Köln. . Der Australo-Belgier Gotye ist ein musikalisches Chamäleon: Beim Konzert in Köln spielte der Musiker vor 1200 Fans mit Motown-Soul und Funk, Dub-Reaggae und Elektronik-Klängen - und präsentierte zu fast jedem Song eine stadiontaugliche Video-Show.

Nimmt man diesen einen Song, der wochenlang die deutsche Nummer eins war, dann meint man den Sound von Gotye schon nach dem kinderliedhaften Marimba-Motiv erfasst zu haben. Ein Irrtum. Denn „Somebody That I Used To Know“ offenbart nur eine seiner unzähligen musikalischen Facetten. Die anderen durften am Samstagabend 1200 Zuhörer in der seit Monaten ausverkauften Kölner Live Music Hall erfahren.

Gotye ist ein musikalisches Chamäleon, das zwischen Motown-Soul und Funk, zwischen Dub-Reggae und verwunschenen Elektronik-Klängen wechselt, als gäbe es nichts Natürlicheres, und dabei einen Hauch von Indie in sein Hippietum mischt. Inmitten dieser verwirrenden Vielfalt fand der Australier mit belgischen Wurzeln stets seine Linie, nicht nur bei „Somebody...“.

Zu fast allen von Gotyes Songs gab’s atemberaubende Videokunst

Auch ein paar andere Songs, die er mit fünf anderen Musikern albumtauglich live spielte, hätten das Zeug zu einem Hit, allen voran das discolastige „Eyes Wide Open“ oder das mit bizarr verzerrter Stimme gesungene „State Of The Art“. Man merkt, dass Gotye seine Freude am Experiment auslebt, ohne live auch nur eine Sekunde dem Zufall zu überlassen. Nicht umsonst gab es zu beinahe allen 14 Songs des Abends atemraubende Videokunst, die teils lippensynchron mit Gotyes unpeinlichem Falsett-Gesang liefen – eine stadionreife Show. Allerdings eine, die viele sehr viele zerbrechliche Momente enthielt. In einer intimen Atmosphäre funktionieren diese Songs gut, nicht aber in der ausnahmsweise zu leise beschallten Live Music Hall, wo sie fast im Publikumsgemurmel untergingen.

Der europäische Winter forderte übrigens Tribut, Sängerin Kimbra konnte den weiblichen Part von „Somebody...“ nicht singen. Gotye drohte, Heino als Ersatz zu bringen. Stattdessen musste das Kölner Publikum ran. Doch das schien noch etwas heiser, Karneval ist ja noch nicht lange her.

  • 1Live sendet am 27. Februar, 21 Uhr, das Konzert von Gotye aus dem Ebertbad Oberhausen.