Wattenscheid. Sie sang von der jungen Königin, dem kriegsmüden Soldaten und "Luka" in der Wohnung über ihr -Suzanne Vega verzauberte nach dem Umzug von der Freilichtbühne in der Stadthalle Wattenscheid ihr Publikum.
Suzanne Vega gehört zu den Musikmenschen, die es heimelig machen im globalen Dorf. Ihre heisere Glockenstimme ruft zur Pause im 24-Stunden-Tag, Ihre Gitarre ist ein Teppich fürs Bleiben mitten im unablässigen Gehen, und wenn man genau hinhört, fängt er an zu fliegen. Als Suzanne Vega dann von Vonda Shepard der Kerl ausgespannt wurde, da machte das gleich im globalen Dorftratsch die Runde – und allen kam es so vor, dass die Welt selbst im großen New York ziemlich klein ist.
So lag es an diesem nasskalten Juliabend nur zu nahe, dass Suzanne Vega von der Freilichtbühne in die örtliche Stadthalle umzog. Denn das Häuflein Fans hätte auf den 2500 Plätzen unterm Wolkenhimmel noch so sehr zusammenrücken können, der Wind hätte unwirtlich hindurchgepfiffen.
Die Glamour-Lady, die in Klamotten geschlafen hat
Am Ende hat auch Suzanne Vega längst begriffen, dass das Globale am globalen Dorf das Dorf ist. Jedenfalls sang sie in Wattenscheid nicht weniger elfenschön als in New York, von dem sie ja behauptet, es sei eine glamouröse Lady, die eine Nacht in ihren Klamotten geschlafen habe und der nun das Make-Up etwas verrutscht sei. Sang von guten alten Bekannten wie „Marlene on the wall", dem armen „Luka" aus der Wohnung oben drüber oder von der jungen Königin und dem kriegsmüden Soldaten, der ihre Begegnung nicht überleben wird.
Ein paar Perlen vom letzten Album „Beauty & Crime", das muss reichen an Neuheit, „Ava and Frank" zum Beispiel, zu dem sie das Sinatra-Hütchen wieder aufsetzt. Ach, wie schön doch die Fetzen fliegen können, wenn man nicht mehr ist als ineinander verliebt.
Mit dem dicht am Gassenhauer entlangtanzenden „Tumbstone" sind wir bei der Frage, was von uns bleibt – unser Dorf hat ja leider auch einen Friedhof. Das coole Mädchen mit dem ewig ovalen Gesicht, das da oben auf der Bühne steht, wird ja am morgigen Samstag auch schon 50 Jahre alt. Seine besten Songs haben also längst einen jahrzehntelangen Tauglichkeitstest überstanden, wie das immer noch herzwärmende Liebesleidlied „Gipsy" das sie mit 17 schrieb und in dem sie gehalten werden will wie ein Baby, das nicht einschlafen kann.
Da braucht es zur Perfektion auch nicht mehr als ein paar Scheinwerfer aus der Gartenparty-Liga, einen Schmuse-Bass und eine schmelzende E-Gitarre, die sehr an Vegas Duisburger Hochofen-Auftritt mit Bill Frisell bei der Ruhr-Triennale erinnert. Kein Wunder, dass der Saal einfach nicht aufhören will, als sie „Tom's Diner" angestimmt hat, in der einst so verhassten Rap-Version von DNA, die sie längst eingemeindet hat: „Döt-döt-dödöt, Döt-döt-dödöt, Döt-döt-dödot-dötdödöt..."
Restlos begeisterte Fans, Ovationen im Stehen, drei Zugaben.