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Große Gefühle, echte Tränen und ein Schuss kubanische Leidenschaft: Das gab’s in der vierten Folge von „Bauer sucht Frau“, die am Montagabend wieder Millionen Deutsche vor die Bildschirme lockte. Doch was ist das Erfolgsrezept der Kuppel-Show?
Nächste Runde für die liebestollen Landwirte von „Bauer sucht Frau“: Auf RTL hieß es am Montag wieder knuddeln und knutschen zwischen Traktor, Schweinestall und Melkmaschine. Millionen Zuschauer sahen zu, wie in Folge vier der Kuppel-Show die Tränen nur so flossen, denn für zwei Nachwuchsbäuerinnen ging die Hofwoche mit viel Herzschmerz zu Ende. So simpel die Sendung, so groß ihr Erfolg: Inka Bause erreicht mit „Bauer sucht Frau“ Woche für Woche Traumquoten, die auch so manchem gestandenen Format gut zu Gesicht stünden. Doch was ist ihr Erfolgsrezept?
Sind es die wahren, unverfälschten Emotionen, die bei „Bauer sucht Frau“ über die Bildschirme flimmern und die in unserer perfekten, schöngespritzten und zurechtgeschnippelten Medienwelt immer seltener werden? In einer Welt, in der Supermodels in Highheels über die Kinoleinwände stöckeln, sich brutale Zweikämpfe mit scheinbar übermächtigen Bösewichten liefern und dabei aussehen, als kämen sie gerade vom Friseur. Oder in der ein Held erst ein Held ist, wenn er mit seinem Bizeps sein T-Shirt sprengen kann und nach getaner Liebesnacht mit makellosem Pokerface das Schlafzimmer verlässt und höchstens ein „Ich komme wieder“ murmelt.
Wenn echte Menschen echte Gefühle zeigen
Was ist es da doch für eine Erholung für die gestresste Gefühlslandschaft, wenn echte Menschen echte Gefühle zeigen, ganz unverfälscht und ungeschminkt ihr Innenleben präsentieren. So wie Nachwuchsbauer Lukas (21), der nach der ersten gemeinsamen Nacht mit Stina mit verklärtem Gesichtsausdruck in die Kamera sagte, wie geborgen und wichtig er sich gefühlt habe mit ihr an seiner Seite. Oder Bauer Harald, der seiner Leidenschaft und Lebensfreude freien Lauf ließ, als Janet ihn zu einem kubanischen Abend komplett mit Rum und Salsa verführte. Mit einem zugegebenermaßen eher komischen als anmutigen Hüftschwung legte er los und versetzte damit sogar Kubanerin Janet in Erstaunen.
Oder wie Hühnerwirt Gerhard, der nur für Barbara mit einem Hochdruckstrahler sein vergammeltes Badezimmer auf Vordermann brachte. Denn die „moderne Melkerin“ hatte sich beschwert: „Da ist alles total verkeimt. In diese Wanne gehe ich nicht rein.“ Als es jedoch den Läufern auf dem Wohnzimmerboden ans Leder gehen sollte, war bei dem 67-Jährigen das Ende der Fahnenstange erreicht. Hatte er seine geliebten Teppiche Barbara zuliebe zunächst entfernt, legte er sie schon wenig später unter Tränen wieder zurück. „Das ist sonst nicht mehr mein Zuhause“, brachte er mühsam hervor. Hier zeigten sich echte Emotionen, die auch ein Millionenpublikum verständnisvoll mitleiden lassen.
Auch Schäfer Lämmes und seine Mutter Änni ließen tief blicken. Gemeinsam saßen sie am Küchentisch und kämpften mit den Tränen, weil Moni nach der Hofwoche abreisen musste. Hatte man kurz zuvor noch einträchtig schwäbische Spätzle gekocht, fiel der Abschied nun umso schwerer. Man konnte Lämmes den Kampf mit seinen überbordenden Emotionen regelrecht ansehen, als er „seine“ Moni gehen lassen musste. Und am Zug gaben sich die beiden das Versprechen, sich schon bald wiederzusehen – dann vielleicht für immer.
Das wahre Leben ist in greifbarer Nähe
Das sind echte Liebeserklärungen, wie sie auch ein Steven Spielberg nicht besser hätte inszenieren
können und die Millionen Zuschauer in romantische Begeisterungsstürme ausbrechen lassen dürften. Denn wenn es selbst bei den optisch höchstens durchschnittlichen Kandidaten bei „Bauer sucht Frau“ ein romantisches Happy-End geben kann, dann ist die wahre Liebe auch für den Durchschnittszuschauer mit Speckbauch, Halbglatze und Cellulitis in greifbarer Nähe.
Aber auch die fremden Welten, in die zivilisationsverwöhnte Großstädter bei „Bauer sucht Frau“ entführt werden, dürften ihren Teil zum Erfolg der Kuppel-Show beitragen. Welcher Bewohner einer Metropole kann schon von sich behaupten, selbst einmal einen Schweinestall ausgemistet, eine Kuh gemolken oder einen Trecker gesteuert zu haben? Wo echte Landwirte nur die Köpfe schütteln über die unrealistische Darstellung des Landlebens bietet sich bei „Bauer sucht Frau“ vielen Städtern ein Blick in eine Welt, die ihnen so fremd erscheint wie das Leben auf einem anderen Planeten.
Und in diese exotische Umgebung werden Kandidatinnen geworfen, die oft vom Leben auf dem Land so viel Ahnung haben wie ihre männlichen Gegenstücke vom neuesten Handy mit Bluetooth-Schnittstelle und Digitalkamera. Fast erinnert das Konzept der Sendung etwas an Reality-Shows à la „Abenteuer 1900“, bei dem die ARD vor gut fünf Jahren zeitreisewillige Kandidaten etwa auf einen Gutshof im Jahr 1900 zurückversetzte und ihnen bei ihren Plackereien über die Schulter blickte. Living-History-Formate nannte man das damals, also gelebte Geschichte im TV.
Die Zuschauer zieht es in die Vergangenheit
Und gelebte Geschichte gibt es auch bei „Bauer sucht Frau“, allerdings nicht von einem gewieften Regisseur gestellt, sondern echt und hautnah. So wie Harald, der noch in seinem Kinderzimmer schläft, oder wie Gerhard, dessen Haus aussieht, als hätte es seit dem Zweiten Weltkrieg keinen Möbelkatalog oder Installateur mehr gesehen. Und genau in diese Vergangenheit zieht es jede Woche Millionen Menschen, vielleicht auf der Suche nach einem entschleunigten, einfacheren Leben. Oder vielleicht auch nur auf der Suche nach dem nächsten schadenfrohen Lacher, wenn eine der Kandidatinnen in einem Kuhfladen ausrutscht oder panisch vor einem der Hoftiere flüchtet.
Schlussendlich dürfte es eine Mischung aus mehreren Faktoren sein, die Inka Bauses Kuppel-Show auch in der sechsten Staffel auf Erfolgskurs hält. Und so dürfte es aller Voraussicht auch bleiben, denn die nächste Folge verspricht skandalträchtig zu werden. Denn dann tritt der langhaarige Bauer Johannes auf, der sich beim Scheunenfest für Anja entschieden hatte und der Medienberichten zufolge bereits verheiratet sein soll – aber nicht mit Anja. Und dass Skandale immer gut für die Quote sind, das weiß ja jedes Kind.
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