150 Konzerte in fast anderthalb Jahren: Eine Ochsentour über vier Kontinente lag hinter den Red Hot Chili Peppers, als sie am 26. August 2007 auf dem Leeds Festival zum letzten Mal mit ihrem neunten Studioalbum „Stadium Arcadium“ auf der Bühne standen.

Auch in Deutschland hatten die kalifornischen Funkrock-Superstars während der zurückliegenden Monate immer wieder Halt gemacht: Allein die Dortmunder Westfalenhalle verkauften sie zweimal hintereinander aus – ein triumphales Doppel-Gastspiel vor 24 000 Menschen.

Zum Tourausklang in Leeds waren es dann sogar 70 000, doch niemand ahnte, dass man die Chili Peppers in dieser Besetzung zum letzten Mal live gesehen hatte. Gitarrist John Frusciante verkündete seinen Ausstieg aus der Band.

Es war bereis das zweite Mal, dass die Chili Peppers ihr kauziges Genie gehen sahen. Doch anders als 1992, als Frusciante die Band im Zuge seiner Heroinabhängigkeit verließ, war es diesmal die gereifte Entscheidung eines Geläuterten: Die Chili Peppers waren Frusciante einfach ein paar Nummern zu groß geworden. Eine global gefeierte Band und ihr öffentlichkeitsscheuer Soundarchitekt – das ging nicht länger zusammen.

Triumph mit melancholischen Untertönen

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Von DerWesten

Frusciante sagte, man trenne sich in Freundschaft. Dennoch befällt Peppers-Fans beim Blick auf die Setlist der finalen Leeds-Shows Wehmut. Denn hier hat man sie zum letzten Mal mit Frusciante an der Gitarre gehört: all die Songs, die die vier Peppers über die Jahre gemeinsam geschrieben haben und die so wichtig für ihre Karriere waren. Darunter diese drei:

Nach Frusciantes erstem Ausstieg, nach überstandener Drogensucht und Rückkehr in die Band markierte „Otherside“ als erfolgreichste Single-Auskopplung des Comeback-Albums „Californication“ breitenwirksam die Rückkehr der Red Hot Chili Peppers in Traumbesetzung. Zugleich begann eine neue Zeitrechnung. Kommerziell, weil die Chili Peppers zu einem der größten Rock-Acts ihrer Zeit aufstiegen. Stilistisch, weil sie sich von Elementen wie Rap und Metal aus ihrer Frühphase verabschiedet hatten und vor allem Frusciantes nun eher minimalistisches Gitarrenspiel eine ungeahnte Melancholie in ihre Musik trug. Dabei hatte er eine Tugend aus seiner Not gemacht: Der ehemalige Virtuose hatte vor lauter Heroin über die Jahre sein Instrument völlig vernachlässigt und war bei seinem Wiedereinstieg technisch nur noch ein Schatten seiner selbst. So mussten jetzt eben weniger Noten für genauso viel Emotion stehen. Die Rechnung ging auf.

Im Internet findet sich ein vorzüglicher „Mash-up“ von „Dani California“ und Tom Pettys „Last Dance Of Mary Jane“: Ein gewitzter Musikfan hat den Peppers-Song um die Vocals ihres Sängers Anthony Kiedis bereinigt und stattdessen Tom Pettys Gesangsspur aus „Mary Jane“ darüber gelegt – es passt perfekt. Zweck der Aktion: zu beweisen, dass die Chili Peppers sich für die erste „Stadium Arcadium“-Single dreist an einem 13 Jahre älteren Lied bedient haben und nun den Erfolg genießen, der anderen zusteht. Es ist nicht bekannt, ob man die Band je mit dem Vorwurf konfrontiert hat – selbst wenn, so hätten Kiedis, Frusciante, Bassist Flea und Schlagzeuger Chad Smith wohl kaum mehr als ein verschmitztes Lächeln für die Anschuldigung übrig. Immerhin fanden 28 Songs Platz auf „Stadium Arcadium“, dem ersten Doppelalbum der Band (zehn weitere waren fertig, blieben aber auf Einlenken ihrer Plattenfirma auf der Strecke). Da kann man schon mal den Überblick verlieren, wann und wo man zu offensichtlich abgepaust hat.

Erfolg unter den Fittichen von Jack Rubin

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Zum Erschrecken ihrer Fans gehörte „Give It Away“ auf der „Stadium Arcadium“-Tour erstmals nicht zum allabendlichen Standard-Repertoire – das Publikum in Leeds hatte also Glück. Dabei hat neben dem lüstern groovenden Funkrock-Song allenfalls die andere große „Blood Sugar Sex Magik“-Single „Under The Bridge“ den Aufstieg der Band dermaßen begünstigt. Vor „Blood Sugar Sex Magik“ waren die Chili Peppers eine Band, die seit 1983 an ihrer Vision von „Crossover“ und Partymusik feilte und nur langsam dem Underground von Los Angeles entwuchs. Dann landeten die vier Spaßvögel unter den Fittichen des guruhaften Produzenten Rick Rubin.

Rubin quartierte sie für die Aufnahmen von „Blood Sugar Sex Magik“ in eine verwunschene Gangster-Villa ein, schottete sie von der Außenwelt ab und kitzelte so all die Genialität heraus, die er schon immer in ihnen vermutet haben musste. Als er die Band Monate später wieder ans Tageslicht ließ, hatten sie ein Meisterwerk des Alternative Rock im Gepäck. „Blood Sugar Sex Magik“ wurde für die Chili Peppers zur Eintrittskarte in die Charts, Stadien und Late-Night-Shows der Welt.

Nur einem wuchs das alles schon damals über den Kopf: John Frusciante. Seinen Nachfolger haben die Chili Peppers übrigens ausgerechnet in Frusciantes bestem Freund und langjährigem musikalischen Partner Josh Klinghoffer gefunden. Das erste Album in neuer Besetzung heißt „I’m With You“ und erschien am 26. August.

Die Charts des Jahres:

Bereits 1998 hatte der österreichische Barde Nik P. den „Stern“ veröffentlicht, doch mit Unterstützung seines Landsmannes DJ Ötzi schießt die Nummer nun in alle deutschsprachigen Charts. Am Ende bricht die Après-Ski-Schmonzette mit 41 Top-Ten-Wochen einen 50 Jahre alten Rekord von Freddy Quinn (36 Wochen mit „Die Gitarre und das Meer“) und bleibt über 100 Wochen in den Top 100.

1. Ein Stern (…der Deinen Namen trägt) – DJ Ötzi & Nik P.

2. Nelly Furtado: All Good Things

3. Nelly Furtado: Say It Right

4. Ville Valo & Natalia Avelon: Summer Wine

5. Rihanna feat. Jay-Z: Umbrella

6. Ich + Ich: Vom selben Stern

7. Mark Medlock: Now Or Never

8. Mark Medlock: You Can Get It

9. Monrose: Shame

10.Culcha Candela: Hamma!