Boom. Tomorrowland-Sprecherin Debby Wilmsen erklärt die Hintergründe zur erneuten Absage des belgischen Festivals und dem Veto der Bürgermeister.
Welchen Stellenwert das Festival Tomorrowland allein in Belgien hat, wurde in dem Moment klar, als die beiden Bürgermeister von Boom und Rumst zum Gespräch beim Premierminister und samt Kabinett geladen wurden. Die Politik hatte im Vorfeld das "Go" für Festivals mit täglich 75.000 Besuchern im Spätsommer gegeben und dies per Ministerialerlass abgesegnet.
Doch nach wochenlangen Gesprächen und Planungen verkündeten Jeroen Baert (Boom) und Jürgen Callaerts (Rumst) vor wenigen Tagen überraschend, dass sie dem weltweit bekannten Elektro-Festival keine Genehmigung für die Durchführung im Freizeitpark de Schorre erteilen würden. Zu groß ist die Angst bei den örtlichen Behörden sich am letzten August- sowie am ersten September-Wochenende einen lokalen Corona-Hotspot in die Gemeinden zu holen. Da konnte selbst der Premierminister die beiden Bürgermeister im persönlichen Gespräch nicht umstimmen.
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Die Absage von Tomorrowland ist "schwerer finanzieller Schlag"
Für die Veranstalter des Tomorrowland sei die erneute Absage nach 2020 "ein schwerer finanzieller Schlag", erklärt Festival-Sprecherin Debby Wilmsen. Neben dem eigenen Einnahmeausfall mussten die Organisatoren jetzt Aufträge im Wert von 50 Millionen Euro bei Dutzenden belgischen Lieferanten stornieren. Stark getroffen wird auch die Hotel-Branche: In den zwei Festival-Wochen werden mehr als 80 Prozent der Hotel-Kapazitäten in Brüssel und Antwerpen von Besuchern, Künstler und Festival-Mitarbeitern genutzt.
Bis zuletzt hatten die Veranstalter um die Genehmigung von Tomorrowland 2021 gekämpft und versucht, mit verschiedenen Maßnahmen und Plänen die Bedenken aus dem Weg zu räumen. "Die Bundesregierung und die flämische Regierung hatten bereits grünes Licht gegeben und viele wichtige Dienste, darunter Feuerwehr, Sanitäts- und Notfallplanungsdienste, hatten ebenfalls eine positive Empfehlung ausgesprochen", berichtet Debby Wilmsen. Zudem wurde eine Kooperationsvereinbarung getroffen, wodurch ein privater Sicherheitsdienst die Polizei bei der Kontrolle von Ausweisen und den erforderlichen Bescheinigungen für die Covid-Regeln zu entlasten.
Vollständig Geimpfte sollten Einlass zu Festival bekommen
Dass die Veranstalter das Thema Sicherheit in der Pandemie nicht auf die leichter Schulter genommen haben, zeigt schon die empfindlichen Einschränkungen die bei den Besuchern geplant waren und bei den Betroffenen wohl für viel Wirbel und Missmut gesorgt hätten. So sollten nur vollständig Geimpften (plus zwei Wochen) über ein "Covid Safety Ticket" Einlass gewährt werden - und das auch nur bei Europäern, die aus Ländern mit einer niedrigen Inzidenz stammen.
Ticket-Besitzern von anderen Kontinenten wären die Karten storniert worden. Dabei zeichnet sich das Festival Tomorrowland sonst dadurch aus, dass das Publikum aus über 150 Ländern stammt - darunter sind viele Fans aus Südamerika, den USA, Australien und Japan. Die einzige weitere Option hätten Belgier erhalten, die als Tagesbesucher einen negativen PCR-Test hätten vorweisen müssen. Somit wären bei dem Festival 75 Prozent Belgier sowie 25 Prozent Europäer, die meisten aus Nachbarländern, gewesen.
Die Tomorrowland-Veranstalter wollen keinen Rechtsstreit
Kurzzeitig hatten die Veranstalter überlegt, einen neuen Antrag auf Genehmigung des Festivals zu stellen, aber "in Anbetracht unserer langjährigen Zusammenarbeit mit den Kommunen wollen wir keinen Rechtsstreit führen und die Entscheidung der Bürgermeister nicht beim Staatsrat anfechten", erklärt Debby Wilmsen. Man werde die Entscheidung nicht nur respektieren, sondern versuchen positiv in die Zukunft zu schauen und weiter in den Veranstaltungsort, dem Freizeitpark De Schorre, zu investieren.
In der nächsten Zeit werden alle Ticket-Inhaber vom Veranstalter kontaktiert und verschiedene Optionen vorgelegt. Es ist aber davon auszugehen, dass viele Fans des Festivals ihr Ticket behalten und somit auf 2022 umschreiben lassen wollen. Karten für das Festival zu bekommen, ist enorm schwierig, da es jedes Jahr Millionen Bewerber für eines der 400.000 Tickets gibt. Wenn der bisherige Termin-Turnus beibehalten wird, würde Tomorrowland wieder an den letzten beiden Juli-Wochenenden, vom 22. bis 24. sowie 29. bis 31. Juli, angesetzt.
Neue Digital-Ausgabe von Tomorrowland im Juli 2021
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Ein kleiner Trost dürfte für die Fans des Festivals die zweite Digital-Ausgabe "Tomorrowland Around the World" sein, die am 16. und 17. Juli 2021 geplant ist. Auf der virtuellen Party-Insel Papilionem sollen dann erneut über eine Million Musik-Fans zu den DJ-Sets von Stars wie Armin van Buuren, Afrojack, Robin Schulz, Topic, Lost Frequencies, Claptone und Amelie Lens feiern können. Zudem hoffen die Veranstalter nach zwei Pandemie bedingten Absagen auf die nächste Winter-Edition von Tomorrrowland in Alpe d'Huez in den französischen Alpen vom 19. bis 26. März 2022. Mehr Infos dazu gibt es auf der Homepage von Tomorrowland.