Essen. Am Anfang war es Spaß, dann machten sie ein Album daraus: Schauspielerin Scarlett Johansson und Folk-Rocker Pete Yorn. Gemeinsam arbeiten sie seine gescheiterte Beziehung auf, in Songs die an Gainsbourg und Bardot erinnern. Im Interview spricht Scarlett Johansson über die gemeinsame Arbeit.

Die Popmusik hat ihr neues Traumpaar: Nach Serge Gainsbourg/Brigitte Bardot und Lee Hazlewood/Nancy Sinatra, wagen sich nun auch Schauspielerin Scarlett Johansson und Folk-Rocker Pete Yorn vors Mikrofon. Das Ergebnis: Die therapeutische Aufarbeitung einer gescheiterten Beziehung – und eine charmante Warnung an aktuelle Lebensabschnittspartner. Marcel Anders sprach mit der 24-Jährigen über ihr zweites Album, das eigentlich ihr Debüt ist.

Frau Johansson, die Aufnahmen zu „Break Up" stammen von 2006 – warum erscheinen sie erst jetzt?

Scarlett Johansson: Weil ich wahnsinnig beschäftigt bin. Und weil wir, also Pete und ich, das wirklich nur zum Spaß gemacht haben. Da ist erst mal ein bisschen Zeit vergangen, ehe ich mir das noch mal in Ruhe angehört habe. Wobei es mir viel besser gefallen hat als ich dachte. Und Pete ging es genauso. Deshalb sagten wir uns: „Warum bringen wir es nicht raus?" Was aber nicht so einfach war, weil er gerade eine Platte veröffentlicht hat, und ich einen Film gedreht habe. Dadurch hat sich das immer weiter hinausgezögert.

Wobei dies ja Ihr wahres Debüt-Album ist – und nicht „Anywhere I Lay My Head", das immer als solches bezeichnet wird . . .

Scarlett Johansson: Es ist zwei Jahre vor dem Tom-Waits-Album entstanden – als ich an eine Veröffentlichung meiner Musik nicht gedacht habe.

Darf man fragen, wie lange Sie sich schon kennen?

Scarlett Johansson: Oh, ich habe das Gefühl, dass ich ihn schon ewig kenne. Also seit Jahren. Und ich bin mit seinen beiden Brüdern befreundet. Wobei ich sagen muss, dass ich schon immer ein Fan seiner Musik war. Ich habe immer CDs von seinen Brüdern bekommen. Und deshalb fühlte es sich für mich wie ein Projekt unter Freunden an. Wie etwas ganz Natürliches – selbst, wenn es nach außen wie eine merkwürdige Kombination rüberkommt.

Wobei das Album eine therapeutische Geschichte ist – es geht um die Aufbereitung einer Trennungsgeschichte. Inwiefern konnten Sie sich damit identifizieren?

Scarlett Johansson: (lacht) Natürlich war es Petes Beziehung, um die es da ging, und deren Ende ihn ganz schön mitgenommen hat. Aber natürlich konnte auch ich mich damit identifizieren. Einfach, weil ich genug Trennungen selbst erlebt habe. Und die meisten liefen nicht ohne Herzschmerz und Drama ab. Da waren etliche dabei, an denen ich zu knabbern hatte. Ich finde das Ende von Beziehungen ohnehin viel spannender als den Anfang. Zumindest bei anderen – nicht bei mir.

Ist das eine Warnung an Ihren Ehemann, Schauspieler Ryan Reynolds? Dass er bei einer Trennung mit ähnlichen Songs bedacht würde?

Scarlett Johansson: Oh, was solche Dinge betrifft, warne ich ihn nicht. Ich würde das einfach tun – weil der Überraschungseffekt dann größer wäre. (lacht) Obwohl: Ich liebe es, Leuten zu drohen. Vor allem solchen, die mir etwas bedeuten. Und dazu gehört er definitiv. Also . . . ja, er sollte auf alles gefasst sein.

Basiert gute Kunst auf echtem Schmerz?

Scarlett Johansson: Ich hoffe nicht. Ich glaube, es geht nur darum, sich selbst zu öffnen. Also das nicht zurückzuhalten und in sich hineinzufressen, sondern ehrlich zu sich selbst zu sein. Das hört man dann auch – eben, dass es echt klingt.

Was denkt Petes Ex über das Album?

Scarlett Johansson: Sie liebt es.

Im Ernst?

Scarlett Johansson: Und wie! Ich meine, es ist ja auch kein böses Album oder so. Also keine Abrechnung. Es geht nur um Selbsttherapie.

Wie haben Sie sich in der Rolle der Bardot gefühlt? Schließlich sind die Songs wie Gainsbourg/Bardot-Stücke aufgebaut . . .

Scarlett Johansson: Das war Petes Idee, die ich einfach super fand. Wobei ich zunächst eher an Lee Hazlewood und Nancy Sinatra oder auch Iggy Pop und Kate Pierson gedacht habe. Diese Konstellation Junge/Mädchen. Aber Pete hatte eben Brigitte im Sinn und ist auf mich gekommen, weil ich ihn wohl irgendwie an sie erinnere. Nur: Es ist nicht so, als ob wir sie nun als ausdrückliche Vorlage genommen hätten oder als ob wir das exakt in ihrem Stil machen wollten. Das war einfach nur eine Idee, um das Ganze daran aufzuhängen.

Sind Sie ein Bardot-Fan?

Scarlett Johansson: Ich mag die Aufnahmen, die sie mit Serge Gainsbourg gemacht hat, keine Frage. Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich je einen ihrer Filme gesehen habe.