Düsseldorf. Die Karriere von Le Shuuk nimmt kräftig Fahrt auf. Über Einhörner, Sandmänner, Influencer und den World Club Dome sprach der DJ im XXL-Interview.
Seit Jahren ist DJ Le Shuuk alias Chris Stritzel eng mit dem World Club Dome verbunden. Als Resident ist Stammgast bei den Events von BigCityBeats, die mal im Stadion, mal auf einem Schiff oder auch im Zug und Flugzeug Musik-Fans begeistern. Bei der Winter-Ausgabe in Düsseldorf durfte der 32-Jährige erstmals das Closing auf der Mainstage spielen und brachte mit der "Der Sandmann" seine neue Single mit, die Potenzial zum Sommer-Festival-Hit hat. Über seine Zukunftspläne, sein zweites Standbein als Wein-Produzent, Einhörner und Sandmänner sowie die manchmal etwas schräge Influencer-Welt sprach der Stuttgarter im XXL-Interview mit der Redaktion.
Du bist hier beim World Club Dome ganz schön im Stress… - die meisten DJs legen auf einem Festival einmal auf und das war’s. Auf wie viele Auftritte kommst du während der drei WCD-Tage?
Le Shuuk (lacht): "Am Ende dürften es wohl acht Stück sein. Ich bin seit sechs Jahren als Resident für BigCityBeats unterwegs und ich weiß dass der CEO Bernd Breiter immer für Überraschungen gut ist und auch mal spontan Musik oder einen DJ braucht. Gerade habe ich ein bisschen bei der Club Kitchen auf der Influencer-Party aufgelegt. Offizielle Shows sind es aber nur drei."
Besondere Auftritte beim World Club Dome in Düsseldorf
Dein DJ-Set auf der Mainstage ist für Dich in diesem Jahr etwas ganz Besonderes…
Le Shuuk: "Es ist das erste Mal, dass ich das Closing am Samstag auf der Mainstage spielen darf, wo sonst Dimitri Vegas & Like Mike oder ein David Guetta stehen. Jetzt hat der Bernd mir das Vertrauen geschenkt und gesagt: „Mach den Samstag nach Steve Aoki und zeig, was Du kannst.“ Das macht mich mega stolz."
Nach Superstar Steve Aoki ist die Arena voll und das Publikum voller Energie. Bist du nervös vor so seinem besonderen Auftritt?
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Le Shuuk: "Klar! Ich bin seit 16 Jahren als DJ unterwegs und kann nach einem großen Act immer noch eine Schippe drauflegen. Die Stars machen eine sensationelle Show, spielen aber auch ihr Programm durch. Ich spiele halt andere Songs, und kann die Leute so von einer ganz anderen Seite packen und elektrisieren."
Da passt deine neue Single „Sandmann“ ja perfekt…
Le Shuuk: "Ich veröffentliche im Jahr im Schnitt rund zehn Produktionen. „Sandmann“ ist meine erste deutschsprachige Nummer. Dafür habe ich mich mit ein paar richtig coolen Leuten zusammengetan, die das Handwerk und vor allem auch meine Idee verstehen."
DJ-Lehrer von ESA-Astronaut Matthias Maurer
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Zusammen mit ESA-Astronaut Matthias Maurer hast Du „Sandmann“ bei der Opening Zeremonie des World Club Dome zum ersten Mal vor großem Publikum gespielt – wie war es?
Le Shuuk: "Super. Im Anschluss habe ich noch auf einer kleineren Bühne im Club Circle vor 1000 Leuten aufgelegt und musste die Nummer innerhalb von einer Stunde viermal spielen."
Mehrfach den gleichen Song in einem DJ-Set ist eher ungewöhnlich oder?
Le Shuuk: "Immer wenn es bei einem Lied ruhiger wurde, haben die Leute einfach laut „Sandmann“ geschrien – obwohl das überhaupt nichts mit der Situation zu tun hatte. Ich habe es in 16 Jahren als DJ noch nicht einmal erlebt, dass die Leute eine Nummer so gefordert haben. Das war total krass."
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Wie ist denn die Reaktion auf den Song in der DJ-Szene?
Le Shuuk: "Ich hatte den Song vorab schon einigen Leuten per Whatsapp geschickt, aber die hatten das nicht so richtig auf dem Schirm. Und an diesem Wochenende fragen auf einmal bekannte Acts wie Dannic oder „Gestört aber geil“ an, weil sie einen Remix machen wollen."
Werden aus den Einhörnern künftig Sandmänner?
Eigentlich hast Du ja eine Einhorn-Armee unter den Fans als Markenzeichen hinter Dir – wird das Einhorn jetzt vom Sandmann abgelöst?
Le Shuuk: "Gute Frage! Da hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Sandmann-Armee…" (überlegt) "…das könnte echt passieren…"
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Du bist ja beim World Club Dome auch schon mit einer Sandmann-Figur durch die Gegend gelaufen…
Le Shuuk: "Ja, darauf haben viele Promis wie Robin Schulz, Oli Pocher oder auch Martin Garrix unterschrieben. Den Sandmann will ich für einen guten Zweck versteigern, wahrscheinlich für ein Projekt in Australien."
Coldplay und Reinhard Mey reizen den Produzenten
Mit wem würdest Du denn gerne mal einen Song produzieren?
Le Shuuk: "Coldplay höre ich privat sehr gerne. Die Stimme von Sänger Chris Martin ist der Wahnsinn. Das Lied „Something Just like This“ von Coldplay mit The Chainsmokers war für mich die Perfektion in Musik. Und ich finde Reinhard Mey ziemlich geil. „Gute Nacht Freunde“ oder „Das Narrenschiff“ sind deutsche Songs, die mich berühren. Ich mag die Stimme von Reinhard Mey und seine beruhigende Art zu singen. Deshalb höre ich seine Lieder gerne zum Einschlafen."
Bei Dir steht noch ein anderes spannendes Projekt an – du bist erneut DJ-Lehrer…
Le Shuuk: "Ich habe ja Anfang 2019 bereits Luca Parmitano das DJing beigebracht, der dann auf der Raumstation ISS das erste DJ-Set im All gespielt hat. Da war ich so wahnsinnig aufgeregt, dass ich dabei gezittert habe."
Warum?
Le Shuuk: "Der ist Astronaut – vor 15 Jahren war das der Berufswunsch Nummer 1. Astronaut und auch Pilot hat für mich einen absoluten Respekt-Status. Das war für mich eine Ehre. Ich hatte zwar nur zehn Minuten Zeit, aber der hat das super schnell verstanden, weil er technisch hochintelligent ist. Und jetzt kommt mit Matthias Maurer ein deutscher ESA-Astronaut – das ist natürlich nochmal was Besonderes."
Matthias Maurer hat im Interview angedeutet, dass er eine harte Nuss für dich werden könnte…
Le Shuuk (lacht): "Kein Problem. Ich freue mich riesig auf Matthias. Backstage habe ich mich bereits länger mit ihm unterhalten – das war total spannend."
DJ träumt von Auftritt beim Burning Man
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BigCityBeats macht ja nicht nur solche Aktionen im All sondern auch Events auf einem Schiff wie die World Club Dome Cruise Edition, auf dem Berg mit der Snow Edition, im Flugzeug samt Schwerelosigkeit und plant jetzt den tiefsten Club der Welt im Bergwerk sowie eine Aktion, wo eine Ölplattform eine Rolle spielen wird. Wo würdest Du denn gerne mal spielen?
Le Shuuk: "Der CEO Bernd Breiter ist ein Visionär, der aus allem das Maximum rausholen will. Bei dem Parabelflug waren wir 15 Mal je 20 Sekunden schwerelos. Das war so ein unglaubliches Glücksgefühl, das man gar nicht mehr toppen kann. Als DJ würde ich gerne mal in der Wüste spielen – Burning Man fänd‘ ich total interessant."
Als Resident beim World Club Dome und der Nähe zu BigCityBeats hast Du bei den Events viele Vorteile. Ist das aber auch manchmal hinderlich bei deiner Karriere – etwa für Auftritte bei großen Festivals anderer Veranstalter?
Le Shuuk: "In den ersten Jahren war das extrem. Da hatte ich richtig Schwierigkeiten, andere coole Sachen spielen zu können. Aber die Leute haben mittlerweile gemerkt, dass Le Shuuk nicht nur ein Produkt ist, was spontan für den World Club Dome hochgezogen wurde."
Le Shuuk legte auch bei Parookaville auf
Du gehörtest jetzt auch zum Line up bei Parookaville in Weeze…
Le Shuuk: "Zweimal war ich bereits bei Parookaville und habe donnerstags das Opening auf dem Penny Tower am Campingplatz gespielt. Den Donnerstag würde ich dort gerne wieder machen, weil es ein Phänomen ist, wenn Zehntausende Menschen anreisen und direkt Party machen wollen. Zum Spaß hab ich übrigens noch spontan im Campingplatz-Supermarkt an der Kasse gesessen."
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Du hast auch an einem regulären Festival-Tag gespielt…
Le Shuuk: "Ja, auf der Spinnin-Bühne in einem Shelter mit einer Kapazität von 3500 Besuchern. Und es war so voll, dass kaum noch einer raus oder rein kam. Klar ist ein Gig auf der Mainstage bei einem Festival fantastisch. Wenn man aber mit seiner Musik so eine Bühne zum Explodieren bringt, ist das manchmal reizvoller als auf der größten Plattform."
Was macht den World Club Dome aus deiner Sicht so besonders?
Le Shuuk: "Jedes Festival hat ein großes Risiko – das Wetter. Und da der World Club Dome in Stadien mit verschließbarem Dach stattfindet, hat man als Besucher eine Sicherheit."
Du hast hier deinen eigenen Marketing-Stand. Das Thema betreibst du sehr intensiv…
Le Shuuk: "Laut Hörensagen von vielen anderen DJs bin ich in Deutschland in Sachen Marketing auf Nummer 1. Es gibt wohl keinen deutschen DJ, der so viel Merchandising verkauft wie ich."
Le Shuuk steigt ins Wein-Geschäft ein
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Jetzt hast Du sogar einen eigenen Wein herausgebracht…
Le Shuuk: "Essen und Trinken ist meine Leidenschaft. Der Wein ist überhaupt kein Spaß-Produkt. Ich möchte mir damit ein eigenes kleines Unternehmen aufbauen und in die Sterne-Gastronomie reingehen. Der Wein war erstmal limitiert auf 900 Flaschen. Ich habe kurz vor Weihnachten in 48 Stunden 240 Flaschen verkauft. Die wollte ich natürlich noch vor Weihnachten verschicken, weshalb wir zu dritt drei Tage lang je zwölf Stunden Pakete packen mussten."
Wie erklärst Du Dir die große Resonanz?
Le Shuuk: "Ich habe den Wein mit Moritz Haidle gemacht, der im letzten Jahr die Falstaff Wein Trophy als bester Newcomer gewonnen hatte. Der Falstaff-Award ist die größte Auszeichnung, die man in der Wein-Branche bekommen kann - ähnlich wie der Oscar in der Film-Industrie."
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In welche Richtung geht der Wein geschmacklich?
Le Shuuk: "Ich mag Rotwein nicht, wenn er so pelzig ist. Aber ich liebe diese Tiefe und dieses Volumen, wenn er so dicht und rot ist und kräftig riecht. Deshalb wollte ich einen Rotwein kreieren, bei dem man nach einem Glas direkt Lust auf mehr hat. Andere DJs wie Moguai, Boris Brejcha, Alle Farben und Robin Schulz waren übrigens auch begeistert, nachdem ich ihnen eine Flasche zugeschickt hatte."
Wie geht es weiter?
Le Shuuk: "Wir haben jetzt Fässer gekauft und machen dieses Jahr einen Rosé, der allerdings erst 2021 rauskommen kann. Davor stellen noch einen Cuvée her, aber einen 2017er."
Wird das Thema Wein ein langfristiges Projekt?
Le Shuuk: "Ja, ich möchte mir in den nächsten zehn Jahren einen Namen damit machen, um dann ein kleines Restaurant mit zehn Tischen eröffnen zu können. Dann würde ich Sterne-Köche wie Frank Rosin, Tim Mälzer oder Alexander Wulf einladen, damit die dort an bestimmten Tagen für mich kochen. Geiles Entertainment und Essen – das ist mein Ziel. DJ kann man ja auch nicht ewig sein…"
Diskussionen auf der Influencer-Party beim World Club Dome
Bei der Winter Edition des World Club Dome gibt es erstmals eine Influencer-Party. Was hälst Du davon, dass sehr junge Menschen eine enorme Follower-Zahl haben und fast alles aus ihrem Privatleben preisgeben?
Le Shuuk: "Das ist hier eine sehr große Diskussion – besonders wegen des Formats TikTok: Da singen 13- oder 14-Jährige halbnackt zu Songs. Das kann gut aussehen, ist aber völlig ohne System und Kontrolle. Ich denke, dass wir in den nächsten Jahren noch ein viel größeres Problem bekommen, weil die Jugend nur noch in ihrem Handy lebt."
Wie meinst du das?
Le Shuuk: "Ich habe mich mit ein paar Influencern hier unterhalten. Die sind in der Kamera immer bockstark und haben große Klappe. Und dann, wenn Du sie direkt ansprichst, bekommen sie kein Wort heraus und hängen nur am Handy. Ganz schlimm ist das."
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Deine Verlobte Deborah Tramitz ist mit fast 950.000 Followern bei Instagram eine der erfolgreichsten Influencerinnen Deutschlands….
Le Shuuk: "Sie war ja eine der ersten Influencerinnen, die es in Deutschland gab. Deshalb hat sie auch eine enorme Reichweite. Von Anfang lud sie bei Instagram auch Bikini-Bilder hoch. Aber eben nicht, weil sie es musste, sondern weil sie Lust dazu hatte. Mittlerweile sehen junge Mädchen das aber als Beruf – einige verdienen damit Millionen Werbegelder im Jahr. Für sie ist das ein ganz normaler Job, den man quasi mit Aussehen und Talent erreichen kann. Du brauchst nicht mal eine Ausbildung, keinen Schulabschluss – gar nix. Nur einen Internet-Zugang und ein Handy, dann kannst du loslegen. Das ursächliche Problem liegt aber eher bei den Eltern als bei den Kindern."
Abschluss und Ausbildung als Basis
Warum?
Le Shuuk: "Sie müssen ihren Kindern sagen, wo die Grenze ist. Ich war früher ein richtiger Nerd und Zocker am PC. Ich habe sogar von Microsoft mit 16 Jahren einen Rechner und von Logitech eine Maus gesponsort bekommen. Ich musste dann aber auch ein Schuljahr auf einer weiterführenden Schule wiederholen und später meinen Realschulabschluss nachmachen. Als ich 17 Jahre alt war, hat mir meine Mutter die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt: Wenn Du das nicht hinkriegst, fliegst Du hier raus. Dann habe ich mich auf einen Job als Raumausstatter beworben und nebenher aufgelegt. So hatte ich eine Basis. Abschluss und Ausbildung – wenn das erreicht ist, können Eltern ihre Kinder machen lassen, was sie wollen."
World Club Dome 2020 in der Merkur Spiel-Arena