Hungen. Die Amigos kommen aus der hessischen Provinz und finden sich regelmäßig in den Charts wieder. Auch einen Echo hat das Brüder-Duo bereits gewonnen. Auf ihrer neuen Platte “Sommerträume“ geht es viel um Liebe, Verlust, Freiheit und ihre Heimat. Was die Kritiker dabei über sie sagen, ist ihnen egal.

Zwei Brüder aus der hessischen Provinz geben ihre Berufe als Bierbrauer und Lkw-Fahrer auf, werden Profi-Musiker und erobern als Schlager-Duo Amigos die Charts. Etwa im vergangenen Jahr, als sie mit der CD "Im Herzen jung" die Metal-Band Black Sabbath von der Spitze der deutschen Album-Hitliste stürzten. Das ist die Kurzfassung der bisherigen Karriere der Amigos, die mit der Veröffentlichung des neuen Albums "Sommerträume" an diesem Freitag (25. Juli) weitergehen soll.

Bernd (63) und Karl-Heinz Ulrich (65) singen auf dem neuen Album im leichten Sound und auch mal im Country-Stil über Liebe und Verlust, die Freiheit oder die Heimat. "Wir sind sehr heimatverbunden", sagt Bernd Ulrich. "Uns zieht es nicht in die Ferne. Wir haben keine Ambitionen, am Lago Maggiore ein Segelboot zu haben, so sind wir nicht."

Die Brüder wurde in Hungen geboren und leben auch noch dort. Der Region widmen sie auf der neuen Platte das Stück "Mein Heimatland". "Die Landschaft hier im Vogelsberg hat uns geprägt. Sie ist wunderschön, keine Urlaubregion, aber sehenswert", sagt Bernd Ulrich.

"Texte, die aus dem Leben gegriffen sind"

Die Geschwister machen seit den 1970er Jahren zusammen Musik, lange nur als Hobby. Der Durchbruch gelang 2006 nach einem Fernsehauftritt. Im selben Jahr fiel die Entscheidung, die Berufe an den Nagel zu hängen und als Profi-Musiker weiterzumachen. "Das haben wir mit unseren Familien abgesprochen", sagt Bernd Ulrich. "Ohne unsere Familie hätten wir es nicht gemacht." Es folgten weitere Fernsehauftritte, Spitzen-Plätze in den Charts, Echo-Nominierungen. Geehrt wurden sie dann bei der Echo-Verleihung im Jahr 2011 in der Sparte Volkstümliche Musik.

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Als einen Grund für den Erfolg sieht Bernd Ulrich die Nähe zu den Fans: "Wir gehen ihnen nicht aus dem Weg, drehen uns nicht um. Es ist unsere Pflicht, ihnen Rede und Antwort zu geben, weil sie uns hochgebracht haben", sagt er. "Und es sind auch unsere Texte, wir scheuen keine Tabuthemen wie Tod oder Obdachlosigkeit."

Karl Stiehler vom Fan-Club Hessen Mücke sagt: "Wir Fans finden, dass die Texte aus dem Leben gegriffen sind. Manch einer sagt: "Das trifft ja auf mich zu." Das begeistert die Leute." Die Chemie zwischen den Amigos und den Fans habe sofort gestimmt.

Kritiker können sich ruhig totlachen

Schlager an der Spitze der Charts - das mag manch einen verwundern, ist aber längst nicht neu. "Schlager ist ein total unterschätztes Phänomen in Deutschland", sagt der Musikwissenschaftler Martin Lücke von der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Berlin. "Seit etwa den 60er/70er Jahren bekam der Schlager ein schlechtes Image, was auch musikalische Gründe hatte. Aber seit ein paar Jahren erlebt er wieder eine größere Akzeptanz, auch bei einem jüngeren Publikum." Beispiele sind etwa die Erfolge von Guildo Horn oder aktuell von Helene Fischer.

"Den" Schlager gebe es dabei nicht, betont Lücke. Er habe viele Facetten, von volkstümlich über Ballermann-Musik bis Pop. "Auch die Amigos machen eine bestimme Form von Schlager, die eine bestimmte, eher ältere Bevölkerungsgruppe anspricht, die noch CDs kauft. Ihre Musik ist einfach gehalten, was ich aber nicht negativ meine. Sie kann man leichter konsumieren als etwa Jazz."

Für die Amigos ist die Sache ganz einfach: "Der Schlager liegt uns, deswegen singen wir ihn." Das Publikum liebe Schlager. "Die Kritiker können sich von mir aus totlachen über uns - aber dann beschäftigten sie sich wenigstens damit", sagt Bernd Ulrich. (dpa)