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Musik, vor der sich die Menschen fürchten? Warum eigentlich nicht, fragt sich der Gitarrist Tony Iommi Ende der 60er-Jahre. Menschen gucken ja auch Horrorfilme. Sie geben Geld aus, um sich zu ängstigen. Mit böser Musik dürfte das auch funktionieren.
Als Black Sabbath Anfang 1970 ihr Debütalbum herausbringen, lösen sie eine Revolution in der Musikwelt aus. Nie zuvor klang eine Platte so düster, so bedrohlich und unheilvoll. Diesen Stil, stark beeinflusst vom Blues, haben Sänger Ozzy Osbourne, Tony Iommi, Geezer Butler (Bass) und Bill Ward (Schlagzeug) schon in den Jahren zuvor ausgebaut.
Ozzys fesselnder Gesang
Die Jungs aus dem englischen Birmingham spielen sich in Hamburg die Finger wund. Im Star Club brechen sie auch den Besucherrekord. Zu dieser Zeit entstehen Songs, die anschließend in nur 12 Stunden für die Debütscheibe aufgenommen werden. Tiefe, schleppende Gitarrenriffs, kombiniert mit dem monotonen und fesselnden Gesang von Ozzy Osbourne entwickeln eine für damalige Verhältnisse dämonische Atmosphäre.
Das Kreuz war zwar eine Idee der Plattenfirma und wurde ohne Wissen der Band eingefügt, doch Black Sabbath finden Gefallen an der Rolle. Und sind erfolgreich. Obwohl ihre Stücke im Radio kaum gespielt werden und Konzertmöglichkeiten in ihrer Heimat rar sind, schafft es das Album in die Charts und hält sich dort über mehrere Monate.
Das Spiel mit dem Bösen führt dazu, dass Black Sabbath in den USA mit Charles Manson in Verbindung gebracht wird, dessen Sekte 1969 Sharon Tate ermordet hatte. Obwohl die Musiker tatsächlich mit Satanismus nichts zu tun haben, muss die US-Tour verschoben werden.
Der Ursprung des Heavy-Metal
„Paranoid“, das zweite Album von Black Sabbath und im September 1970 veröffentlicht, wird zu einer der erfolgreichsten Platten des Jahres. „Paranoid“ gilt als das erste reine Heavy-Metal-Album der Musikgeschichte. Es katapultiert Black Sabbath in den Rock-Olymp – und lässt Teile der Band gleichzeitig in Dekadenz und Drogensumpf versinken.
In die Aufnahmen des Albums „Volume 4“ wird die für damalige Verhältnisse hohe Summe von 140 000 Dollar investiert. 65 000 Dollar kostet die Produktion, der Rest geht der Legende nach für Kokain drauf. Während sich Iommi in die musikalische Perfektion vertieft, testet Osbourne alle möglichen Rauschzustände.
Der ungehemmte Drogenkonsum hat seinen Preis. Auf manchen Konzerten kann sich der Sänger kaum auf den Beinen halten, geschweige denn vernünftigen singen. 1979, nachdem acht Studioalben veröffentlicht sind, zerbricht die Band.
Und wer weiß, wie Ozzy Osbourne heute aussehen, reden und gehen würde, hätte er damals ein bisschen mehr nachgedacht. Vielleicht gäbe es dann auch diese ganzen skurrilen Geschichten über den „Madman“, den Verrückten, nicht. Seine Managerin Sharon Arden, die er später heiratet und die – wie Ozzy sagt – sein „Leben gerettet hat“, rät ihm zu einem außergewöhnlichen Auftritt, um bei CBS einen Solo-Vertrag zu bekommen. Warum Ozzy dabei in eine Taube beißt, statt sie einfach fliegen zu lassen, weiß er vermutlich selbst nicht mehr. Genauso wenig, warum er 1982 bei einem Konzert seine Zähne in eine Fledermaus rammt. Die Taube bringt ihm ein Hausverbot bei CBS (aber auch einen Vertrag), die Fledermaus eine Tollwutimpfung.
Der Neuanfang für Black Sabbath heißt unterdessen Ronnie James Dio – der große kleine Mann des Heavy Metal mit einer unverwechselbaren, beschwörenden Stimme. Drei Alben entstehen mit Dio vor dem Mikro, bis er 1983 seinen Abschied nimmt. Damit endet vorerst die Erfolgsgeschichte von Black Sabbath. 1989 ist Tony Iommi das letzte verbliebene Gründungsmitglied und kann mit stetig wechselnder Besetzung noch ein paar Achtungserfolge erzielen.
Osbournes umtriebiger Frau und Managerin Sharon gelingt es schließlich, die mittlerweile tiefen Gräben zwischen Ozzy und Tony Iommi zu überwinden: 1997 kommen Black Sabbath in der Originalbesetzung wieder zusammen und geben umjubelte Konzerte.
Eine „Reunion“ (Wiedervereinigung), wie die so entstandene Live-Scheibe genannt wird, ist es aber nicht. Zwar gibt es in den Folgejahren immer wieder Konzerte, doch der Gang ins Studio bleibt aus. Statt dessen lässt Osbourne MTV-Kameras in seinem Haus aufbauen und in der Serie „The Osbournes“ die Gesundheitsschäden langfristigen Drogenkonsums dokumentieren.
Es ist wie 1970, nur dieses Mal unfreiwillig:
Zum Fürchten!
Die Charts
1970 ist das Jahr der „One-Hit-Wonder“: Miguel Rios, die Soulful Dynamics oder Mungo Jerry werden den Erfolg ihrer jeweiligen Debüt-Singles nie mehr erreichen können. Für Peter Maffay begründet sein Sommerhit „Du“ dagegen eine inzwischen über 40 Jahre währende Karriere.
Andere Karrieren klingen aus. Simon & Garfunkel verabschieden sich mit dem Hit des Jahres. Ein letztes Mal sind auch die Beatles nach ihrer Trennung mit „Let it be“ ganz oben vertreten. In den deutschen Alben-Charts wird derweil gerockt: Deep Purple, Led Zeppelin und Cream schaffen es in die Jahres-Top-Ten. (Quelle: chartsurfer.de)
1. Simon & Garfunkel - El Condor Pasa
2. Miguel Rios - A Song of Joy
3. Soulful Dynamics - Mademoiselle Ninette
4. Mungo Jerry - In The Summertime
5. Roy Black - Dein schönstes Geschenk
6. Led Zeppelin - Whole Lotta Love
7. The Beatles - Let it be
8. Christie - Yellow River
9. Creedence Clearwater Revival (CCR) - Down On The Corner
10. Peter Maffay - Du