Köln..
Roxette ist wieder da. Nach knapp neunjähriger Bühnenpause in NRW lockte das schwedische Pop-Duo 10.000 Neugierige zum Kölner Tanzbrunnen. Und Marie Fredriksson und Per Gessle feierten ein grandioses Comeback.
Zwei äußerst spannende Fragen beschäftigten die 10.000 Fans im ausverkauften Kölner Tanzbrunnen vor dem Konzert des schwedischen Exportschlagers Roxette am Donnerstag: Wird der Himmel seine Schleusen öffnen und wie angekündigt ein Unwetter über Köln hereinbrechen? Und die alles entscheidende Frage: Wie werden sich Marie Fredriksson und Per Gessle auf ihrem ersten NRW-Konzert nach rund neunjähriger Bühnenpause präsentieren?
Als Roxette um punkt 20 Uhr mit „Dressed For Success“ ihre knapp zweistündige Show auf dem riesigen Areal eröffnen, lichten sich die schwarzen Wolken, legt sich der Wind und ein paar zaghafte Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg. Aller Unkenrufe der Wetterfrösche zum Trotz: Das Konzert findet statt – und das bei ganz passablem Wetter. Und was für ein Konzert. Die Schweden feiern ein grandioses Comeback, gefeiert von 10 000 begeisterten Fans. Roxette sind mit ihrer Musik im 21. Jahrhundert angekommen.
Marie Fredriksson strahlt ins Publikum, ganz in schwarzes Leder gekleidet mit ihrer platinblonden, superkurzen Igelfrisur, animiert das Publikum zum Klatschen Anders als noch bei ihrem Auftritt bei der „Night of The Proms“ 2009 wirkt sie heute selbstsicher, nicht so zerbrechlich und unsicher wie damals. Und ihre Stimme ist von Beginn an da, kraftvoll, hier und da zärtlich bei den Balladen. Sie ist prägnant, erreicht hier und da vielleicht nicht ganz die Höhen. Aber sie ist da, gereift. Und Per Gessle springt wie eh und je über die Bühne, ein paar markante Falten mehr im Gesicht. Doch seine jugendliche, frische Stimme hat er sich bewahrt. Und seine Gitarrenriffs klingen wie in seinen besten Zeiten.
Sie waren eine der herausragenden Formationen der 80er und 90er Jahre auf der ganzen Welt. Zahllose Charterfolge haben sie gefeiert, haben mit „It Must Have Been Love“ einen Hollywood-Klassiker in „Pretty Woman“ geschaffen. Da birgt ein Comeback nach so langer Zeit auch eine Gefahr, zumal sie die Pause durch die tragische Erkrankung von Marie Fredriksson (Gehirntumor) einlegen mussten. Da kann der Grat zwischen Peinlichkeiten und dem Schwelgen in längst verblassten Erinnerungen schon sehr schmal sein - wie man beim Comeback-Versuch von Whitney Houston gesehen hat.
Doch völlig anders bei den Schweden, die sich schrittweise wieder ins Rampenlicht gewagt haben (Solotour von Per Gessle, Night oft he Proms, kleine Sommertour in Schweden 2010). Sie legen eine unspektakuläre Show auf dieser Welttournee hin (ihrer ersten nach 1994/1995) hin, so, dass sie schon wieder spektakulär wirkt. Sie verzichten auf großen Schnickschnack, lassen sich lediglich durch ein paar Scheinwerfer ins rechte Licht rücken. Und sie haben wirklich gute Musiker im Rücken wie Gitarrist Christoffer Lundquist, Keyboader Clarence Öfermann (auch Produzent der Band) oder Schlagzeuger Pelle Alsing, der schon in den 80er Jahren dabei war. Haben sie am Anfang ihrer Show ein riesiges Fantasiegemälde als Hintergrund, so ersetzen zwei große Konterfeis der beiden Protagonisten diese dann.
Und sie spielen, unterbrochen durch ein paar Nummern Ihres neuen Albums „Charm School“, alle alten Hits. Da werden Erinnerungen wach an die 80er, 90er Jahre. Doch ihre Musik kommt zeitlos rüber, frisch aufgemöbelt für das Jetzt. Sie passt auch ins 21. Jahrhundert. Eigentlich hätte das Duo überhaupt nicht singen müssen, denn die Arbeit nimmt ihnen das textsichere Publikum ab. Geschickt wechseln sich Balladen wie „It Must Have Been Love“ oder „Perfect Day“ mit schnelleren, mitreißenden Nummern wie „The Big L.“, „Joyride“ oder der Nummer „She’s Got Nothing on“ aus dem neuen Album ab. Das Klatschen der Fans will gar kein Ende nehmen, so dass die Schweden gleich zwei Zugabensets geben, darunter dann das von vielen erwartete „The Look“ oder „Spending My Time“, mit denen der Band auch der Durchbruch in den USA gelungen war (Platz 1 der Billboard Charts).
Wer das Konzert verpasst hat: Am 19. Oktober treten Roxette in der Köpi-Arena Oberhausen auf. Dann gibt’s auch eine bessere Sicht auf die Band. Denn am Tanzbrunnen hätte man in den hinteren Reihen schon ein Fernglas haben müssen.