Der Name der Band ist so bescheuert wie ihre Karriere steil: Limp Bizkit leitet sich ab von limp biscuit – zu deutsch: schlaffer Keks. Der Name des Albums ist noch bescheuerter: „Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water“. Hundert Prozent sinnfrei.

Die Musik allerdings, mit der Limp Bizkit ab Ende der 90er Jahre ihren weltweiten Siegeszug antreten, um im Jahr 2000 mit ihrem dritten Longplayer ganz oben anzukommen, ist etwas völlig Neues: ein Mix aus HipHop, hartem Rap, zu Lärmwänden zusammengenagelten Gitarrenbrettern, DJ-Scratches und Samples aus dem Computer. Gewürzt mit je 33,33 Prozent Coolness, Arroganz und Provokation. Kurz und knapp: Nu Metal.

Wobei es in der Rückschau verwirrt, dass im Genre-Topf „Nu Metal“ Bands wie Korn, Slipnot, Deftones, die eher verschwurbelten System Of A Down und sogar Alt-Grunger wie Puddle Of Mudd mit den Kollegen von Limp Bizkit, Linkin Park und B.O.D. zusammengerührt werden. Sei’s drum, das Crossover-Ding ging Ende der 90er und Anfang der 00er weg wie warme Semmeln.

Zwischen Kotzbrocken und Mr. Ultrcool

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Von DerWesten

Das lag nicht zuletzt am Durst. Fred mit Vornamen. Tätowierer von Beruf, Frontmann von Limp Bizkit. Ein Typ zwischen Kotzbrocken und Mr. Ultracool, der mit roter Basecap und Dreiviertel-Shorts immer ein bisschen infantil wirkte. Der provozierte, mit Fäkalausdrücken um sich warf, gerne mal Kollegen anderer Bands mit Fäusten und Kolleginnen aus dem Pop-Genre mit Worten verdrosch.

Der ein Konzert schon mal nach 30 Minuten beendete, weil er keinen Bock mehr hatte. Der andererseits als Werbe-Ikone für Skate- und Sportswear-Marken strahlte. Will sagen: Ein Typ, der seinen Reiz aus Widersprüchen und Selbstinszenierung bezog.

Schließlich tauchte, welch ein Zufall, im Internet noch ein Sextape auf, das Fred Durst bei Leibesübungen mit einer Blondine zeigt. Das alles hätte er durchaus nicht nötig gehabt. Gleich das Debüt-Album „Three Dollar Bill, Yall$“ verkaufte sich millionenfach. Der Nachfolger „Significant Other“ war eine Nr. 1 in England.

Dann kam „Chocolate Starfish....“ auf Platz 1 in den USA, in England und in Deutschland. Die fünf Single-Auskopplungen knackten hierzulande alle die Top 50.

Sie gelten allesamt als Genre-Klassiker: „Take A Look Around“, „My Generation“, „Rollin’ (Air Raid Vehicle)“, „My Way“ und „Boiler“: eine fürwahr bemerkenswerte Hitstrecke. Fünf Songs, gela den mit Energie, knüppelhart und dabei doch mit Ohrwurm-Potenzial. Limp Bizkit traf mit dem Album den Nerv der Zeit.

Weichgespült und unispiriert - das vorläufige Aus

Doch nach dem Ausstieg des künstlerischen Masterminds Wes Borland (Gitarre, Gesang), der die Hauptlast des Songwritings getragen hatte, geht’s ab 2001 bergab mit Limp Bizkit. Der Band will so recht nichts mehr einfallen. 2003 schließlich der musikalische Tiefpunkt: „Results May Vary“ enthält mit dem hörenswerten „The Who“-Cover „Behind Blue Eyes“ zwar den größten Single-Hit der Band. Der Song aber kommt weichgespült, uninspiriert und beliebig daher.

Die Provokateure von einst treten bei „Wetten, dass...?“ im Samstagabendprogramm auf. Fred Durst turtelt mit Britney Spears. Die Fans wenden sich ab. Als die Band (auf Tour mit Metallica) ausgebuht wird, bricht Durst den Auftritt nach sechs Songs ab – man gönnt sich eine Auszeit, von der lange Zeit niemand weiß, ob sie jemals enden wird.

Sie endet 2009. Da finden die Streithähne Fred Durst und Wes Borland wieder zusammen. In Originalbesetzung geht die Band ins Studio. Dort bleibt sie fast eineinhalb Jahre. Im April 2011 erscheint „Gold Cobra“, das sechste Studioalbum von Limp Bizkit, das zumindest streckenweise anknüpfen kann an „Chocolate Starfish . . .“, den Geniestreich aus dem Jahr 2000.

Aber ganz ehrlich: Dass die Rock-Welt die schlaffen Kekse aus Florida heute noch braucht, werden nur eingefleischte Fans behaupten.

Die Charts des Jahres 2000:

Big Brother ist 2000 nicht nur ein TV-Thema. Die Insassen der ersten Staffel, allen voran Zlatko und Jürgen, versuchen sich als Schlagersänger – mit Verkaufserfolg. Noch erfolgreicher ist ein ehemals obdachloser Koch aus Österreich. Gerhard Friedle alias „DJ Ötzi“ alias „Anton aus Tirol“ liefert den Partykracher des Jahres. Die Albumcharts führt Carlos Santana mit „Supernatural“ an. (Quelle: media control)

1.Anton aus Tirol feat. DJ Ötzi: Anton aus Tirol

2.Rednex: The Spirit Of The Hawk

3.ATC: Around The World

4.Bomfunk MC’s: Freestyler

5.Bon Jovi: It’s My Life

6.Zlatko: Ich vermiss Dich wie die Hölle

7.Santana feat. The Product & B: Maria Maria

8.Zlatko & Jürgen: Großer Bruder

9.Ayman: Mein Stern

10.Britney Spears: Lucky