Köln. Die Band für den alkoholfreien Rausch: Hartmut Engler und seine Wohlfühl-Gruppe Pur machen 27 000 Fans in der Kölner Arena wunschlos glücklich.
Um 21.55 Uhr pustet die Schneekanone federleichte Flocken aus. Und während sie sich im Scheinwerferlicht in rosafarbene Kirschblüten verwandeln, fragt man sich unweigerlich: „Ist das Leben nicht schön?” Jetzt, so kurz vor Weihnachten, wo alle Wünsche wahr werden können. Vielleicht sogar die von Hartmut Engler, der sich mehr Lohn und Dank für Krankenschwestern wünscht, einen Siegeszug der Liebe durchs Leben und ein dickes Fell für Mutter Erde, dick genug, um ihre undankbare Menschenbrut zu ertragen.
27 000 Fans sind in diesem Moment wunschlos glücklich. An zwei Abenden in Köln, wo Pur auf ihrer „Wünsche”-Tour Station machten, bevor sie dann heute und morgen Abend in der Dortmunder Westfalenhalle antreten. Im Mittelpunkt: Das gleichnamige Album zur Tour. Wieder aufgetaucht aus dem Tal der Tränen – nach der Trennung von Partnerin Nubya durchlitt Engler eine Depression mit allen Nebenwirkungen – präsentiert sich der 48-Jährige strahlend im Tri-Color-Look. Im weißen (roten, blauen) Hemd singt er sich durch ein Repertoire, das von der aktuellen Bestandsaufnahme „Gesund” über den gefährlichen Trip ins „Abenteuerland” bis hin zum alkoholfreien Rausch der frühen Tage reicht: „Hab' mich wieder mal an dir betrunken”.
Das bisschen Glück
Begleitet wird die schwäbische Supernase dabei von der bewährten Tourband, die einmal mehr unter Beweis stellt, dass man Pur-Texte zwar nicht partout mögen muss, aber die musikalische Qualität der Bietigheim-Bissinger über jeden Zweifel erhaben ist. Von einer quadratischen Mittelbühne aus, deren Boden als raffiniert-integrierte Leinwand fungiert, sorgen Pur in zweieinhalb Stunden (ohne Pause) für jede Menge Funkelperlenaugenblicke. Das bisschen Glück, von dem Engler singt, liegt nicht „irgendwo in dieser Welt” versteckt, sondern für Fans im Hier und Jetzt. Im Mitleiden und Mitsingen, im Schmusen und Disco-Fox-Tanzen, im Anstimmen von „O, wie ist das schön”, dem Auf- und Abschwellen der La-O-La-Wellen. Und im Wissen, dass Wunderkerzen in der Arena zwar verboten sind – aber ohne geht es einfach nicht.