Anne Will vermittelt. Eines allerdings hat die Sendung gezeigt: Das Dorf, das konnte die Bäckereiverkäuferin aus Guttenberg überzeugend vertreten, steht hinter der Operation Comeback. KT sei kein Mogler, kein Betrüger. Monika Müller, das zumindest war die große Erkenntnis des Abends, hatte eine etwas andere Wahrnehmungsebene als der Rest der Talkrunde, vielleicht ja auch als der Rest der Nation.