Köln. Leise Töne von Pete Doherty. Der umstrittene Babyshambles-Sänger veröffentlicht ein starkes Solo-Debütalbum. Am Freitag kommt "Grace/Wastelands" in Deutschland in den Handel.

Für Peter Doherty gibt es diese Woche gleich zwei Anlässe zum Feiern. Am Donnerstag (12. März) wird der umstrittene Sänger der britischen Band Babyshambles 30 Jahre alt, einen Tag später kommt sein Solo-Debütalbum «Grace/Wastelands» (Parlophone/EMI) in Deutschland in den Handel. Lange Zeit sah es nicht unbedingt danach aus, als ob der drogenkranke Sänger und Songwriter diesen runden Geburtstag noch erleben würde. Zu heftig und zu selbstzerstörisch war in den vergangenen Jahren das Leben des englischen Soldatensohns, der einen Teil seiner Jugend in Krefeld verbrachte.

Doch jetzt, so scheint es, ist er erwachsen geworden. Aus dem jugendlich-lässigen Pete wurde auf dem Album-Cover der erwachsenere Peter. Und auch «Grace/Wastelands» zeigt ihn als gereiften Musiker, der wunderbar versponnene und betörende Stücke vorlegt, überwiegend akustisch und gerne auch mal mit Streicherklängen angereichert.

Der britische Musiker Pete Doherty. Foto: ddp
Der britische Musiker Pete Doherty. Foto: ddp © ddp

Dafür holte er sich den Gitarristen Graham Coxon von der Band Blur mit an Bord, was dem Album erkennbar gut getan hat. «Letztlich hat Graham Coxon die meisten Stücke eingespielt», räumt Doherty ein: »Offen gestanden war er für das Album wahrscheinlich häufiger im Studio als ich.« Er verehre Blur seit seinen Teenager-Tagen, hatte Doherty unlängst gestanden, und die Gegenwart seines Idols dürfte dem labilen Poeten wohl einiges von seinem berüchtigten Schlendrian ausgetrieben haben.

Vision einer besseren Welt

So schrammelt Doherty bei »Arcadie«, dem ersten Stück des Albums, munter auf der Gitarre seine Vision einer besseren Welt. Und so geht es nahezu ungebrochen weiter mit musikalisch ausgefeilten Balladen, die dem Folk oftmals viel näher als dem Punk sind. Immer wieder geht es auf dem Album in der Zeit zurück, mal mit einer Hommage an die Sandkasten-Liebe, mal mit Erinnerungen an die Clique aus der Vorstadt, mit der man dann doch nicht so viel gemein hatte. Wenn Doherty in »Sheepskin Tearaway« ein Mädchen besingt, das sein Herz an «einen vernarbten und heroinsüchtigen Schwerenöter» verliert, dann kommen unvermeidlich die Erinnerungen an Dohertys turbulente Beziehung mit Topmodel Kate Moss hoch.

Den therapeutischen Wert seines Solo-Debüts streitet Peter Doherty denn auch nicht ab: Ein Album zu veröffentlichen, bei dem nur sein Name auf dem Cover stehe, sei «eine der einschüchternsten Erfahrungen seines Lebens» gewesen. Die Arbeit an «Grace/Wastelands» habe bei ihm einige tief verwurzelte Ängste ans Tageslicht gebracht, gestand er: »In der Drogentherapie hat man mir gesagt, es mangelt mir am Selbstvertrauen. Erst jetzt begreife ich allmählich, was damit gemeint ist.«

Tournee ohne drogenumnebelten Lotteriespiel geplant

Neben diesem Solo-Debüt wird es bald auch ein drittes Album von Dohertys Band Babyshambles geben. Auch an eine Tournee ist gedacht, die dieses Mal nicht zum drogenumnebelten Lotteriespiel für Band und Fans werden soll.

Also geht es offenbar aufwärts mit dem »Poison Prince«, wie ihn Sängerin Amy MacDonald in einem ihrer Hits nannte. Natürlich, ganz ohne Skandal kommt Doherty auch bei seinem Solo-Werk nicht aus. Im Video zum Stück »Last Of The English Roses" küsst er einen Mann. Aber da ist man von Doherty wahrlich Schlimmeres gewohnt. (ddp)