Hamburg..

„Auftritt in der DDR kommt nicht infrage!“ Rundheraus hatte DDR-Chefideologe Kurt Hager einen Auftritt von Udo Lindenberg im Osten abgelehnt. Das war 1979. Vier Jähre später hatte Lindenberg dann doch seinen Auftritt im Palast der Republik in Ost-Berlin. Vier Lieder durfte er spielen – bei einem FDJ-Friedensfest.

Warum der „mittelmäßige Schlagerstar aus der BRD“, so ein Urteil in Lindenbergs Stasi-Akte, schließlich doch auftreten durfte, das arbeitet die Dokumentation „Die Akte Lindenberg: Udo und die DDR“ (Donnerstag, ARD, 23.30 Uhr) auf. Akribisch rekon­struieren Falko Korth und Reinhold Beckmann die Um­stände dieses außergewöhnlichen Stücks deutsch-deutscher Geschichte. Interessanter Nebenaspekt dabei: Beckmann war 1983 mit da­bei. Als junger Kamera-Assistent begleitete er ein ARD-Team nach Ost-Berlin.





Keine Angst, der TV-Moderator schwelgt hier nicht in Erinnerungen. Stattdessen haben er und sein Team sich durch Stasi-Akten gewühlt und eine Reihe der damals Beteiligten vor die Kamera geholt. Darunter die DDR-Offiziellen Egon Krenz, damals erster FDJ-Sekretär, und Ost-Liedermacher Hartmut König. Selbstverständlich kommen auch Lindenberg selbst und die Mitglieder seines Panik-Orchesters zu Wort, dazu Konzertveranstalter Fritz Rau und Michel Gaißmeyer, der das Konzert als Unterhändler einfädelte.

Heraus kommt das Bild eines Deutsch-Rockers, der unbedingt vor seinen Fans in der DDR auftreten wollte, der unbedingt eine Tournee durch den „Arbeiter- und Bauernstaat“ machen wollte. Die hatten ihm die Offiziellen schließlich zugesagt, wenn er dafür auf dem Friedensfest der FDJ auftreten würde. Bekanntlich ein falsches Versprechen, die Tournee fand nie statt.

Trotzdem kann sich Lindenberg nicht zu der Erkenntnis durchringen, er sei damals benutzt worden. Einzig sein damaliger Bassist Karl Georg Stephan gibt zu, dass man sich letztlich vor den Karren der DDR-Führung habe spannen lassen. Die wollte Lindenberg, damals ein bekanntes Mitglied der Friedensbewegung, für ihre Sache auszunutzen. Das angekündigte Friedensfest entpuppte sich als Propaganda-Veranstaltung vor handverlesenem Publikum.

Beeindruckende Bilder

In dem Zusammenhang ha­ben die Doku-Macher beeindruckende Bilder zusammengestellt. Während im Konzertsaal die Stimmung eher einem Symphoniekonzert gleicht, flippen die Udo-Fans vor dem Palast der Republik schier aus und können nur mit massiver Gewalt gebändigt werden.

Kurz vor Ende des Films droht es kurzzeitig unangenehm zu werden. Reinhold Beckmann schwingt sich zum Chefankläger auf und konfrontiert Egon Krenz mit seinen persönlichen Erlebnissen rund um Lindenbergs Auftritt. Die dünnhäutige Reaktion des einstigen DDR-Funktionärs spricht dann jedoch für sich.