Düsseldorf. Promi-Auflauf in der Topmodel-Jury: Ex-"Spice Girl" und "Fashion-Ikone" Victoria Beckham war der Einladung ihrer Freundin Heidi Klum gefolgt und sorgte kurzerhand für den tränenreichen Rauswurf von Kandidatin Sarina. Begründung: zu sexy.
Böcke, die zu Gärtnern werden, haben derzeit Hochkonjunktur im TV. Man denke an Dirk Bachs Aussage, „Deutschland sucht den Superstar“ sei Volksverdummung. Oder an Tim Mälzers Kritik am Kochshow-Boom. Oder an Victoria Beckham.
Die trat gestern bei „Germany’s Next Topmodel“ auf und überraschte mit völlig neuen Ansichten. Aufhänger war ein Foto-Shooting, das an die Traumsequenz im Film „American Beauty“ angelehnt war. Die Kandidatinnen sollten nackt posieren, waren an den entscheidenden Stellen aber von Rosenblüten bedeckt. Aufregendes oder gar Anstößiges gab es nicht zu entdecken. Heraus kamen kitschige, aber zumindest hochwertige Bilder. Von D&W-Katalog keine Spur. Selbst Kandidatin Jessica, die sich gegen das Shooting anfangs heftig gewehrt hatte, war besänftigt. Victoria Beckham dagegen sah in den Bildern der (zugegebenermaßen recht jungen) Sarina etwas bestürzend Lolitahaftes. Die Sexualisierung junger Mädchen sei ihr, Beckham, ein Dorn im Auge.
Sarina ist zu jung
Wir erinnern uns: Mitte der 90er Jahre hieß diese Frau noch „Posh“ und war Teil einer Popgruppe namens „Spice Girls“. Zu dem Zeitpunkt absolvierte ich gerade ein Auslandsjahr in England. Auf dem Uni-Campus liefen damals mehr 19jährige, bauchfreie Tops tragende und generell aufgesexte Spice-Girls-Klone rum, als ich je wieder gesehen habe. Seitdem bin ich der festen Überzeugung, dass niemand mehr zur Sexualisierung junger britischer Mädchen beigetragen hat als diese Band.
Nun kann man sich natürlich ändern. Dann hätte „Posh“ aber die Sendung kritisieren müssen, in deren Rahmen solch vermeintlich unangenehme Bilder entstehen. Stattdessen richtete sich der Tadel gegen die Kandidatin, die altersungemäß posiert habe. Darauf konnten sich dann auch Heidi Klum und Co-Juroren einigen, was natürlich wenig überrascht. Leidtragende war allerdings Sarina.
Die dunkle Seite der Macht
Die bekam in der gestrigen Folge ohnehin einiges ab. „Vielleicht nehmen sie mich ja“ sagte Heidis Nesthäkchen an einer Stelle. Es klang, als spreche sie von Adoptionseltern auf Besuch im Waisenhaus. Gemeint waren jedoch Modeschöpfer Kevan Hall und sein Team, die gerade nach einem Laufsteg-Model suchten. Dass Sarina nun nach Hause fahren kann, hat insofern ein Gutes: Weitere Folgen von GNTM möchte man dieser 16jährigen wirklich nicht zumuten. Vom Rummel nach dem Gewinn der Sendung mal ganz zu schweigen.
Und so war es am Ende doch OK, dass sich mit Jessica die dunkle Seite der Macht durchsetzte. Die Kandidatin mit dem Mut zur (Zahn-)Lücke hatte den Rauswurf ihrer Traumpartnerin Ira erfolgreich mit eine Extraportion Zickentum und Schadenfreude kompensiert. Eines scheint klar: Wer so viele Krokodilstränen vergießen kann, ist tough genug für die nächsten Herausforderungen von „Germany’s Next Topmodel“.
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