Nürburg. .

Der Auftakt des Jubiläumsfestivals hat gezeigt, was Rock am Ring ausmacht: Rock’n’Roll in Reinkultur. Rund 80.000 Fans feierten bereits am ersten Festivaltag die Konzerte von H-Blockx und KISS.

Vor der großen Hauptbühne tummeln sie sich. So weit das Auge reicht: zehntausende Rockfans. Sie sind gekommen, um endlich mit der größten Rockparty Deutschlands zu beginnen. Es ist kurz vor halb neun: Das Schlagzeug setzt ein, die Gitarre erklingt, der Bass pumpt und das Mikrofon von Henning Wehland, Sänger der H-Blockx, - streikt. Nicht lange, und das ist den Spaßsuchenden auch gar nicht so wichtig. Der Funke springt auch ohne Gesang von der Centerstage über aufs Publikum. Die Menschenmasse, sie bewegt sich unaufhörlich, auf und ab im Takt von „Risin’ High“, einem 90er Jahre Hit der Band aus Münster.

Ein Kiss-Fan freut sich am Donnerstag  beim Festival
Ein Kiss-Fan freut sich am Donnerstag beim Festival "Rock am Ring" auf den Auftritt der Rockgruppe Kiss. Foto: ddp © ddp

Zum fünften Mal stehen die Pioniere des deutschen Crossover auf der Ring-Bühne. Diesmal etwas überraschend. In letzter Minute sind sie eingesprungen. „Ihr seid das beste Publikum seit langem“, meint Wehland und gibt dem Publikum danach das, wonach es lechzt: Bewegung. „Move ya!“, der Refrain des einstigen Hits „Move“ macht aus der Rennstrecke ein Tollhaus unter freiem Himmel. H-Blockx, eigentlich schon längst in der Versenkung verschwunden, erweisen sich am Ring zum würdigen Eröffnungsact der großen Rocksause. In der Masse bilden sich so genannte Circle-Pits. Dabei bilden die Musikfans Kreise inmitten des Publikums und rennen darin in einem irrsinnigen Tempo gegen den Uhrzeigersinn. Von oben betrachtet ein beeindruckendes Schauspiel. Dort mittendrin zu sein - bestimmt anstrengender als Extrem-Bergsteigen.

Pure Begeisterung für KISS

Nach dem Auftaktkonzert scheint niemand aus dem Publikum das Gelände verlassen zu wollen. Schließlich hat sich eine echte Rocklegende für den späten Abend angekündigt. Und als der erste, der schwarze Vorhang mit dem riesigen KISS-Logo fällt, zündet im wahrsten Sinne des Wortes das größte Rock-Feuerwerk seit langem. Ein Böllerschuss - und rein geht es in die abgefahrene Welt der Hard Rocker KISS. Über die Musik der kostümierten und schwarz-weiß geschminkten Bandmitglieder braucht man keinerlei Worte zu verlieren. Von „Black Diamond“ bis „I Was Made For Lovin’ You“ sitzt jeder Hit perfekt. Die Musik reißt die Rockfans mit, die Show jedoch hinterlässt bei ihnen ungläubiges Staunen, das sich in pure Begeisterung entlädt.

Nicht allein die Knaller oder Pyrotechnikfontänen beeindrucken. Denn egal, ob Schlagzeuger, Gitarrist oder Bassspieler: Irgendwann gehen sie alle in die Luft. Auf mobilen Bühnenteilen hängen sie plötzlich in über 20 Metern Höhe über den Köpfen ihrer Fans oder schweben von der Hauptbühne hinüber zum Mischpult mitten in die Menge, nur um auf dem dortigen Dach weiterzuspielen. Oh ja, der Nürburgring ist zur Manege eines wilden Rock’n’Roll-Zirkus geworden. Wild, aber anders als bei den H-Blockx geht es zu. Der Stadionrock von KISS lässt die Masse mitklatschen, Feuerzeuge schwingen oder einfach mitsingen. Eine wohltuende Abwechslung. Und so gelingt es gleich am ersten Tag, fast die ganze Palette moderner Rockmusik aufzubieten und den Festivalbesuchern einen fulminanten Auftakt zu bescheren.