Berlin. Das Schauspielerpaar Anna Loos und Jan Josef Liefers spielt das tragische Liebespaar Konrad und Lily, die als Teenager aus der DDR fliehen wollten, aber verraten wurden. Nach dem Mauerfall treffen sie sich wieder. Julia Emmrich traf das im Osten aufgewachsene Paar für ein Doppelinterview.
"Lilys Geheimnis" heißt der ZDF-Film, in dem Anna Loos und Jan Josef Liefers Lily und Konrad spielen - ein Liebespaar aus der DDR, das sich nach 16 Jahren Funkstille im Westen wiedertrifft.
Sie spielen nicht nur ein ostdeutsches Paar, sie sind auch eins. Ist es gut zu wissen, dass der andere dieselben Wurzeln hat wie man selbst?
Liefers: Klar, man muss bestimmte Fragen nicht mehr stellen, bestimmte Begriffe und Gefühlslagen nicht mehr erklären.
Loos: Wir haben unsere Kindheit und Jugend in einer gemeinsamen Welt verbracht, gemeinsame Wurzeln, das verbindet einen. Der Geruch zum Beispiel von... – Jan, habt ihr eigentlich viele Westpakete bekommen? Die haben genauso gerochen wie...
Liefers: Genau. Wie ein Intershop. Jeder von uns weiß, wie es da roch. Komischerweise habe ich diesen Geruch, als ich im Westen war, nie mehr gerochen.
Loos: Doch! Im Westen gab es den Geruch auch. Als ich hier angekommen war, bin ich zu C&A gegangen. Ich hatte mir vorgestellt, das sei die Jugendmode des Westens. Da war dieser Geruch.
Das Gift des DDR-Systems
Viele Wessis glauben, Sie kennen die DDR, weil sie „Good Bye, Lenin!” gesehen haben. Nervt das?
Loos: Ich habe die Musik, die Filme, die Nachrichten, eigentlich das komplette Programm des Westens als Kind über Radio und Fernsehen mitbekommen. Der Westen dagegen hat sich null in Richtung Osten orientiert, sozusagen 40 Jahre Einbahnstraße. Das Land hinter der Mauer – das war nicht sehr interessant. Und das lässt sich nicht einfach so wieder aufholen. Viel spannender ist außerdem doch die Frage: Was haben die Leute mit ihrer neuen Freiheit angestellt?
Liefers: „Good Bye, Lenin!” fand ich einen gelungenen Film. In der DDR aufgewachsen zu sein, war eine komplexe Erfahrung. Man stößt leicht an die Grenzen, wenn man das verfilmen will. Die DDR war nicht das, was sie nach außen an Bildern gezeigt hat. Das Leben spielte sich in Parallelwelten ab, die sich widersprachen. Man richtet sich irgendwie ein. Und darum geht es auch in unserem Film. Was passiert eigentlich mit diesem Gift, das die DDR einem eingeträufelt hat, das man nicht haben wollte, das man subkutan gespritzt bekam? Was passiert, wenn man damit 20 Jahre durch die Gegend läuft? Das wirkt immer noch.
Eheleute am Arbeitsplatz sind für Kollegen oft die Hölle.
Loos: Gut, wir kommen morgens zur selben Zeit zur Arbeit, aber sobald wir ins Autos steigen, sind wir vor allem zwei Schauspieler, die ihren Beruf ausüben.
Wen küssen Sie vor der Kamera lieber – den eigenen oder einen fremden Mann?
Loos: Ich habe immer Probleme, vor der Kamera jemanden zu küssen. Für mich ist ein Kuss etwas extrem Privates, fast privater als Sex. Aber wenn ich die Wahl habe, küsse ich natürlich – mit einem unendlichen Vorsprung – lieber als jeden anderen Jan Josef.
Liefers: Das wusste ich gar nicht.
Loos: Wir hatten ja auch eine Liebesszene in dem Film – also, ich bin da drin nicht so gut.
Liefers: Klar, das sind heikle Drehtage. Und es ist natürlich viel schöner mit Anna als mit jemand anderem. Aber es ist auch doof. Das ganze Team steht da und denkt: Ach, so läuft das also bei denen.
"Wir waren extrem aufgeregt"
Und dann kündigte sich auch noch Ihre zweite Tochter Lola an.
Loos: Das war tatsächlich so, es war die erste Drehwoche, und wir haben auf der Toilette unseres Wohnwagens in der Mittagspause den Schwangerschaftstest gemacht. Wir waren sehr glücklich und natürlich extrem aufgeregt.
"Lilys Geheimnis" läuft am Montag, 28. September, um 20.15 Uhr im ZDF.