Köln. Weniger ist mehr, das zeigte Sting am Freitagabend in Köln. Der Weltstar ist derzeit mit einer Handvoll Musiker und ohne technischen Schnickschnack auf Tour - und begeistert damit sein Publikum.

Wer mit 60 auf die Bühne geht, denkt neben der Musik normalerweise auch ein bisschen an die Altersversorgung. Große Hallen und große Gewinnspannen sind es allerdings nicht, die Weltstar Sting derzeit interessieren. Mit handverlesener Musikerschar und sparsamer Konzerttechnik sucht der Künstler wieder die echte Nähe zum Publikum. Den einzigen NRW-Auftritt seiner "Back To Bass"-Tour absolvierte Sting jetzt im Kölner E-Werk, wo die sehr persönliche Retrospektive des charismatischen Briten mit entsprechendem Jubel aufgenommen wurde.

Einer wie Sting kann sich diese neue Bescheidenheit natürlich leisten. Seine musikalischen "Fields of Gold" werfen seit Jahren Millionen ab. Einmal erzählt der ehemalige Englischlehrer von seinem Haus mit den gelben Hopfenfeldern und lacht dann selbst: "Quatsch, ist ein Schloss."

Sting erzählt viel, auf Deutsch

Er erzählt viel an diesem Abend und auf Deutsch. Alles ist klug konzeptioniert und komponiert über diese hinreißenden zwei Stunden, auch wenn es ganz schnörkellos und uneitel wirken soll. Kein Tusch, kein Trockeneis, kein bisschen Bühnenshow. Nur dieser drahtige Typ in Jeans und T-Shirt, mit seinen stoppelkurzen Haaren, dem Fender-Bass und der unvergleichlichen, kehligen Stimme, die ohne Alterserscheinungen zu sein scheint wie der ganze Mann.

"All This Times" heißt sein Einstand, gefolgt vom großen "Police"-Erfolg "Every Little Thing She Does Is Magic". Ein angenehm ruppiger "Demolition Man" folgt, der 90er-Hit "Love Is Stronger Than Justice" wird in ein zünftiges Country-Gewandt gesteckt. Und bei "Every Breath You Take" wird die seltene Gelegenheit zum Mitsingen vom Publikum vielstimmig genutzt.

Ein bisschen direkter, rauer, rockiger

Sting im Kölner E-Werk, voller Hingabe
Sting im Kölner E-Werk, voller Hingabe

Sting, der sich in Begleitung eines Symphonie-Orchesters zuletzt so wohl fühlte wie im Repertoire des Renaissance-Musikers John Dowland, ist wieder ganz bei sich. Gitarrist Dominic Miller ("meine rechte Hand seit 22 Jahren") ist ihm dafür der rechte Partner wie dessen Sohn Rufus.

Mit dem altgedienten Schlagzeug-Strategen Vinnie Colaiuta, dem famosen Teufelsgeier Peter Tickell und der großartigen Sängerin Jo Lawry ist eine Combo versammelt, die keine Neuinterpretationen um jeden Preis sucht, sondern oft nur ein bisschen direkter, rauer, rockiger klingen will.

"Message In A Bottle" mit Akustikgitarre

Es gibt ein paar famose Gitarren-Geigen-Duelle zwischen Sting und Landsmann Tickell. Aber immer dann, wenn das musikalische Intermezzo zur Rockmusiker-Pose werden könnte, postiert sich Sting wieder vorm Mikrofon, verkündet ein "trauriges Lied mit gutem Ende, alles klar?!". Und erfreut sich der schönen Schlichtheit so sehr, dass er am Ende sogar noch einmal ganz alleine auf die Bühne kommt, mit seiner Akustikgitarre, und "Message In A Bottle" singt.

Wer sich der Weltsicht des Vegetariers, Yoga-Anhängers und Regenwaldretters Sting danach endgültig verschrieben hatte, konnte beim Rausgehen gleich auf den ausgelegten "Amnesty International"-Listen unterschreiben.

Sting Live im E-Werk

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